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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Sollte er die Adresse und den Namen des Absenders überprüfen oder die betreffende Person vielleicht sogar festnehmen lassen, bevor sie Verdacht schöpfte? Andererseits wartete der Betreffende auf eine Antwort.
    Harry drückte auf »Absender anrufen«.
    Nach zwei Klingelzeichen meldete sich eine tiefe Stimme.
    »Ja?«
    »Hier ist Harry Hole.«
    »Schön, so schnell wieder von Ihnen zu hören, Hole.«
    »Ähm, wann haben wir das letzte Mal miteinander zu tun gehabt?«
    »Erinnern Sie sich nicht? In Elias Skogs Wohnung. Superkleber.«
    Harry spürte seinen Herzschlag bis in die Halsschlagader. Seine Kehle wurde eng.
    »Ja, ich war dort. Aber mit wem spreche ich, was haben Sie dort gemacht?«
    Eine Sekunde lang war es still am anderen Ende der Leitung, und Harry dachte schon, dass der andere aufgelegt hatte. Aber im nächsten Augenblick war die Stimme wieder da.
    »Oooh, sorry, hab ich die Nachricht nur mit C unterschrieben?«
    »Ja.«
    »Dumme Angewohnheit von mir. Ich bin’s, Colbjørnsen. Der Kriminalkommissar aus Stavanger. Sie haben mir Ihre Telefonnummer gegeben, remember ?«
    Harry fluchte innerlich, bemerkte, dass er immer noch die Luft anhielt, und ließ sie mit einem langen Zischen entweichen.
    »Sind Sie noch da?«
    »Ja, ja«, sagte Harry, nahm den Teelöffel, der auf dem Tisch lag, und schabte ein wenig von dem Opiumklumpen ab. »Sie haben geschrieben, Sie hätten Informationen für mich?«
    »Ja, das kann man wohl sagen. Aber nur unter einer Bedingung.«
    »Die wäre?«
    »Dass es zwischen uns bleibt.«
    »Wieso das?«
    »Weil ich dieses Arschloch Bellman nicht leiden kann, wie der hier aufgetreten ist, der hält sich für ein Gottesgeschenk an die Mordermittlung. Und dann versuchen er und das verfickte Kriminalamt, das Monopol im Land an sich zu reißen. Meinetwegen soll er zur Hölle fahren. Das Problem sind nur meine Chefs. Sie untersagen mir, im Skog-Fall auch nur den kleinen Finger zu rühren.«
    »Und deshalb kommen Sie zu mir?«
    »Ich bin ein einfacher Junge vom Land, Hole. Aber wenn ich in der Aftenposten lese, dass Sie die Ermittlungen leiten, wird mir einiges klar. Sie sind wie ich, Harry, wollen sich auch nicht einfach zum Sterben niederlegen, stimmt’s?«
    »Na ja …«, sagte Harry mit einem Blick auf den Klumpen vor ihm.
    »Wenn Ihnen meine Information hilft, die Ratte auszuräuchern, und wenn das dann wiederum dazu führt, dass Bellmans Pläne vom evil empire durchkreuzt werden, soll mir das nur recht sein. Ich werde Bellman meinen Bericht erst übermorgen schicken, Sie haben also den ganzen morgigen Tag Zeit.«
    »Worum geht es?«
    »Ich habe mit allen Leuten gesprochen, mit denen Skog irgendwie zu tun hatte. Was nicht sehr viele waren, er muss ein verschrobener Kauz gewesen sein, irgendwie extrem, schließlich ist er mutterseelenallein in der Weltgeschichte herumgefah ren. Also genau genommen waren das nur zwei Leute. Seine Vermieterin. Und eine Frau, auf die wir gestoßen sind, als wir überprüft haben, mit wem er in den letzten Tagen vor seiner Ermordung telefoniert hat. Sie heißt Stine Ølberg und hat erzählt, dass sie sich an dem Abend mit Elias unterhalten hat, an dem er später ermordet worden ist. Sie sind sich im Bus begegnet, der stadtauswärts fährt, und da hat er ihr erzählt, dass er mit den ermordeten Frauen, über die in der Zeitung berichtet wurde, in der Håvasshütte gewesen sei. Er hat sich gewundert, dass noch niemand entdeckt hatte, dass sie alle in derselben Hütte gewesen waren, und sich überlegt, damit zur Polizei zu gehen. Andererseits war er unschlüssig, weil er nicht in die Sache hineingezogen werden wollte. Was ich verstehen kann. Skog war kein Unbekannter bei der Polizei, es lagen zwei Anzeigen wegen Stalking vor. Er hat nichts wirklich Ungesetzliches getan, aber er ist halt ein extremer Typ. Stine meinte, sie hätte Angst vor ihm gehabt, obwohl er ihr an diesem Abend eher nervös vorgekommen sei.«
    »Interessant.«
    »Stine hat so getan, als wisse sie nichts von den drei Morden, woraufhin Elias ihr von einem Typen erzählt hat, der auch in der Hütte gewesen sei und den sie garantiert kenne. Und jetzt wird es wirklich interessant. Dieser Mann ist ein Promi, na ja, mindestens ein Möchtegernpromi.«
    »Ah ja?«
    »Laut Elias Skog war Tony Leike in der Hütte.«
    »Tony Leike. Sollte ich den kennen?«
    »Er ist mit der Tochter von Anders Galtung verlobt, dem Reeder.«
    Ein paar Zeitungsbilder flimmerten an Harrys innerem Auge vorbei.
    »Tony Leike ist

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