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Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Mutter hatte ihn ja selbst weggeschickt, um ihre Porzellanteller vor ihm zu retten. Sie konnte ihm gar nicht böse sein. Und als er ihr jetzt die ganze Geschichte begeistert erzählte, schüttelte sie nur den Kopf. „Warum muss ein Mann immer das tun, was ein Mann tun muss?”, dachte sie. „Deinem Vater wird das gefallen, wenn du es ihm heute Abend erzählst.” Damit war die Sache für Fabi erledigt. Er musste nur darauf warten, dass es Morgen wurde und das Training begann. Doch dann stellte seine Mutter noch eine Frage: „Was macht ihr eigentlich, wenn Maxi nicht kommt?”
    Zur selben Zeit stürmte Felix in die Küche der Karl-Valentin-Straße Nr.11 und wurde dort von seiner Mutter erwartet. Sie stand da und hielt das Fieberthermometer in ihrer Hand. Im ersten Moment dachte Felix, er hätte eine Zeitreise gemacht und es seien keine drei Stunden vergangen, seitdem er sie mit seiner Eiswürfellist ausgetrickst hatte. Sicherheitshalber schaute er auf die Uhr. Nein, es war wirklich schon zwölf und damit stand eindeutig fest: seine Mutter hatte sich seit drei Stunden nicht mehr bewegt.
    „Oh Mann, Mama, hast du nichts Besseres zu tun?”, rutschte es Felix statt einer Begrüßung heraus. Doch seine Mutter sagte kein Wort. Deshalb stand noch etwas fest: Sie hatte ihm seine Temperatur nicht geglaubt. Sie wollte noch einmal messen und dieses Mal hatte Felix keinen Eiswürfel unter der Zunge.
    In aussichtsloser Situation nahm er das Fieberthermometer und steckte es sich in den Mund. 37° war die magische Grenze. Die Zahl auf der LCD-Anzeige stieg immer höher. Bei 36,8° schloss Felix die Augen und es dauerte noch eine Ewigkeit, bis der Piepston des Thermometers ertönte.
    „37,4”, sagte seine Mutter. Es klang wie ein Todesurteil.
    „Ich will Dr. Müller-Wohlfahrt von den Bayern!”, protestierte Felix, „Für den ist sowas ein Klacks. Der spritzt mich wieder gesund.”
    „Du gehst ins Bett!”, lautete die eindeutige Antwort.
    „Und du verstehst nichts von den wichtigen Dingen im Leben!”, gab Felix zurück. Doch obwohl er ganz sicher war, dass er Recht hatte, verpuffte sein Widerspruch und er ging brav in sein Bett.
    Raban dagegen war gar nicht brav. Er dachte gar nicht daran. Raban war wütend. Als er in die Rosenkavaliersgasse Nr.6 zurückkam, standen die drei Töchter der Freundinnen seiner Mutter immer noch vor dem Stuhl und frisierten sich selbst.
    „Wenn mich eine von euch jetzt Rabarbarlein nennt, zieh ich ihr ihren Schlüpfer bis über die Ohren und knote ihn zu!”, drohte er eindrucksvoll und stürmte an ihnen vorbei, die Treppe hinauf und in das Arbeitszimmer seiner Mutter hinein. „Jetzt hör mir mal ganz genau zu! Der Dicke Michi hat uns im Sack und der Bolzplatz ist für die nächsten zwei Wochen futsch. Deshalb müssen wir uns gegenseitig vertrauen können und auf jeden Fall siegen. Und deshalb hab ich für die Schnepfen da unten ab jetzt nie mehr Zeit. Ist das klar?”
    Seine Mutter, die in ihre Arbeit vertieft war, schaute ihn völlig verdattert an.
    „Okay, dann sind wir uns also einig!”, antwortete Raban für sie und stürmte aus dem Zimmer auf die Treppe hinaus. Von dort verabschiedete er die drei Mädchen. „Hey, ihr drei Kindergarten-Friseusen. Der Pudel eurer Oma hat eure Barbiepuppen zerfleischt!”
    Entsetzt sprangen die Mädchen auf und rannten zur Haustür.

    „Ach ja, und ich hab ihm dabei geholfen. Wir hatten einen Mordsspaß! Ihr solltet euch halt nicht mehr so lang herum-treiben. Hört ihr? Zumindest nicht erwünscht!”
    Die Mädchen stürmten schreiend nach draußen. Danach war es still. Raban lauschte zum Arbeitszimmer seiner Mutter zurück und hörte ihr Tippen auf der Computertastatur. Er grinste zufrieden und nahm sich ganz feierlich den letzten Lockenwickler aus dem Haar.
    Eine halbe Stunde später kam Julis und Joschkas Mutter von der Arbeit in den Fasanengarten zurück. Doch anstatt ihrer Kinder fand sie dort wieder nur den Kassettenrekorder. Er lag auf dem Küchentisch. Julis und Joschkas Mutter seufzte und schaltete ihn ein.
    „Wir warten im Baumhaus auf dich”, tönte die sehr knappe Ansage aus dem Lautsprecher.
    Julis und Joschkas Mutter zauderte für einen Moment. Sie biss sich auf die Unterlippe und zog ihre Stirn in sehr tiefe Falten. Dann ging sie energisch zur Küchentür, riss sie auf und rief zum Baumhaus hinauf: „Ich denk nicht daran!”
    Doch im Baumhaus rührte sich nichts. Julis und Joschkas Mutter wurde jetzt noch energischer: „Juli und

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