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Leonardos Liebesbiss

Leonardos Liebesbiss

Titel: Leonardos Liebesbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nostalgiegründen noch einmal mitgeschleppt hatte, würde in den nächsten Tagen verschrottet werden. Bei Anbruch der Helligkeit würde er zu einem Händler fahren, ihn dort abgeben und sich ein neues Wohnmobil zulegen, das nach seinen Vorstellungen gebaut worden war. Er würde auch den Daimler, der den Wagen zog, direkt beim Händler lassen. Das Fahrzeug war zehn Jahre alt und hatte seine Pflicht getan.
    Vor Leo lag ein neues Kapitel seiner Existenz, doch diesmal zusammen mit einer Frau.
    Nur den Grund, weshalb er in dieser Doppelexistenz lebte, den kannte er leider nicht. Noch nicht. Leo war überzeugt, daß sich auch dieses letzte Rätsel lösen würde.
    Er hatte lange vor dem Spiegel gesessen. Draußen lag noch die Dunkelheit, aber er als Vampir spürte bereits, daß sie im Begriff war, nachzulassen.
    Auch wenn er die Vorhänge jetzt zur Seite gezogen hätte, ein heller Streifen wäre am Himmel nicht zu sehen gewesen. Dafür verging allmählich seine zweite Existenz. Es war wie bei Ebbe und Flut. Das Wilde, das Aufbrausende zog sich zurück, während er nun zum normalen Menschen wurde.
    Die Kerzen waren schon weit heruntergebrannt. Einige Flammen blies er aus und schaute den dünnen Rauchfäden nach, die durch den Wagen trieben.
    Er warf einen Blick auf Tanya.
    Sie lag da, wo er sie hingelegt hatte. Sie hatte sich nicht einmal bewegt. Aber sie würde bald erwachen, er kannte sich aus, und er würde sie unter Kontrolle haben.
    Er legte ihr wie ein fürsorglicher Vater eine Hand auf die Stirn. Die Haut war kalt. Dann beugte er sich tiefer und schaute sich ihren Mund an. Tanyas Lippen standen halb offen. Er sah die Zähne, und er sah auch die beiden neuen, die anderen, die jetzt zu ihrem Markenzeichen geworden waren.
    Sie stöhnte, als er sie noch einmal berührte. Jetzt war sie wieder voll da.
    Um Leos Mund huschte ein eisiges Lächeln. Minuten nur mußte er warten, dann endlich regte sie sich und drehte ihren Körper auf die Seite. Sie wäre von der Liege gefallen, hätte Leo nicht zugegriffen und sie festgehalten.
    Er hob sie an.
    Sie schauten sich in die Augen.
    Tanya sagte nichts. Sie brauchte noch eine Weile, um zu begreifen, wer sie jetzt war. Leo Frost wollte ihr helfen, Wie ein Bittsteller kniete er vor ihr nieder und sprach mit leiser Stimme auf sie ein. Er redete beschwörend, und es war tatsächlich der Klang seiner Stimme, der Tanya völlig wach werden ließ.
    Sie hörte zu.
    Sie nickte, wenn er sie fragte, ob sie bestimmte Dinge begriffen hatte.
    »Dann gehören wir von nun an zusammen. Wir beide sind ein Paar. Du hast meinen Liebesbiß erhalten, kleine Tanya. Du wirst dich ab jetzt von Blut ernähren, und ich werde dafür sorgen, daß du immer genug davon erhältst.«
    »Ja…«
    »Alles wird sich ändern, aber darauf komme ich später zurück. Ich werde dich noch verstecken müssen, weil ich einiges zu erledigen habe. Aber du wirst stets in meiner Nähe sein, da brauchst du keine Angst zu haben.« Er streichelte sie und dachte dabei an die Kiste, die noch in seinem Wagen stand. In sie würde Tanya hineinpassen, wenn sie die Beine anzog.
    Er küßte sie.
    Dann richtete er sich auf und ging wieder zu seinem Stuhl zurück, denn Leo wußte genau, was nun passieren würde. Der Zeitpunkt war erreicht. Die Nacht begann dem neuen Tag zu weichen, der die Dunkelheit zurückdrängte.
    Leo Frost schaute sich im Spiegel an – und sah sich selbst. Sein Gesicht erschien wie eine geheimnisvolle Zeichnung. Zuerst nur als Umriß, ganz schwach gezeichnet, wie mit dünnen Pinselstrichen, doch Stück für Stück nahm es an Deutlichkeit zu. Das schwarze Haar war zu sehen, aber es verlor seine Farbe und wurde wieder so hell und aschig. Auch die Pupillen blieben nicht mehr dunkel. Sehr bald schon wirkten sie wie schlichtes Glas, und sie hatten sich der hellen Haut angepaßt. Rot geäderte Augäpfel, als wären sie bereit, jeden Augenblick Blut auszuspeien.
    Er war der gleiche und trotzdem ein anderer. Keine Pigmente mehr, sehr farblose und blutleere Lippen.
    Leo öffnete den Mund.
    Seine Zähne waren wieder normal. Für ihn das Zeichen, daß er seine zweite Existenz zurückgelassen hatte.
    Er hörte Geräusche, drehte sich aber nicht um, weil er wußte, daß Tanya aufgestanden war. Sie kam mit kleinen Schritten auf ihn zu und blieb hinter ihm stehen.
    Er spürte den Druck ihrer Hände auf seinen Schultern. Es machte ihm nichts aus, daß sie hinter ihm stand. Er war sogar sehr froh, denn sie war zu einer wahren Braut

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