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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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schleichst dich immer so an.«
    »Hm. Und du?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Was tust du hier? Ich dachte, du hättest genug zu tun beim Kriminalamt. Wie ich höre, hast du eine neue, schöne Stelle.« Zwei Meter vor einem merklich verwirrten Holm blieb Harry stehen.
    »Schön, na ja«, sagte Holm. »Ich kann ja nicht das machen, was ich am liebsten mache.«
    »Und das wäre?«
    »Na, Kriminaltechnik. Kennst mich doch.«
    »Tu ich das?«
    »Hä?« Holm legte die Stirn in Falten. »Koordination von Taktik und Technik, was ist das schon? Anweisungen geben. Treffen einberufen, Berichte verschicken.«
    »Eine Beförderung«, sagte Harry. »Der Beginn von etwas Gutem, glaubst du nicht?«
    Holm schniefte. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, Bellman hat mich auf diese Stelle gehievt, weil er mich aus dem Weg haben wollte, damit ich ja keine Infos aus erster Hand bekomme, egal was. Vermutlich fürchtet er, dass ich sie sonst an dich weiterleiten würde, bevor er sie kriegt.«
    »Aber da irrt er sich«, sagte Harry und baute sich direkt vor dem Kriminaltechniker auf.
    Björn Holm blinzelte zweimal. »Verdammt, Harry, was ist los mit dir?«
    »Ja, verdammt, was ist los?« Harry hörte selbst, wie die Wut seine Stimme eng und metallisch klingen ließ. »Björn, was, zum Teufel, hast du im Büro verloren? Von deinen Sachen ist nichts mehr da.«
    »Verloren?«, sagte Björn. »Ich hab das hier geholt.« Er streckte die rechte Hand hoch, die ein Buch hielt. »Du hast gesagt, du legst es an die Rezeption, klickert's?«
    Hank Williams, The Biography.
    Harry spürte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg. »Hm.«
    »Hm«, äffte Björn ihn nach.
    »Das lag schon im Umzugskarton«, sagte Harry. »Aber auf halber Strecke im Tunnel haben wir wieder kehrtgemacht. Und dann hab ich nicht mehr dran gedacht.«
    »Okay. Kann ich jetzt gehen?«
    Harry trat zur Seite und hörte Björn fluchend durch den Tunnel stapfen.
    Er betrat das Büro.
    Ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
    Sah sich um.
    Er blätterte im Notizblock. Er hatte sich während des Gespräches keine Notizen gemacht, nichts, was auf Tony Leike als Verdächtigen hinwies. Harry zog die Schreibtischschubladen auf, um nachzusehen, ob Björn dort vielleicht etwas gesucht hatte. Dem schien nicht so zu sein. Hatte Harry sich womöglich geirrt? Bestand Hoffnung, dass Holm doch nichts an Bellman hatte durchsickern lassen?
    Harry sah auf die Uhr. Hoffte, dass die neue Polizeijuristin eine schnelle Esserin war, und tippte auf irgendeine Taste auf der Tastatur. Der Bildschirm erwachte zum Leben und präsentierte ihm die letzte Seite seiner Google-Suche. Im Suchfeld strahlte ihm ein Name entgegen: Tony Leike.
KAPITEL 41
    Haftbefehl
    A lso«, sagte Aslak Krongli und drehte die Kaffeetasse hin und her. Sie wirkte in seiner Hand wie ein Eierbecher. Kaja hatte ihm gegenüber an einem Fenstertisch Platz genommen. Die Kantine des Polizeipräsidiums lag in der obersten Etage des Gebäudes und war wie alle anderen Kantinen des Landes. Groß, hell und sauber, aber nicht so gemütlich, dass man verleitet wurde, dort länger als unbedingt nötig zu sitzen. Der größte Pluspunkt des Raumes war die Aussicht, man konnte über die ganze Stadt schauen, aber Krongli schien sich nicht dafür zu interessieren.
    »Ich habe die Gästebücher der anderen Selbstversorgerhütten in der Gegend überprüft«, fuhr er fort. »Die einzigen Personen, die die Hävasshütte als ihr nächstes Ziel angegeben hatten, waren Charlotte Lolles und Iska Peller. Sie waren in der Nacht zuvor in der Tunvegghütte.«
    »Und über die wissen wir schon Bescheid«, sagte Kaja.
    »Ja. Eigentlich habe ich nur zwei Sachen, die von Interesse sein könnten.«
    »Und die wären?«
    »Ich habe mit einem älteren Ehepaar telefoniert, das in derselben Nacht wie Lolles und Peller in der Tunvegghütte war. Sie haben mir erzählt, dass da abends ein Typ aufgetaucht ist, der nur kurz etwas gegessen und das Hemd gewechselt hat und dann weiter in südwestliche Richtung gezogen ist. Die einzige Hütte in dieser Richtung ist die Hävasshütte.«
    »Und diese Person …«
    »Sie haben ihn kaum gesehen. Er hat auf sie aber den Eindruck gemacht, als wolle er nicht erkannt werden. Hat angeblich weder die Mütze noch die altmodische Slalombrille abgenommen, nicht einmal beim Hemdwechseln. Die Frau vermutete irgendeine schwere Entstellung durch einen Unfall oder so was.«
    »Warum?«
    »Sie weiß nur noch, dass sie das gedacht hat, aber nicht mehr,

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