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Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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hier sitzen. Aber in zwei Wochen, das sag ich euch, ist keiner mehr hier. In zwei Wochen werdet ihr euch alle verstecken!”
    „Dass ich nich’ lache!”, rief Raban, doch ein Blick von Marlon brachte ihn augenblicklich zum Schweigen.
    „Ja, ganz genau! Ihr würdet euch selbst dann noch verstecken, wenn ihr ab heute jeden Tag im Olympiastadion herumbolzen dürftet.”
    Er machte eine Pause und wir schwiegen brav, so schwer es uns fiel. Aber Marlon hatte nun einmal Recht. Das Olympiastadion würde die Unbesiegbaren Sieger nicht besiegbarer machen. Es würde den Schuss des Dicken Michi nicht sanfter, Krake im Tor nicht ängstlicher, Sense nicht friedlicher und Kong und Mähdrescher nicht langsamer machen. Deshalb muss-ten wir etwas tun, um selbst besser zu werden. Ein Trainer war dafür genau die geniale Idee. Doch wie bei jeder genialen Idee haperte es bei ihr an der Umsetzung.
    Wer sollte uns schon trainieren? Wer wollte uns schon trainieren? Raban nannte Ottmar Hitzfeld vom FC Bayern . Das war, glaube ich, der einzige Trainer, den er überhaupt kannte. Doch auf diesen Vorschlag gingen wir gar nicht erst ein.
    Der einzige Mann, von dem wir sonst wussten, dass er mal Fußball gespielt hatte, war Maxis Vater. Doch Maxi graute schon davor, an diesem Abend nach Hause zu kommen. Er hatte zwanzig Tage Hausarrest und er dachte nicht daran, seinem Vater auch nur eine einzige Frage zu stellen.
    Da hinkte jemand auf uns zu, an den wir bisher überhaupt nicht gedacht hatten. „Hallo Männer!”, begrüßte er uns, „Heute ist wirklich ein sehr harter Tag!”
    Dann reichte er jedem von uns eine Apfelsaftschorle und zwinkerte mit dem Auge.
    „Wenn ich euch irgendwie helfen kann, müsst ihr’s nur sagen!”, lächelte er und ihr könnt sicher sein, dass wir sein Lächeln mochten, auch wenn es kräftig nach Alkohol roch.

Willi, na klar!
    Uns fiel es wie Schuppen von den Augen.
    „Willi, na klar!”, riefen wir und sprangen auf.
    Willi wich unwillkürlich zurück. Soviel Begeisterung hatte er seit Jahren nicht mehr erlebt.
    „Du warst doch mal Fußballprofi!”, rief Fabi.
    „Einen Moment!”, versuchte uns Willi zu bremsen.
    „Doch, das hast du gesagt!”, fiel ich ihm ins Wort.
    „Das hast du!”, bekräftigte Joschka.
    „Na klar war er das!”, bestätigte Raban, „Er war der Beste! Schaut ihn doch an!”
    Willi stand vor uns und versuchte vor lauter Verlegenheit, den Acht-Tage-Bart aus seinem zerknitterten Gesicht zu wischen.
    „Halt! Einen Moment! Jetzt wartet doch mal!”, stammelte er.
    Wir hingen an seinen Lippen. Willi nahm seine Baseballkappe ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Ähm, wisst ihr, ich muss euch was ...“
    „Nein, du hast es gesagt!”, fiel ihm Felix ins Wort. Er wollte den Satz nicht zu Ende hören: „Du warst ein richtiger Profi, bis dir so’n Knochenbrecher wie der Dicke Michi dein Knie ruiniert hat.”
    Willi stand vor uns und hob hilflos die Arme.
    „Hab ich das wirklich gesagt?”
    Wir nickten und schwiegen und schauten ihn an. Willi räusperte sich.
    „Hatt’ ich da vielleicht schon ’n bisschen getrunken?”
    Wir schüttelten unsere Köpfe.
    „Ganz ehrlich? Seid ihr da sicher?“
    Wir lächelten ihn erwartungsvoll an. Willi seufzte. Dann führte er einen Tanz auf, als wollte er aus der Haut fahren. Schließlich war er fertig damit.
    „Also gut”, seufzte er, „ihr sucht einen Trainer. Hab ich das richtig gehört?”
    „Ja, das hast du”, antwortete Marlon erwartungsvoll.

    „Und ihr habt euch mich ausgesucht?”, fragte Willi sehr skeptisch.
    „Ja, das haben wir”, schoss es Fabi und mir aus dem Mund.
    „Warum?”, fragte Willi. „Weil ihr keinen anderen habt?“
    Wir schwiegen verlegen.
    „Oder weil ihr denkt, dass ich wirklich der Beste für diesen Job bin?”
    Wir schauten ihn an.
    „Das müsst ihr mir jetzt ganz ehrlich sagen. Du, Leon, hast da gerade ’ne verdammt dicke Lippe riskiert. Zu dick, wenn du mich fragst. Für sowas hättest du ’n blaues Auge verdient.”
    „Na und!”, grinste ich, doch Willi musterte mich so lang, bis mein Grinsen verschwand.
    „Das ist euch doch klar. In zwei Wochen werdet ihr euch alle ein blaues Auge abholen und ihr könnt froh sein, wenn es nur dabei bleibt. Der Dicke Michi und seine Unbesiegbaren Sieger sind nämlich zwei Nummern zu groß für euch.”
    Wir schauten überrascht zu ihm hoch. Das hatten wir nicht erwartet, oder besser gesagt: Das wollten wir auf keinen Fall hören. Doch Willi war

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