Leola
vage selbstzufriedenen Ausdruck, während sie mir die Zähne zeigte.
»Sie
ist nicht hier.« Ihre träge Stimme klang befriedigt.
»Willi?«
sagte ich.
»Die
blonde Hamburgerin.« Sie nickte. »Die ist mit Victor über alle Berge gefahren.
O Fröhlichkeit! O Sommerseligkeit! Die lachenden Liebenden auf der Suche nach
dem fernen Arkadien oder auch bloß nach dem nächsten Motel.«
»Wie
hübsch!« sagte ich liebenswürdig.
Ihre
Brauen hoben sich, während die Augen einiges von ihrer Selbstzufriedenheit
verloren. »Ist Ihnen das egal? Sind Sie nicht der schmerzlich betroffene, von
der unfairen Maid verlassene Liebhaber, der die Flüchtige hitzig verfolgt?«
»Ich?
Wieso?« Ich starrte sie einen Augenblick lang an und schüttelte dann gemächlich
den Kopf. »Sie haben die falsche Frequenz eingestellt.«
»Sie
hätten mich glatt täuschen können.« Sie schürzte die Lippen. »Und ich täusche
mich nicht leicht.«
»Ich
möchte Sie um einen Gefallen bitten«, sagte ich.
»Es
hat hoffentlich nichts mit Sex zu tun?«
»Es
hat nichts mit Sex zu tun«, bestätigte ich. »Ich wundere mich, daß Ihr Herz in
der heißen Sonne nicht schmilzt.«
»Es
ist tiefgekühlt. Meine Batterien sind in Betrieb, und mein Herz wird nur nachts
entfrostet, wenn ich allein bin.« Sie strich sich mit dem Nagel ihres kleinen
Fingers über eine Braue. »Einen Gefallen?«
»Das
hier ist Leola Smith’ Haus, und es wird infolgedessen sicher einen
Projektionsraum haben«, sagte ich. »Vielleicht auch einen
Sechzehnmillimeterprojektor?«
»Keine
Ahnung.« Sie zuckte leicht die Schultern. »Er enthält alles
mögliche und wahrscheinlich auch das. Es würde mich nicht überraschen.
Sie können nachsehen. Haben Sie neuerdings auf pornographische Filme
umgesattelt?«
»Ich
weiß es nicht«, sagte ich ehrlich und hielt den Film in die Höhe, so daß sie
ihn sehen konnte. »Das wird sich herausstellen.«
»Klingt
faszinierend.« Sie öffnete die Tür weiter und trat beiseite, um mir den Weg ins
Haus frei zu machen. »Kann ich ihn mir ansehen?«
»Wir
können im Dunklen Händchen halten.« Ich lächelte.
»Nur
wenn Sie Popcorn mitgebracht haben. Im Dunklen gehaltene Händchen sollten
wenigstens klebrig sein. Ich dachte, die Dame Willi hätte Ihnen das
beigebracht.« Sie wandte sich ab und ging, ihre elastisch wippenden Hüften eine
Symphonie in Orange, vor mir her. »Zum Heimkino bitte hier entlang. Ich hoffe,
der Film hat Untertitel und nicht diese schrecklichen englischen Dialoge mit
Begleitmusik.«
»Es
handelt sich um einen Stummfilm«, sagte ich, während ich ihr folgte. »Aber ich
glaube nicht, daß es sich um ein Lustspiel handelt.«
»Ich
habe mein ganzes Leben viel für die alten Mack-Sennett-Lustspielfilme übrig gehabt.
Das Komischste an ihnen waren diese flachbrüstigen, von Kopf bis Fuß in Gaze
gehüllten Badenymphen mit ihren Bienenstichmündchen, die aussahen, als würden
sie gleich an etwas Gräßlichem operiert.« Sie blieb
stehen und öffnete eine Tür. »Hier lang bitte.« Sie schaltete das Licht ein.
»Hoffentlich kennen Sie sich mit der Technik aus, Rick? Für mich ist diese
ganze Räderwirtschaft und all das Zeug ein Mysterium.«
Die
Projektionskammer in der Rückwand des Vorführraums war technisch einwandfrei
eingerichtet. Im Raum selbst hatten zwei Dutzend Leute auf sechs Reihen
bequemer Sessel Platz. Ich spähte durch eine der Luken und entdeckte auf einem
Tisch hinter den Sitzen einen Sechzehnmillimeterprojektor. Dieses Problem also
war gelöst. Chloe öffnete eine andere Tür, die in den
Zuschauerraum hinausführte, und dort begann ich, den Film in den Projektor
einzulegen. Chloe setzte sich in einen der hinteren
Sitze neben dem Projektor und saß so unmittelbar vor mir. Ich schaltete den
Apparat ein, um mich zu vergewissern, daß ich den Film richtig eingelegt hatte,
und schaltete ihn dann wieder aus.
»Der
Lichtschalter ist an der Wand hinter Ihnen.« Chloe machte es sich gemütlich. »Wenn das auf die ganze Spannung hin nur ein Western
ist, sterbe ich vor Enttäuschung.«
Ich
schaltete den Projektor wieder ein, und ein verschwommenes Lichtrechteck
erschien auf der Leinwand. Eine schnelle Drehung der Linse ließ das Bild scharf
werden, und wir starrten auf ein leeres Zimmer oder, genauer, zwei Drittel
eines leeren Zimmers. Die gegenüberliegende Wand war sichtbar, aber die beiden
Seitenwände außer Reichweite der Kamera. Ich erkannte den Raum und wußte
sofort, weshalb die Reichweite der Kamera so begrenzt
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