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Léonide (German Edition)

Léonide (German Edition)

Titel: Léonide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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weißen Kissen sind rot im Feuerschein.
    Da schlägt Frédéric die Augen auf und dreht den Kopf in meine Richtung. Auf seinen Lippen liegt jenes schelmische, beinahe selbstgefällige Lächeln, das ich so selten zu sehen b e komme. Er beugt sich über mich und streicht mit den Finge r spitzen über meine Wangen. Seine Lippen streifen meine und wandern tiefer, bis sie die Kuhle zwischen meinen Brü s ten gefunden haben. Ich erschaudere, spüre die Hitze in me i nen Wangen. Als ich ihn wieder zu mir ziehe, um ihn zu kü s sen, lächelt er noch immer. Seine Hände bewegen sich über mich, erforschen mich, während seine Augen die Reaktionen meines Körpers auf seine Berührungen beobachten.
    »Du bist wunderschön.« Er küsst die sanfte Wölbung meines Bauches, während ich unter dem leichten, gleichmäßigen Druck seiner Finger zerfließe. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Dann sag nichts«, erwidere ich und vergrabe meine Hände in seinen Haaren. »Bleib einfach bei mir.« Ich spüre, ich kann ihn nicht loslassen, ihn nie wieder gehen lassen. Meine Finger graben sich in seine Schultern, und zum zweiten Mal erlebe ich die Ekstase, gepaart mit Erstaunen über meinen eigenen Kö r per. Wie aus weiter Ferne höre ich das Keuchen und Stöhnen, ehe seine salzigen Lippen erneut meine finden und wir uns ein zweites Mal lieben, sich unsere Körper gemeinsam bew e gen, als wären wir tatsächlich zwei Teile eines Ganzen. Die s mal ist Frédéric weniger langsam und vorsichtig, aber es ist nicht w e niger schön, nur anders, als wir einander ein weiteres Mal ke n nenlernen.
     
    Wir schlafen wenig in dieser Sternennacht, vielleicht, weil wir fühlen, dass uns nicht genügend Zeit bleibt. Schließlich liegen wir schweißbedeckt und erschöpft nebeneinander, Frédéric in der Zwischenwelt des Schlafs, ich unfähig, mich fallenzulassen. So liege ich, den Kopf in der Handfläche, auf der Seite und betrachte ihn, erinnere mich daran, wie er sich in mir bewegt und die Dunkelheit uns eingehüllt hat, nachdem die Flammen im Kamin erloschen waren. In seiner verletzlichen Nacktheit erscheint er mir schöner als jeder andere Mann. Es sind wer t volle Augenblicke , diese wenigen Stunden zwischen Wachsein und Tiefschlaf, in denen ich mich einem anderen Menschen so nahe fühle wie nie zuvor, in denen ich zum ersten Mal den kindlichen Schlaf eines Mannes behüte, in denen ich vor E r schöpfung und Erregung brenne und weder schlafen noch mit all meinen Sinnen wach sein kann.
     
    Am nächsten Morgen erwache ich durch die Sonne und e i nen eiskalten Luftzug, der durch das geöffnete Fenster he r einweht. Ich erzittere, kneife die Augen gegen das Licht z u sammen und rutsche tiefer unter die Bettlaken. Dann erst wird mir bewusst, dass sich das Licht verändert hat – es ist blendend hell, bein a he weiß, als würde es von einem Spiegel refle k tiert.
    Darauf bedacht, Frédéric nicht zu wecken, schäle ich mich aus den dünnen Schichten aus Decke und Laken und tappe barfuß und nackt hinüber zum Fenster.
    Es hat geschneit. Sowohl die Spitzen der Nadelbäume und Zypressen und die roten Ockerfelsen als auch die kupferfa r benen Dächer und das Straßenpflaster sind mit einer Schne e schicht bedeckt, die im morgendlichen Sonnenlicht glitzert. Schnee im Oktober, noch dazu in der Provence .
    Als ein neuerlicher Luftzug zum Fenster hereinweht und Schnee mit sich trägt, schließe ich hastig die pastellblauen Fensterläden.
    »Ich habe absolut nichts gegen deinen Anblick«, dringt plötzlich Frédérics Stimme vom Bett aus an mein Ohr, »aber möchtest du nicht vielleicht wieder ins Bett kommen?«
    Ich drehe mich zu ihm um, doch dort, eingewickelt in weiße Bettlaken, liegt nicht Frédéric. Es ist Costantini, ein junger, wunderschöner Costantini, der Costantini aus meinem Traum in Beaucaire. Ich erkenne ihn am Glanz seiner Augen; an der Art, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln teilen; an seinen Fingern, lang und dünn auf der Bettdecke verharrend.
    Ich weiche zurück, bis ich das Fensterbrett im Rücken habe, schließe die Augen und bete, dass er verschwindet. Bete, dass ich halluziniere und dass er verschwunden sein wird, sobald ich die Augen wieder öffne. Doch als ich es tue, hat sich nichts verändert, und Costantini liegt noch immer in dem Bett, von dem ich glaubte, es mit Frédéric geteilt zu haben. Ich ha s se sein stilles, wissendes Lächeln – es lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.
    »Du hast einen schönen

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