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Leola

Leola

Titel: Leola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eigene Pistole, die ich in die
Gürtelhalfter zurücksteckte, und einen Schlüsselbund.
    Ich
kehrte langsam ins Büro zurück, während der Schweiß auf meinem Gesicht zu
trocknen begann und meine Beine aus Gummi zu sein schienen. Ein Glas purer
Bourbon half mir ein bißchen. Nachdem ich das Glas leergetrunken hatte, spülte
ich es aus und trocknete es sorgfältig ab und stellte es anschließend in das
Barschränkchen zurück. Damit blieben nur noch die beiden benutzten Gläser
übrig, aus denen Walsh und Lennie getrunken hatten
und die infolgedessen mit ihren Fingerabdrücken übersät waren. Dann ging ich
hinaus und durchforschte die Kabinen.
    Die
ersten beiden waren offensichtlich seit ein paar Jahren nicht benutzt worden
und halb verfallen. Die dritte war behaglich eingerichtet und möglicherweise
vor kurzem bewohnt gewesen. Die vierte war genauso möbliert, hatte aber eine
interessante Neuerung: An der Zwischenwand befand sich ein rundes Guckloch,
durch das man, wenn man hindurchsah, einen recht guten Blick in die Kabine
nebenan werfen konnte. Ich kehrte zurück und durchsuchte das Büro. Die oberste
Schreibtischschublade war verschlossen, und so probierte ich die Schlüssel, die
ich Walsh weggenommen hatte, und fand einen, der paßte .
In der Schublade lag eine Spule mit Sechzehnmillimeterfilm. Da es auf meiner
Uhr bereits Viertel nach fünf war und der Tag bald anbrechen mußte, überlegte
ich, daß der Film warten könne, und nahm ihn mit. Der Zündschlüssel befand sich
ebenfalls am Ring, und die schwarze Limousine sprang bei der ersten Drehung an.
    Der
Morgen war viel zu hell und sonnig, als ich gegen sieben Uhr vor Miersons Haus hielt. Vermutlich sagte es ihm gar nicht zu,
so früh aus dem Bett gezerrt zu werden; und seinem Gesichtsausdruck nach war
ich ohnehin der letzte Gast, den er sich vor dem Frühstück gewünscht hätte. Ich
überredete ihn — indem ich ihm meine Pistole in den Hängebauch bohrte — , mich
dahin zu fahren, wo er vor ein paar Stunden meinen Wagen abgestellt hatte. Dann
ließ ich ihn in Walshs Wagen zurück, nachdem ich ihm klargemacht hatte, daß er
schnellstens aus der Stadt verschwinden solle, weil die Polizei gegen Mittag
nach ihm zu suchen anfangen würde. Dann fuhr ich in meinem eigenen Wagen nach
Hause.
    Ich
legte mich schlafen, nachdem ich den Film und meine Pistole unter das
Kopfkissen gesteckt hatte. Irgendwie hatte ich neuerlich die Gewohnheit
aufgegeben, den Leuten zu trauen.

ACHTES KAPITEL
     
    I ch wachte gegen zwei Uhr am Nachmittag auf, duschte
und rasierte mich und zog mich an. Die Tür des Gästezimmers stand weit offen,
aber von Willi Lau war nirgendwo etwas zu sehen. Als ich die Küche betrat, lag
dort ein Zettel auf dem Tisch:
     
    Ich hasse
Dich! Ich wette, daß Du gestern nacht noch zu diesem
alten Weibsstück, der Benton, gegangen bist! Ab ich heute früh zu Dir
hineingeschaut habe, hast Du geschnarcht wie ein Schwein. Ich habe ein Taxi
angerufen, das mich zu Victor Amory bringt, der ein
sehr hübscher Mann ist, selbst wenn er säuft, und der mich braucht. Leb wohl!
    Willi
Lau (Unterschrift in kindlichem Gekritzel)
    PS.
Ich habe einen Teil meiner Unterwäsche im Gästebadezimmer gewaschen. Please do not disturb !
     
    Es
war wirklich ein verdammter Niedergang, fand ich. Angefangen hatte es damit,
daß ich ein schönes Mädchen als Hausgast hatte, und geendet hatte es damit, daß
ich eine Art chinesischer Wäscherei betrieb. Ich machte mir Kaffee, trank drei
Tassen, nahm dann die Filmrolle und trug sie in den Wagen hinaus. Was ich
natürlich brauchte, war ein Sechzehnmillimeter-Projektionsapparat, um den Film
sehen zu können. Ich kannte auf Anhieb ein Dutzend Leute, die einen besaßen,
aber irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob der richtige Ort dafür Leola Smith’
Haus sei; und — das versicherte ich mir fortwährend — Willi Lau hatte damit
nicht das geringste zu tun.
    Ich
ließ mir Zeit für eine späte Frühstück-Lunch-Kombination, denn es gibt nichts
Peinlicheres, als wenn ein erwachsener Mann dauernd aufstößt. Und so war es
gegen vier Uhr nachmittags, als ich meinen Wagen vor Leola Smith’
Prachtbehausung parkte. Wenn das Heim da ist, wo das Herz ist, dann waren hier
gut und gern eine Viertelmillion Dollar verschwendet.
    Chloe Benton öffnete die Tür. Sie trug einen orangefarbenen
Hausanzug, der in mir das Bedürfnis weckte, eine dunkle Brille aufzusetzen,
bevor ich wagen konnte, ihn wieder anzusehen. Ihre großen violetten Augen
hatten einen

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