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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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spielen.«
    »Ich bin in keinem Team, Colbjørnsen.«
    »Gut, ich kann hören, dass du noch zu unserer Mannschaft gehörst. Den Losern.«
    »Ich bin auf dem Weg nach draußen.«
    » Right on . Ich habe noch mal mit Stine Ølberg gesprochen, das ist die, auf die dieser Skog ein Auge geworfen hatte.«
    »Ja?«
    »Allem Anschein nach hat Elias Skog ihr doch noch mehr über diesen Abend in der Hütte erzählt, als beim ersten Verhör herausgekommen ist.«
    »Ich beginne langsam, an Sinn und Zweck des zweiten Verhörs zu glauben«, sagte Harry.
    »Häh?«
    »Ach nichts, lassen Sie hören.«

KAPITEL 49
     
    Bombay Garden
     
    D as Bombay Garden gehörte zu jenen Lokalen, denen man eigentlich die Lebensberechtigung absprechen müsste, die aber im Gegensatz zu ihren trendigeren Konkurrenten jahrein, jahraus durchhielten. Die Lage an Oslos östlichem Rand des Zentrums, in einer Seitenstraße zwischen einem ehemaligen Holzlager und einem stillgelegten Fabrikgebäude, in dem ein freies Theater untergebracht war, war mehr als schlecht. Die Ausschankbewilligung kam und ging, wegen unzähliger Verstöße gegen diverse Vorschriften, was im Übrigen auch für die Genehmigung galt, Speisen zu servieren. Die Lebensmittelaufsichts behörde hatte bei einer unangemeldeten Überprüfung einen Nager in der Küche entdeckt, der eine frappierende Ähnlichkeit mit Rattus norvegicus aufwies. Im Kommentarfeld des Berichtes hatte der Vertreter der Aufsichtsbehörde Klartext geredet und die Küche als »Tatort« beschrieben, an dem »unzweifelhaft Morde der grausamsten Art« stattfanden. Die Spielautomaten an den Wänden warfen immer mal wieder Gewinne ab und wurden in regelmäßigen Abständen ausgeraubt. Es war auch nicht so, dass der vietnamesische Besitzer das Lokal zur Geldwäsche von Drogengeldern nutzte, wie einige mutmaßten. Der Grund dafür, dass das Bombay Garden hartnäckig den Kopf über Wasser hielt, war weiter hinten im Lokal, hinter zwei verschlossenen Türen zu suchen. Dort befand sich ein sogenannter Privatclub, und um dort hineinzugelangen, musste man erst Mitglied werden. In der Praxis hieß das, dass man vorn am Tresen beim Vietnamesen seine Unterschrift auf ein Antragsformular setzte, mit unmittelbarer Wirkung zum Mitglied erklärt wurde und hundert Kronen Jahresgebühr zahlen musste. Danach wurde man in den Raum geführt und die Tür hinter einem geschlossen.
    Hinter der Tür fand man sich in einem verqualmten Raum wieder – das Rauchverbot galt nicht für private Clubs –, der von einer Miniatur-Galopprennbahn auf einer Tischplatte von etwa zwei mal vier Metern dominiert wurde. Die ovale Rennbahn war mit grünem Filz bezogen und verfügte über sieben Schienen, also sieben Bahnen. In diesen Schienen bewegten sich ruckartig sieben flache Metallpferde auf Metallstäben vorwärts. Die Geschwindigkeit der Pferde wurde per Zufallsgenerator durch einen Computer bestimmt, der unter der Tischplatte schnurrte und rasselte, und das – soweit bekannt war – vollkommen rechtmäßig. Der Computer versah bestimmte Pferde mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein erhöhtes Lauftempo, was mit den Gewinnchancen und den möglichen Prämien gekoppelt war. Die Clubmitglieder, teils alte Hasen, teils Neulinge, saßen in bequemen, lederbezogenen Schwingsesseln um die Rennbahn herum, rauchten und tranken Bier zum Mitglieder-Vorzugspreis und feuerten ihr Pferd oder die Pferdekombination an, auf die sie ihr Geld gesetzt hatten.
    Da der Club sich, was das Glücksspielgesetz betraf, in einer juristischen Grauzone bewegte, galt die Regel, bei Anwesenheit von zwölf oder mehr Mitgliedern den Höchsteinsatz pro Lauf und Mitglied auf hundert Kronen zu begrenzen. Befanden sich weniger als zwölf Mitglieder im Raum, handelte es sich laut Clubstatuten um einen geschlossenen Freundeskreis, der sich die Räume des Lokals als Treffpunkt gewählt hatte. Und bei privaten Zusammenkünften konnte man erwachsene Menschen nicht daran hindern, private Wetten abzuschließen. Die Höhe der Einsätze lag dann selbstverständlich ganz im Ermessen der Anwesenden. Aus diesem Grund waren auffallend oft exakt elf Personen in diesem privatesten Bereich des Bombay Garden anwesend. Den Garten hatte im Übrigen noch niemand gesehen.
    Um 14.10 Uhr wurde ein Mann mit der jüngsten, exakt vierzig Sekunden alten Mitgliedschaft im Club in den Raum eingelassen, in dem sich außer ihm zu diesem Zeitpunkt nur ein wei teres Mitglied befand, das mit dem Rücken zu ihm in einem

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