Leonardos Liebesbiss
die verdammten Zähne der Frau, die noch stand und ihn unten hielt.
Er umfaßte ihre Beine und riß sie vom Grund weg. Tanya kippte nach hinten. Sie ließ Craig los, dann ruderte sie mit den Armen und verschwand ebenfalls unter Wasser.
Dort kämpften sie weiter.
Finger stießen gegen Bensons Gesicht. Die Kuppen drückten die Haut zusammen, und er selbst schlug mit der rechten Faust zu. Der Widerstand des Wassers bremste den Schlag, der zwar traf, jedoch nicht viel anrichtete.
Tanya machte weiter. Sie klammerte sich an ihm fest. Er spürte mehr das Gesicht als daß er es sah. Es glitt dicht an ihm hoch, dann nahm er den Druck an seiner linken Halsseite wahr.
Plötzlich klärten sich seine Gedanken. Auf einmal war ihm klar, was mit ihm passieren sollte. Von Vampiren hatte er etwas gehört, gelesen, wie auch immer, aber er hätte nie gedacht, daß es sie tatsächlich gab.
Tanya wollte sein Blut.
Sie biß zu.
Craig zuckte zurück. Er spürte die Spitzen der Zähne. Aber er merkte auch, daß sie an seinem Hals entlang nach unten glitten und keinen Beißansatz bekommen hatten.
Er wehrte sich. Er trat. Er versuchte, sich aus dem Griff zu drehen. Dabei glaubte er, schon stundenlang unter Wasser zu sein. Dann wuchtete er seinen Oberkörper in die Höhe. Er hatte sich selbst die richtige Kraft gegeben und war nun so stark, daß er Tanya mitreißen konnte. Beide tauchten sie auf.
Luft! Luft! Nur Luft…
Craig riß seinen Mund so weit wie möglich auf. Beinahe schon wie ein Vampir, der seine beste Bißposition erreichen wollte. Das Wasser rann über sein Gesicht hinweg. Er sah die düstere Umgebung wieder und hörte ein rollendes und auch leicht ratterndes Geräusch, das ihn für einen Moment ablenkte.
Über dem künstlichen See und auf den Schienen fuhr der Wagen entlang. Er war mit zwei jungen Frauen besetzt, die in diesem Schummerlicht sahen, was sich unter ihnen abspielte. Daß in der Nähe künstliche Ungeheuer aus dem Wasser hervortauchten, bekam Craig nicht mit. Es interessierte auch die Fahrgäste nicht. Sie starrten auf ihn und auf den weiblichen Vampir. Und sie sahen, wie Tanya blitzartig Zugriff und den Moment der Ablenkung ausnutzte.
Eine Hand klemmte sie in das nasse Haar des Mannes. Sie riß ihn hart zu sich heran. Plötzlich lag der Kopf schief, die Halshaut war gestrafft. Benson kippte nach hinten. In einer letzten und hilflos anmutenden Bewegung streckte er noch die Arme in die Höhe, als könnten ihm die beiden Frauen im Wagen helfen.
Er bekam den Biß kaum mit.
Aber die jungen Frauen.
Sie wußten nicht, ob sie schreien oder lachen sollten. Die Szene sah für sie so echt aus. Bei den auftauchenden Monstren konnte man erkennen, daß sie nicht lebten, hier aber war es anders. Sie blieben stumm und sahen noch, wie beide Personen unter Wasser verschwanden.
Craig wehrte sich nicht. Die Untote drückte ihn dem Grund entgegen. Sie selbst ließ sich auch treiben. Es war kein fließendes Wasser, das einem Vampir gefährlich werden konnte. Und sie konnte auch nicht ertrinken.
Der Mund hatte sich am Hals des Opfers festgesaugt. Da waren fremde Lippen mit der Haut verwachsen. Tanya spürte das Blut, das aus den kleinen Wunden in ihren Mund heineinsprudelte. Sie schluckte es, und sie merkte auch, daß die Bewegungen des Opfers ständig schwächer wurden, um irgendwann zu erschlaffen.
Da löste sie sich vom Hals.
Er trieb dahin. Bewegte sich nicht mehr, und Tanya mußte zugreifen, um ihn in die Höhe zu hieven. Es kostete sie nicht viel Kraft, ihn aus dem Wasser zu zerren. Tanya schleppte ihn mit bis zu einer dunklen Stelle am Rand des künstlichen Sees, wo sie Ruhe hatte und auch nicht so schnell entdeckt werden konnte.
Sie war noch nicht fertig. In ihm befand sich noch jede Menge Blut, und sie war verdammt hungrig. Lange Zeit hatte sie warten müssen.
Sie preßte den Körper gegen eine Leiter und hielt ihn mit einer Hand fest, damit er nicht abrutschte. Ihre Zähne hatte sie wieder in die Wunden geschlagen.
Sie trank weiter.
Tanya war glücklich. Sie war berauscht. Jeden Tropfen Blut nahm sie als Köstlichkeit auf. Er gab ihr die Kraft, die sie brauchte, um weiterhin existieren zu können.
Benson bewegte sich nicht mehr. Seine Augen standen offen. Das Gesicht glänzte naß. Er glich einer Wasserleiche. Er sah aus wie tot, aber er war nicht tot. Er existierte auf einer anderen Ebene, die dem menschlichen Versand absolut fremd war.
Tanya war zufrieden. Sie hatte die Umgebung vergessen. Die Süße
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