Leopard
lächelte Lene. »Und du hast es verdient, Tony. Das alles, du hast so hart dafür gearbeitet.«
»Schön, dass du so verständnisvoll bist, Liebste. Denn jetzt kommt der Rest, bist du bereit?«
»Ja«, sagte Lene und schlug die Hände zusammen. Sie würde schon sehen, sie, die zu Hause hockte, neidisch, einsam und verbittert, und ihrer Tochter diese wahre Liebe nicht gönnte.
»Ich hielt das alles in meiner Hand«, sagte Tony, und Lene spürte seine Hand auf ihrem Knie. »Dich, das Geld deines Vaters, das Projekt hier unten. Ich glaubte, nichts könne mehr schiefgehen. Bis ich diese dumme, geile Tussi oben in der Hävasshütte gevögelt habe. Ich erinnerte mich nicht mal mehr an ihren Namen, als ich einen Brief von ihr bekam, in dem sie mir schrieb, sie sei schwanger und brauchte Geld. Sie hat sich mir in den Weg gestellt, Lene. Ich habe alles genau geplant. Das Auto mit Plastik ausgekleidet und eine unbeschriebene Postkarte aus dem Kongo mitgenommen, die ich noch zu Hause hatte. Ich habe sie gezwungen, einen Text auf die Karte zu schreiben, der ihr Verschwinden erklärte. Dann habe ich ihr das Messer in den Hals gestochen. Das Klatschen des Blutes auf dem Plastik, Lene … das ist etwas ganz Spezielles.«
KAPITEL 85
Münch
E s war, als hätte jemand einen Eiszapfen in Lenes Schädel getrieben. Trotzdem kniff sie weiter die Augen zu. »Du … du … hast sie getötet? Eine Frau … mit der du … oben in den Bergen … geschlafen hast?«
»Meine Libido ist stärker als deine, Lene. Wenn du nicht tust, worum ich dich bitte, finde ich andere, die das tun.«
»Aber du … du wolltest, dass ich …«, das Weinen zerrte an ihren Stimmbändern, »… das ist doch nicht … normal!«
Tony lachte kurz. »Sie hatte nichts dagegen, Lene. Und Juliana auch nicht, obwohl sie sich auch immer gut bezahlen ließ.«
»Juliana? Von wem redest du denn jetzt? Tony? Tony?« Lene tastete wie eine Blinde mit den Händen vor sich herum.
»Eine deutsche Hure aus Leipzig, die ich regelmäßig getroffen habe. Sie tut alles für Geld. Tat.«
Lene spürte die Tränen auf ihren Wangen. Die erschreckende Ruhe in seiner Stimme ließ alles so unwirklich erscheinen. »Sag … sag, dass das nicht wahr ist, Tony. Bitte, bitte hör damit auf!«
»Psst. Dann habe ich wieder einen Brief bekommen. Mit einem Foto. Du kannst dir vorstellen, was für ein Schock das war, als ich sah, dass es ein Bild von Adele in meinem Auto war, mit dem Messer im Hals. Der Brief war von einer Borgny Stem-Myhre unterschrieben. Sie forderte Geld und drohte damit, mich anzuzeigen, sollte ich mich weigern. Mir war gleich klar, dass auch sie aus dem Weg geräumt werden musste. Aber auch, dass ich ein Alibi für den Zeitpunkt des Todes brauchte, falls es der Polizei gelang, mich mit Borgny und dem Erpressungsversuch in Verbindung zu bringen. Eigentlich hatte ich geplant, Adeles Postkarte bei meinem nächsten Aufenthalt in Afrika einzustecken, doch dann kam mir eine noch bessere Idee. Ich nahm Kontakt mit Juliana auf und schickte sie nach Görna. Sie reiste in Adeles Namen, schickte die Postkarte aus Kigali ab, fuhr zu van Boorst und besorgte dort den Apfel, den ich Borgny servieren wollte. Als Juliana zurückkam, trafen wir uns in Leipzig. Wo sie als Erste den Apfel zu schmecken bekam.« Tony lachte kurz. »Die Ärmste hielt das für ein neues Sex-Spielzeug.«
»Du … du hast auch sie getötet?«
»Ja, und dann Borgny. Ich bin ihr nachgegangen. Sie wollte gerade die Tür zu dem Haus aufschließen, in dem sie wohnte, als ich mit dem Messer zu ihr ging. Ich habe sie mit in einen Keller genommen, in dem ich alles vorbereitet hatte. Vorhängeschloss und Apfel. Ich habe ihr Ketanomin in den Hals gespritzt und bin nach Skien zu dem Investorentreffen gefahren, wo all meine Zeugen warteten. Mein Alibi. Mir war klar, dass Borgny den Job mit dem Apfel allein besorgen würde, während ich den anderen mit Weißwein zuprostete. Am Ende machen sie es alle. Dann fuhr ich zurück, ging in den Keller, entfernte das Vorhängeschloss, mit dem ich Borgny eingeschlossen hatte, nahm ihr den Apfel aus dem Mund und fuhr nach Hause. Zu dir. Wir haben miteinander geschlafen. Du hast so getan, als hättest du einen Höhepunkt. Erinnerst du dich?«
Lene schüttelte den Kopf, außerstande, etwas zu sagen.
»Ich habe gesagt, du sollst die Augen schließen.«
Sie spürte seine Finger über ihre Stirn und Augenlider streichen, wie ein Bestatter. Hörte seine Stimme mechanisch wie zu sich selbst
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