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Leonardos Drachen

Leonardos Drachen

Titel: Leonardos Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bei einer mehrfachen Übersetzung immer die Frage war, ob am Ende nicht etwas völlig Falsches dabei herauskam.
    Wenig später geleitete ihn der Diener aus dem Gewölbe.
    Ser Piero, Melina und Clarissa warteten bereits in der Eingangshalle auf ihn.
    „Schön, dass du da bist“, sagte Ser Piero etwas ungeduldig. „Ein Wagen wird uns nach Hause bringen.“
    Seine Zeichnungen hatte Leonardo unter seinem Wams verborgen. „Ich werde jetzt öfter hierherkommen“, kündigte er an. „Fra Branaguorno, der Bibliothekar der Medici, hat mich ausdrücklich dazu eingeladen. Und das hätte er nicht getan, wenn es nicht dem Willen des Stadtherren entsprechen würde.“
    „Dazu hast du doch jetzt gar keine Zeit mehr“, meinte Ser Piero etwas ungehalten, während sie in die Kutsche stiegen, die sich gleich darauf in Bewegung setzte.
    „Nun, ich werde eben zusehen müssen, die Werkstatt von Meister Andrea immer rechtzeitig zu verlassen, auch wenn das etwas schwierig sein wird. Aber ich glaube, eshat ihn ziemlich beeindruckt, als plötzlich einer der Söldner des Stadtherrn mit einer Kutsche vorfuhr, um mich abzuholen. Das wird er so schnell nicht vergessen!“
    „Leonardo!“
    „Außerdem gibt es ja noch den heiligen Sonntag – und den hält sogar Meister Andrea del Verrocchio ein!“
    Leonardos Vater beugte sich etwas vor. „Ich habe wichtige Neuigkeiten. Offenbar werden zurzeit Botenreiter der Medici-Bank systematisch überfallen. Der Herr de’ Medici versucht, das im Moment noch geheim zu halten, denn falls das bekannt würde, könnte es sein, dass die Kaufleute anfangen, der Medici-Bank nicht mehr ihr Geld anzuvertrauen. Schließlich kann die Bank so nicht arbeiten. Es muss ja immer klar sein, wie viele Wechsel wo ausgestellt wurden, wie viel Gold und Silber dafür in den Kellern des Medici-Palastes lagern muss.“
    „Da will offenbar jemand dem Stadtherrn wirklich schweren Schaden zufügen“, ergänzte Melina. „Aber du solltest so etwas nicht mit dem Jungen besprechen.“
    „Wieso nicht? Er soll gewarnt sein! Das Gesindel, das den Stadtherrn überfallen hat, treibt sich immer noch in der Gegend herum. Es sind Männer mit vielen Hakenbüchsen – genau wie bei dem Überfall auf Piero de’ Medici!“
    Leonardo wusste schon, worauf das hinauslief: keinen Schritt vor das Stadttor setzen!
    „Und das ausgerechnet jetzt, wo ich kurz davor stehe, einen Flugdrachen zu bauen!“, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf. Im Geiste hatte er sich schon jedenArbeitsschritt dazu überlegt – und auch, welche Materialien er benutzen würde.
    Für die ersten Modelle seines Drachen wollte er Papier für die Tragflächen nehmen – aber wenn sich herausstellte, dass er gute Flugeigenschaften hatte, konnte man ja auch an etwas Haltbareres wie Seide denken. Allerdings würde Melina wohl kaum bereit sein, ihm etwas von diesem kostbaren Stoff dafür zu überlassen, damit er es zerschnitt und an dünnen Hölzern befestigte.

Der Mann im Schatten
    V or ihrem heimatlichen Haus hielt die Kutsche an und sie stiegen aus. Es war schon weit nach Mitternacht. Der Großteil der Beleuchtung in den Häusern und Straßen von Florenz war längst gelöscht.
    Der Kutscher hielt sich nicht lange auf, sondern trieb die Pferde voran, sodass der Wagen davonfuhr, kaum dass sie ausgestiegen waren.
    Clarissa und Melina hatten die Haustür bereits erreicht, während Leonardo stehen blieb und sich dorthin umdrehte, wo er den Mann mit dem Kapuzenmantel und den beschlagenen Stiefeln gesehen hatte.
    Etwas bewegte sich nun in der Dunkelheit. Aus dem Schatten trat eine Gestalt hervor.
    „Vater!“
    Für einen Moment bemerkte Leonardo die Stiefelspitzen. Aber das Gesicht des Unbekannten blieb im Dunkeln unter der weit ins Gesicht gezogenen Kapuze verborgen.
    „Ser Piero d’Antonio!“, wisperte eine Stimme, die Leonardo irgendwie bekannt vorkam.
    Leonardos Vater drehte sich um. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr von mir?“
    „Sagt Eurem Herrn, der auch der Herr dieser Stadt ist, dass er gegen ein paar geringfügige GegenleistungenDinge von mir erfahren kann, die für ihn lebenswichtig sein könnten.“
    „Ich überbringe nicht die Botschaften von Unbekannten“, sagte Ser Piero ernst.
    „Sagt einfach, was ich Euch gesagt habe. Euer Herr wird wissen, was ich meine. Und als Gegenleistung verlange ich nichts anderes als sicheren Schutz und Freiheit für mein Gewerbe. Ich habe schon einmal versucht, Euch abzupassen, aber Ihr scheint ein vielbeschäftigter Mann

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