Leola
war. Man sah das Innere
der dritten Kabine in dem verfallenen Motel, in der ich eine entnervende Nacht
zugebracht hatte, und die Aufnahme war von der vierten Kabine aus gemacht durch
das Guckloch in der Trennwand, vor dem die Kamera gestanden hatte.
Leola
Smith erschien plötzlich mit ruckartigen, allzu schnellen Bewegungen, und mir wurde
klar, daß ich die Geschwindigkeit falsch eingestellt hatte, aber das kam mir im
Augenblick nicht wichtig vor. Sie schien den Reißverschluß ihres Kleides aufzuziehen, während sie aus dem Bild verschwand. Gleich darauf
kehrte sie in einem kurzen schwarzen Unterrock zurück, setzte sich mit dem
Rücken zur Kamera vor den Toilettentisch und begann sich das Haar zu bürsten.
Ein paar Sekunden lang war das Summen des Projektors schrecklich laut im Raum
vernehmbar. Dann hielt Leola plötzlich inne und blickte auf etwas, das außer
Reichweite der Kamera war. Die Bürste fiel aus ihrer Hand, während sich ihr
Gesicht in offensichtlicher Furcht spannte. Sie stand vom Hocker auf, während
ein Mann auf der Bildfläche erschien und mit mildem Lächeln auf dem Gesicht auf
sie zukam.
Er
war um Vierzig, groß und massig, mit dichtem lockigem Haar, das aus der Stirn
zurückzuweichen begann. An der linken Gesichtsseite hatte er eine Narbe, die
von oberhalb des Mundes bis zum Kinn herunterreichte. Ich vermutete, daß das
Grinsen auf seinem Gesicht gar kein wirkliches Grinsen war, sondern daß sein
Mund durch die Narbe permanent verzogen war. In der herabhängenden Rechten
baumelte lose eine Pistole. Er sprach auf sie ein, und sein Mund bewegte sich
schnell. Einen Augenblick des Betretenseins lang
erwartete ich beinahe, daß unten auf dem Bildschirm ein Text erschiene, so
etwas wie: Der Schurke verfolgt sie noch immer!
Leola
Smith antwortete ihm zornig, und zwischen den beiden entspann sich ein
leidenschaftlicher Streit, bei dem beide schweigend den Mund bewegten, während
Leola immer wieder den Kopf schüttelte. Seine Rechte fuhr plötzlich nach vorn,
packte ihren Unterrock und riß ihn ihr vom Leib. Sie blieb ein paar Sekunden
wie betäubt in Büstenhalter und Höschen stehen, dann fuhren ihre Nägel auf sein
Gesicht zu. Er fing ohne Mühe ihr Handgelenk auf, und ihr Gesicht verzerrte
sich in vergeblichem Zorn, als er langsam ihren Arm verdrehte. Dann legte er
die Pistole auf den Toilettentisch, so daß seine rechte Hand frei war, und zog
Leola an sich. Als sie ihr Gesicht abwandte, grub er seine Finger in ihr Haar
und zwang ihr Gesicht zu sich her, so daß ihr nichts anderes übrigblieb, als
seinem Mund zu begegnen. Er hielt ihren sich windenden Körper vielleicht fünf
Sekunden lang gegen sich gepreßt, dann ließ er sie plötzlich los. Als sie
zurücktrat, streckte er die Hand aus und packte das Vorderteil ihres
Büstenhalters. Die Schulterbänder rissen, und im nächsten Augenblick hielt er
den Büstenhalter in der Hand und lachte.
Sie
bedeckte schnell die entblößten Brüste mit den Armen und sprach wieder auf ihn
ein. Diesmal war es offensichtlich, daß sie ihn anflehte; und diesmal war er
es, der den Kopf schüttelte. Tränen begannen ihr über die Wangen zu laufen,
während sie ihn weiter anflehte, während er ihr mit augenscheinlichem Genuß
zuhörte. Verzweifelt beugte sie sich plötzlich vor, ergriff ihre Haarbürste und
wollte damit nach ihm schlagen. Er schlug sie ihr mit einer verächtlichen
Bewegung aus der Hand und wies dann auf die Pistole. Während er mit ihr sprach,
wechselte der Ausdruck ihres Gesichts von Verzweiflung zu harter
Entschlossenheit. Als er fertig geredet hatte, warf er den Kopf zurück und
lachte erneut. Ihre Hand streckte sich langsam nach dem Toilettentisch aus und
ergriff die Waffe. Er sah zu, wie sie langsam den Lauf auf Höhe seiner Brust
hob, sagte dann wieder etwas und begann erneut zu lachen. Er lachte noch, als
sie abdrückte.
Eine
schwache Rauchwolke stieg spiralenförmig vom
Pistolenlauf auf. Tolver starrte sie verdutzt an.
Sein Unterkiefer war herabgesunken, und gleich darauf gaben seine Knie unter
ihm nach, und er fiel zur Seite. Sein Körper prallte gegen den Toilettentisch,
glitt daran ab und schlug auf dem Boden auf. Leola Smith ließ die Pistole
fallen und blickte auf ihn hinab, mit weit aufgerissenen leeren Augen; dann
begann sie zu schreien. Die Eindringlichkeit dieses stummen Schreis schien für
die nächsten zwei Sekunden mein Trommelfell zu erschüttern, bevor die Szene
plötzlich undeutlich wurde, das Bild verschwand und dann durch
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