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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hört!“
    Einer der Reiter wandte sich an Schreiner Giuseppe, der vor
    seiner Werkstatt stand und sich dieses Schauspiel ansah. Schwere Gespanne kamen normalerweise selten durch Vinci – und genau das war die Lebensgrundlage für das Geschäft von Carlos Vater, der mit seinem leichten Pferdewagen die Orte in der Umgebung versorgen konnte.
    Der Weg von Pisa nach Florenz über Vinci war zwar etwas
    kürzer, als über die Südstrecke, aber dafür unwegsamer und wenn man von einem Regenguss überrascht wurde, saß jeder Wagen erst einmal fest – gleichgültig, welche Größe er hatte.
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    Der Reiter unterhielt sich einige Augenblicke lang mit dem
    Schreiner Giuseppe. Offenbar erkundigte er sich nach dem Weg.
    Giuseppe fuchtelte den Armen in der Luft herum, und deutete einmal in Richtung Florenz, dann zur Kirche hinüber und schließlich in die entgegengesetzte Richtung.
    Der Wagenzug setzte sich nun endlich wieder in Bewegung.
    Anstatt weiter Richtung Florenz zu fahren, bog man rechts ab.
    Die Wagen quälten sich über den von Unebenheiten durchzogenen
    Weg, an dem das Gasthaus von Giannas Eltern lag.
    „Aha, die wollen also wohl mal Rast machen“, meinte Carlo. „Ich kann übrigens heute nicht so lange bleiben.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich für meinen Vater noch einiges zusammenrechnen
    muss.“
    „Schade.“
    „Glaubst du, diese Wagenkolonne hat irgendetwas mit dem
    Portugiesen zu tun?“
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    Leonardo zuckte mit den Schultern. „Wir wissen einfach noch zu wenig, aber ich glaube eigentlich eher nicht. Aber vielleicht sollte ich mich da später mal umsehen.“
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    5.Kapitel
    Gerüchte und Neuigkeiten
    Etwas später, als Carlo schon gegangen war, ging Leonardo zum
    Gasthaus, um Gianna zu besuchen.
    Das Gasthaus war voll. Die Gruppe von Kaufleuten, die er aus
    dem Fenster seines Zimmers über den Dorfplatz hatte fahren sehen, machte hier Rast. Sie kamen offenbar aus Pisa und fuhren mit Waren aller Art beladen weiter nach Florenz, wo die Sachen auf den Markt gebracht werden sollten.
    Kurz nachdem Leonardo das Gasthaus betreten hatte, sprach
    Leonardos Mutter ihn an. Sie hatte einen Weinkrug in den Händen und konnte gar nicht so schnell nachfüllen, wie es die Gäste
    verlangten.
    „Leonardo! Was machst du denn hier?“, fragte sie stirnrunzelnd.
    „Wo ist Gianna?“
    „Sie passt auf die Kleine auf und hat heute keine Zeit für dich!“, erklärte sie ziemlich abwehrend. Sie hatte wohl noch die Zeiten in unangenehmer Erinnerung, da Gianna öfter mit Leonardo losgezogen 73

    war und meistens vollkommen verdreckt oder mit irgendwelchen
    kleineren Verletzungen zurückkehrte, was ihre Mutter einzig und allein auf Leonardos Vorschläge und Ideen schob.
    Dass dieser nun den Kontakt wieder aufnahm, löste bei ihr daher alles andere als Begeisterung aus.
    „Du findest sicher etwas, womit du dich sonst noch beschäftigen kannst“, sagte sie.
    Leonardo verstand sehr gut, was das bedeutete. ‚Geh und
    verschwinde!’, meinte sie wohl eigentlich. Den Grund dafür, konnte sich Leonardo schon denken. Sein Vater war schließlich der einzige Notar in der Gegend. Zu ihm gingen die Menschen aus der ganzen Gegend, wenn sie ein Schriftstück aufsetzen, einen Vertrag
    abschließen, die Echtheit einer Urkunde bestätigen oder einen Antrag an die Stadtregierung von Florenz richten wollten. Die meisten Leute konnten nämlich schlicht und ergreifend nicht gut genug schreiben, um das selbst tun zu können. Ein vermögender Mann war Ser Piero dadurch allerdings nicht geworden, denn die meisten seiner Kunden waren selbst arm und konnten nicht viel seiner Dienste bezahlen.
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    Daher hoffte er langfristig, für eine der bedeutenden Händlerfamilien arbeiten zu können, die Florenz beherrschten.
    Und wenn Leonardo auch nicht bei ihm lebte, so war es für einen Gastwirt sicher nicht klug, sich mit einem Mann wie Ser Piero zu verfeinden. Schließlich kamen seinetwegen Menschen aus einem
    Umkreis von mehr als einem Tagesritt zu ihm, um seine Dienste in Anspruch zu nehmen – und viele von ihnen kehrten dann im
    örtlichen Gasthaus von Vinci ein. Aber wenn Ser Piero diesen
    Fremden über das Gasthaus eine schlechte Empfehlung gab, blieben viele dieser Gäste vielleicht weg. Und zum anderen aß Ser Piero selbst regelmäßig dort zu Abend, seit seine Frau bei einer Fehlgeburt gestorben war und er niemanden mehr hatte, der für ihn kochte.
    „Dann warte ich hier, bis mein Vater kommt“, meinte Leonardo.
    „Das ist heute sinnlos,

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