Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
gnadenlos.
    „Und wenn ihr mich fragt, habt ihr nicht die geringste Chance gegen die.”
    Jetzt reichte es mir. Ich sprang auf.
    „Verflixt! Ich dachte du bist unser Trainer!”, explodierte ich, doch Willi schüttelte nur den Kopf.
    „Das bin ich noch nicht. Ich bin nur ehrlich zu euch.”
    „Auf diese Ehrlichkeit kann ich pfeifen! Steck sie dir irgendwohin!”, schimpfte ich und Tränen stiegen mir vor Wut in die Augen.
    Willi schaute von mir zu den anderen, die immer noch vor ihm auf den Bordsteinen hockten.
    „Denkt ihr dasselbe wie Leon?”, fragte er. Die anderen starrten betreten zu Boden.
    „O.k.”, sagte Willi, „dann kann ich nichts machen.”
    Er sammelte die leeren Gläser ein und hinkte zum Bolzplatz zurück. Wir schauten ihm nach. Wir waren am Boden zerstört. Da blieb Willi noch einmal stehen und drehte sich um.
    „Ich dachte, ihr wollt diese Mistkerle schlagen.”
    Willi sah uns auffordernd an. Ich verstand überhaupt nichts mehr.
    „Was soll das?”, rief ich, „Ich dachte, das ist unmöglich!”
    „Das ist es auch”, antwortet Willi ganz ruhig. „Aber selbst das Unmögliche kann man schaffen, wenn man aufrichtig ist.” Um seinen Mund entstand der Hauch eines Lächelns, was mich nur noch wütender machte.
    „O.k., o.k., und was willst du hören?” Das, was ich jetzt sagen musste, hatte ich noch niemals gesagt: „Ja, ich hab Schiss! Ist es das? Bist du jetzt endlich zufrieden?”
    Das Lächeln um Willis Mund verschwand. Er schüttelte traurig den Kopf. „Nein, das bin ich nicht. Ich will nur wissen, welchen Trainer ihr wollt. Wenn ihr mich wollt, dann müsst ihr mir hundertprozentig vertrauen. Und ich muss euch hundertprozentig vertrauen. Nur wenn wir uns gegenseitig vertrauen, werden wir die Unbesiegbaren Sieger besiegen.”
    Willi stand da und wartete.
    Felix schluckte: „Und was ist mit der Angst?” Diese Frage stellte er für uns alle.
    „Ich verstehe”, nickte Willi und das Lächeln kehrte in die Grübchen um seine Mundwinkel zurück. „Eure Angst ist fantas-tisch. Nur weil ihr Angst habt, könnt ihr es schaffen. Versteht ihr das nicht? Sie ist eure Kraft.”
    Wir schüttelten unsere Köpfe. Wir verstanden kein Wort.
    Willi hob die Mütze und kratzte sich darunter am Kopf.
    „Verflixt und egal. Ihr werdet das schon noch kapier’n. Hauptsache ist, ihr kommt morgen alle zur Wiese am Fluss. Direkt bei der Brücke. Um zehn. Ist das klar? Wer zu spät kommt, zahlt allen anderen ’n Bier, ähm, ich meine eine Apfelsaftschorle. Und haltet die Ohren steif, Männer!”
    Willi zwinkerte uns noch einmal zu, dann hinkte er zu seinem Kiosk zurück. Wir brauchten noch ungefähr eine knappe Minute, bis der Letzte von uns begriff, dass wir einen Trainer hatten. Mir fiel ein Stein vom Herz.
    „Wir werden da sein!”, rief ich Willi hinterher. „Du kannst dich hundertprozentig auf uns verlassen!”
    „Und ihr zieht euch besser warm an!”, rief Raban zum Bolzplatz hinüber. „Hey Michi, sag das deinen Dumpfbacken! Ihr habt noch zwei Wochen Zeit!”
    Dann rannten wir los.

Väter und Mütter
    Wir rannten, was das Zeug hielt. Das war ein fantastischer Tag. Wir hatten es dem Dicken Michi gezeigt und wir hatten einen eigenen Trainer. Wir waren jetzt nicht mehr nur ein paar kleine Jungs, sondern eine richtige Fußballmannschaft mit einem alles entscheidenden Match. Das wollten wir jedem erzählen. Das mussten wir jedem erzählen und deshalb rannten wir alle, so schnell wir nur konnten, nach Hause. Selbst Maxi tat das und das war ein Fehler.
    Maxi hatte vergessen, was in den letzten Tagen passiert war. Es fiel ihm erst ein, als er vor der Alten Allee Nr.1 stand. „Zwanzig Tage Hausarrest”, schoss es ihm durch den Kopf, dass es schmerzte, „und absolutes Fußballverbot!” Geistesgegenwärtig entschied er sich gegen die Haustür und für den Weg über den Apfelbaum und die Garage. Immerhin war es noch nicht einmal Mittag. Vielleicht hatte seine Mutter gar nicht bemerkt, dass er ausgebüchst war. Doch als er durch das Fenster ins Badezimmer schlüpfte, saß dort sein Vater schon auf dem Klo. Er war wie jeden Mittag zum Essen nach Hause gekommen und spätestens jetzt verlor er den letzten Rest seines Humors.
    „Ab in dein Zimmer!”, lautete sein tonloser Befehl. „Wir reden später darüber.”
    Doch wie sollte Maxi über irgendwas reden? Maxi spielte nur Fußball. Er redete nicht und morgen um zehn sollte und musste unser Training beginnen.
    Für Fabi lief es am leichtesten. Seine

Weitere Kostenlose Bücher