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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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veröffentlicht. Unsere Dienststelle ist im Zentrum von Geilo. Jedes zweite Wochenende frei und der Zahnarzt gratis.«
    Als Kaja ins Bett ging, hörte sie ein entferntes Grummeln. Donner und Schneetreiben kamen selten zusammen.
    Sie rief Harry an, erreichte aber nur seinen Anrufbeantworter. Sie hinterließ ihm eine kurze Gruselgeschichte über Odd Utmo mit den faulen Zähnen und der Zahnspange und über seinen Sohn, der sicher noch hässlicher als der Alte war, da er seit achtzehn Jahren hier in der Gegend herumspukte. Sie lachte. Merkte, dass sie angetrunken war, und sagte gute Nacht.
    Sie träumte von einer Lawine.
     
    Es war elf Uhr vormittags. Harry und Joe waren um sieben in Goma aufgebrochen und hatten ohne Probleme die Grenze von Ruanda passiert. Nun stand er in einem Büro im ersten Stock des Flughafenterminals in Kigali. Zwei uniformierte Beamte musterten ihn von Kopf bis Fuß. Nicht unfreundlich, eher so, als überlegten sie, ob er wirklich der war, für den er sich ausgab: ein norwegischer Polizist. Harry steckte den Ausweis zurück in die Jackentasche und spürte das glatte Papier des kaffeebraunen Umschlags an seinen Fingern. Das Problem war, dass sie zu zweit waren. Wie besticht man gleichzeitig zwei öffentliche Bedienstete? Sollte er ihnen vorschlagen, sich den Betrag im Umschlag zu teilen, und sie höflich auffordern, den jeweils anderen nicht zu verraten?
    Einer der Offiziere, es war der gleiche, der zwei Tage zuvor Harrys Pass kontrolliert hatte, schob seine Baskenmütze aus der Stirn. »So you want a copy of the immigration card of … could you repeat the date and the name?«
    »Adele Vetlesen. We know she arrived at this airport November twenty-fifth. And I do pay a finder’s fee.«
    Die zwei Offiziere sahen sich an, bevor der eine auf Geheiß des anderen den Raum verließ. Der Verbliebene trat ans Fenster und blickte auf das Rollfeld des Flughafens, auf dem die kleine DH 8Maschine gelandet war, mit der Harry in 55 Minuten die erste Etappe seines Rückflugs antreten wollte.
    »Finderlohn«, wiederholte der Offizier leise. »Ich denke, Sie wissen, dass es gegen das Gesetz ist, Beamte im öffentlichen Dienst zu bestechen, Herr Hole. Aber Sie dachten wohl: Shiit, this is Africa .«
    Erneut fiel Harry auf, dass die Haut des Mannes fast wie schwarzer Lack aussah.
    Sein Hemd klebte an seinem Rücken. Dasselbe Hemd. Vielleicht verkauften sie hier im Flughafen ja Hemden. Wenn er denn so weit kam.
    »That’s right« , sagte Harry.
    Der Offizier lachte und drehte sich um. »Verrückt, nicht wahr? Sind Sie ein harter Mann, Hole? Ich habe es Ihnen angesehen, als Sie gekommen sind. Dass Sie Polizist sind.«
    »Ach?«
    »Weil Sie mich ebenso genau gemustert haben wie ich Sie.«
    Harry zuckte mit den Schultern.
    Die Tür ging auf. Der andere Offizier kam mit einer neutral gekleideten Angestellten mit Brille auf der Nasenspitze wieder herein, die sich ihnen auf klappernden Absätzen näherte.
    »Tut mir leid«, sagte sie in fehlerfreiem Englisch und musterte Harry. »Ich habe das Datum überprüft. Bei diesem Flug war keine Adele Vetlesen dabei.«
    »Kann da ein Fehler vorliegen?«
    »Unwahrscheinlich. Die Immigrationskarten sind nach Datum geordnet. Bei dem Flug, von dem Sie sprechen, handelt es sich um die DH 8-Maschine aus Entebbe mit 37 Sitzen. Die waren schnell überprüft.«
    »Hm, wenn das so übersichtlich ist, darf ich Sie dann bitten, noch etwas anderes zu überprüfen?«
    »Bitten dürfen Sie natürlich. Um was geht es denn?«
    »Eine Übersicht über die anderen weiblichen ausländischen Passagiere, die mit diesem Flug gekommen sind.«
    »Und warum sollte ich Ihnen die geben?«
    »Weil Adele Vetlesen auf diesen Flug gebucht war. Sie ist hier also entweder mit einem falschen Pass eingereist …«
    »Das bezweifle ich«, sagte der Passkontrolleur. »Wir überprüfen alle Passbilder ganz genau, bevor wir die Pässe auf einen Scanner legen, der die Passnummer kontrolliert und mit dem internationalen Register der ICAO abgleicht.«
    »… oder jemand ist unter Adele Vetlesens Namen gereist, hat die Passkontrolle dann aber mit seinem eigenen, echten Pass passiert. Was kein Problem ist, da die Passnummern vor dem Einchecken ja nicht kontrolliert werden.«
    »Richtig«, sagte der Kontrolleur und rückte seine Baskenmütze zurecht. »Die Leute von den Fluggesellschaften überprüfen nur, dass der Name und das Bild auf dem Pass in etwa stimmen. Dafür reicht ein falscher Pass, wie man ihn für fünfzig

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