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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Umschlag hatte doch noch den Besitzer gewechselt.
     
    Kjersti Rødsmoen ging im Aufenthaltsraum zu der Frau, die am Fenster saß und in den Regen starrte, der auf die Holzhäuser von Sandviken fiel. Sie hatte den Kuchen, der vor ihr stand und auf dem eine einzelne Kerze brannte, nicht angerührt.
    »Dieses Telefon wurde in Ihrem Zimmer gefunden, Katrine«, sagte sie leise. »Die Stationsschwester hat es mir heute gebracht. Sie wissen, dass das untersagt ist?«
    Katrine nickte.
    »Wie auch immer«, sagte Rødsmoen und hielt es ihr hin. »Es klingelt gerade.«
    Katrine Bratt nahm das vibrierende Handy entgegen und drückte auf den grünen Knopf.
    »Ich bin’s«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Ich habe vier Frauennamen. Ich will wissen, welche davon nicht auf den Flug RA 101 nach Kigali am 25. November gebucht war. Und ich brauche die Bestätigung, dass die betreffende Person in derselben Nacht auch in keinem Hotelbuchungssystem in Ruanda vermerkt ist.«
    »Aber Tantchen, es geht mir gut, wirklich.«
    Eine Sekunde Pause.
    »Verstanden. Ruf mich an, wenn es passt.«
    Katrine gab Rødsmoen das Telefon zurück. »Meine Tante wollte mir nur zum Geburtstag gratulieren.«
    Kjersti Rødsmoen schüttelte den Kopf. »Die Hausordnung verbietet den Gebrauch von Mobiltelefonen. Ich sehe keinen Grund, Ihnen das Handy abzunehmen, solange Sie es nicht benutzen. Aber sorgen Sie dafür, dass die Stationsschwester es nicht sieht, okay?«
    Katrine nickte, und Rødsmoen verschwand.
    Katrine starrte noch eine Weile aus dem Fenster, ehe sie sich erhob und in den Hobbyraum ging. Die Stimme der Stationsschwester erreichte sie auf der Türschwelle.
    »Wohin wollen Sie, Katrine?«
    Katrine antwortete, ohne sich umzudrehen. »Solitaire spielen.«

KAPITEL 33
     
    Leipzig
     
    G unnar Hagen nahm den Fahrstuhl in den Keller.
    Niedergang. Niederlegung. Niederlage.
    Er stieg aus und begann seinen Marsch durch den Tunnel.
    Zumindest hielt Bellman Wort, er hatte nichts gesagt. Und er hatte ihm einen Rettungsring zugeworfen, eine gehobene Stellung im neuen, erweiterten Kriminalamt. Harrys Bericht war kurz und konzise gewesen. Keine Resultate. Jeder Idiot kapierte, dass es höchste Zeit war, Richtung Rettungsring zu schwimmen.
    Hagen öffnete die Tür am Ende des Tunnels, ohne anzuklopfen.
    Kaja Solness lächelte freundlich, während Harry Hole – der mit dem Telefon am Ohr vorm Computerbildschirm saß – sich nicht einmal umdrehte und nur ein »Setz-dich-Chef-willst-duauch-einen-Kaffee« murmelte, als hätten gute Geister den Besuch des Dezernatsleiters bereits angekündigt.
    Hagen blieb in der Tür stehen. »Ich hab die Mitteilung bekommen, dass ihr Adele Vetlesen nicht gefunden habt. Höchste Eisenbahn, zusammenzupacken. Die Zeit ist abgelaufen, eure Arbeitskraft wird anderweitig gebraucht. Auf alle Fälle deine, Solness.«
    »Danke schön, Günther«, sagte Harry in den Telefonhörer, legte auf und drehte den Stuhl um.
    »Danke schön?«, wiederholte Hagen.
    »Das war die Polizei in Leipzig«, sagte Harry. »Ich soll dich übrigens herzlich von Katrine Bratt grüßen, Chef. Du erinnerst dich an sie?«
    Hagen sah seinen Kommissar misstrauisch an. »Ich dachte, Bratt wäre in der Psychiatrie?«
    »Das ist auch so«, sagte Harry, stand auf und ging zur Kaffeemaschine. »Aber die Frau ist eine Teufelin, was Internetrecherche betrifft. Apropos Recherche, Chef.«
    »Recherche?«
    »Könntest du dir vorstellen, uns uneingeschränkte Mittel für eine Suchaktion zu gewähren?«
    Hagen sah Harry ungläubig an. Dann lachte er laut. »Du bist, verdammt noch mal, nicht ganz dicht, Harry. Ihr habt gerade eben das halbe Reisebudget für eine Fiaskotour in den Kongo verbraten, und nun willst du eine Suchaktion? Diese Operation ist von diesem Augenblick an zu Ende. Hast du verstanden?«
    »Ich verstehe …«, sagte Harry, goss Kaffee in zwei Becher und gab einen davon Hagen, »… viel mehr als vorher. Und bald wirst du das auch, Chef. Nimm dir meinen Stuhl und hör mir einen Moment zu.«
    Hagen blickte von Harry zu Kaja, warf einen skeptischen Blick in die Tasse und setzte sich. »Ihr habt zwei Minuten.«
    »Es ist ziemlich einfach«, sagte Harry. »Laut Passagierliste von Brussels Air ist Adele Vetlesen am 25. November nach Kigali geflogen. Aber an der dortigen Passkontrolle wurde niemand mit diesem Namen registriert. Folgendes ist passiert: Eine Frau mit einem falschen, auf Adeles Namen ausgestellten Pass ist von Oslo abgeflogen. Der falsche Pass

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