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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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ist es im Hobbyraum noch leer«, sagte sie, »da kann ich gleich loslegen. Sonst noch was?«
    Harry zögerte. »Kannst du einen Jussi Kolkka für mich überprüfen? Er ist Polizist.«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Das ist es ja eben«, sagte Harry. »Ich habe keine Ahnung, was mit ihm ist.«
     
    Harry legte das Telefon weg und wandte sich dem PC zu.
    Tony Leike war tatsächlich einmal verurteilt worden. Und infolge der Akten war er auch noch bei zwei anderen Vorfällen in Kontakt mit der Polizei gewesen. Wie Colbjørnsen angedeutet hatte, handelte es sich um Körperverletzungen. In dem einen Fall war die Anzeige zurückgezogen und in dem anderen das Verfahren eingestellt worden.
    Harry recherchierte Tony bei Google und fand ein paar kürzere Zeitungsartikel, die meisten in Verbindung mit seiner Verlobung mit Lene Galtung, aber auch ein paar aus der Finanzwelt, in der Leike mal als Investor, mal als Aktienspekulant und mal als ignoranter Ochse tituliert wurde. Letzteres im Magazin Kapital , in dem man sich darüber amüsierte, dass auch Leike zu denen gehörte, die alles bis ins letzte Detail so machten wie der große Leitwolf Kringlen, ob es nun um Aktien ging, den Erwerb einer Hütte oder eines Autos oder die Wahl der richtigen Kneipe, des richtigen Drinks oder von Frauen, Büro-, Privat- und Ferienadressen.
    Harry durchsuchte die Links und blieb bei einem Artikel der Finanzzeitung hängen.
    »Bingo«, murmelte er.
    Tony Leike war anscheinend auf dem Weg, doch noch etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Auf jeden Fall schrieb die Finanzzeitung über ein Grubenprojekt, bei dem Leike Initiator und Motor gleichermaßen war. Ein Bild zeigte ihn zusammen mit seinen Partnern, zwei jungen Männern mit Seitenscheiteln. Sie trugen nicht die üblichen Designeranzüge, sondern Overalls und Arbeitskleidung und saßen auf einem Stapel Bretter vor einem Helikopter. Tony Leike lächelte am breitesten von allen. Er hatte kräftige Schultern, lange Gliedmaßen, einen dunklen Teint und eine beeindruckende Hakennase, die Harry vermuten ließ, dass in Leikes Adern zumindest ein Rest arabischen Blutes floss. Aber die Ursache für Harrys beherrschten Gefühlsausbruch war die Überschrift des Artikels gewesen:
     
    » KÖNIG DES KONGOS ?«
     
    Harry folgte weiteren Links.
    Die Regenbogenpresse interessierte sich eher für die bevorstehende Hochzeit mit Lene Galtung und die Gästeliste.
    Harry schaute auf die Uhr. Fünf nach sieben. Er rief die Kriminalwache an.
    »Ich brauche Unterstützung für eine Verhaftung im Holmenveien.«
    »Verhaftung?«
    Harry wusste genau, dass er nicht genug hatte, um den Staatsanwalt um einen Haftbefehl zu bitten.
    »Einbestellung zum Verhör«, sagte Harry.
    »Hatten Sie nicht ›Verhaftung‹ gesagt? Und warum brauchen Sie Unterstützung, wenn es bloß um …«
    »Können Sie in fünf Minuten zwei Mann und ein Auto vor der Garage bereitstellen?«
    Harry erhielt ein Schnauben zur Antwort, das er als ein Ja deutete. Er nahm zwei Züge von der Zigarette, drückte sie aus, erhob sich, schloss die Tür und ging. Er war zehn Schritte durch den Tunnel gegangen, als er hinter sich das Telefon im Büro klingeln hörte.
    Als er aus dem Fahrstuhl trat und zum Ausgang ging, hörte er jemanden seinen Namen rufen. Er drehte sich um. Der Securitas-Mann winkte ihm zu. Vor dem Empfangstresen entdeckte Harry den Rücken eines senfgelben Wollmantels.
    »Dieser Mann hat nach Ihnen gefragt«, sagte der Pförtner.
    Der Wollmantel drehte sich um. Es war einer dieser Mäntel, die nach Kaschmir aussehen, und in diesem Fall war es das wohl auch, denn der Mantel wurde ausgefüllt von den breiten Schultern einer Person mit langen Gliedmaßen, dunklen Augen, dunklen Haaren und vielleicht einem kleinen Rest arabischen Blutes in den Adern.
    »Auf den Fotos wirken Sie kleiner«, sagte Tony Leike, zeigte ihm eine Reihe Zähne, die wie Porzellankacheln aussahen, und streckte ihm seine Hand entgegen.
     
    »Guter Kaffee«, sagte Tony Leike anerkennend und schien es sogar zu meinen.
    Harry musterte Leikes lange, verkrümmte Finger, die um die Tasse lagen. Beim Händeschütteln hatte Leike ihm lachend erklärt, er müsse sich keine Sorgen machen, das sei nicht ansteckend, sondern bloß die gute alte Gicht, eine Erbkrankheit, die ihm – und das sei ja auch schon etwas – dazu verhalf, ein verlässlicher Meteorologe zu sein.
    »Ich hätte ehrlich gedacht, dass man als Hauptkommissar ein besseres Büro kriegt. Ein bisschen warm hier, finden

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