Leopardenblut (German Edition)
hatte, sah man nichts mehr von einer Öffnung.
Sascha schnappte erstaunt nach Luft, als überall an den Steinwänden Lichter aufflammten und einen langen Tunnel beleuchteten, der mit schönen Flusssteinen gepflastert war. Die Wände waren über und über mit Gemälden bedeckt, der Künstler hatte den Stein als Leinwand benutzt. Es waren Bilder der Wildnis, vom Wald und von jagenden Wölfen. Eine hypnotische, tödliche Schönheit lag in ihnen.
„Willkommen.“ Hawke trat aus dem Schatten heraus und hob eine Augenbraue. „Soll ich deine Wächter auch hereinbitten?“
„Nicht nötig“, sagte Lucas mit einem Lächeln. Vaughn und Clay waren bereits drinnen. Dorian würde draußen bleiben.
Hawkes Augen verrieten keine Bewegung, aber Lucas wusste, wie sehr es das andere Alphatier ärgerte, dass es seinen Leuten – schon wieder – gelungen war, sich bei ihm einzuschleichen. „Verrätst du mir, wie?“
„Jeder braucht seine Geheimnisse. Erzähl mir nicht, du könntest nicht auch in unsere Unterkunft eindringen.“
Hawke sah ihn finster an. „Und was ist mit dem gegenseitigen Vertrauen?“
Sascha lachte und beide Männer drehten sich nach ihr um. Lucas fiel auf, dass er zum ersten Mal ihr Lachen hörte. Eine beinahe schmerzhafte Zärtlichkeit löste das Bedürfnis ab, sie zu besitzen. Sie bedeutete ihm mehr, als sie wusste. Wenn sie starb, würde sein Herz mit ihr gehen.
„Ihr verhaltet euch wie wilde Tiere, die unsicher sind, ob sie dem Friedensangebot des anderen trauen sollen. Ich frage mich, wie lange ihr einander noch umkreisen wollt, bis ihr eine Entscheidung fällt.“ Sie schüttelte den Kopf und in ihren Augen strahlte die unbändige Heiterkeit einer lebendigen Frau. In diesem Augenblick war sie genau das, was das Tier in ihm wollte, eine leidenschaftliche Frau, heiter und spielerisch, sinnlich und voller Verlangen.
Lucas spürte, wie Hawke tief einatmete. Er sah ihn an und las auf seinem Gesicht eine einfache Botschaft: Wenn sie nicht dir gehört e …
„Das tut sie aber“, sagte Lucas von Raubtier zu Raubtier, von Rudelführer zu Rudelführer.
Sascha stand vor den Bildern und hatte offenbar nichts gehört. „Sie sind wundervoll, Hawke.“ Sie sah ihn an. „Gehört der Künstler zu Ihrem Rudel?“
Hawkes Gesicht wurde so hart wie der Stein, auf dem die Kunstwerke gemalt worden waren. „Sie hat dazugehört.“ Er drehte den Kopf weg. „Gehen wir.“
Lucas sah die Verwirrtheit in Saschas Blick. Er schüttelte den Kopf, er hatte noch nie von dieser Künstlerin gehört.
„Sie leben unter der Erde?“, fragte Sascha, als sie immer tiefer nach unten gingen.
„Einige von ihnen. Das hier ist das Hauptquartier des Rudels.“ Als die SnowDancer-Wölfe noch nicht so gefürchtet waren wie jetzt, hatten verschiedene Gruppen versucht, ihr Versteck aufzuspüren, um sie zu vernichten. Niemandem war es gelungen. Nur den DarkRiver-Leoparden. Lucas und seine Wächter hatten die Höhle nicht nur gefunden, sondern waren auch hineingelangt. Allerdings wollten sie nur eine einfache Nachricht hinterlassen.
Wenn ihr uns in Ruhe lasst, tun wir euch auch nichts. DR .
Am Tag darauf hatte Lucas in seinem Versteck eine Antwort gefunden.
Einverstanden. SD .
Manchmal war es ein Vorteil, ein Tier zu sein. In der Welt der Medialen und selbst bei den Menschen hätten solche Verhandlungen Monate gedauert. In den Jahren nach diesem ersten Kontakt hatten sie vorsichtig ihre Beziehungen ausgebaut. Doch es blieb bei der einfachen Regel: Wenn ihr uns in Ruhe lasst, tun wir euch auch nichts.
Hawke bog nach rechts ab.
„Was ist auf der linken Seite?“, fragte Sascha und sah den Gang hinunter.
„Wohnungen.“ Als sie das erste Mal in das Tunnelsystem eingedrungen waren, hatten die Leoparden den Wölfen deutlich gemacht, dass sie die Jungen zwar gefunden, ihnen aber nichts getan hatten. Klarer hätten sie ihre friedlichen Absichten nicht beweisen können.
Kurz darauf kamen sie an eine weitere Weggabelung. Die Gänge erstreckten sich in verschiedene Richtungen. Vor ihnen öffneten sich Räume und Leute gingen umher. Hawke führte sie wieder nach rechts und blieb vor einer geschlossenen Tür stehen.
Lucas spürte, wie Saschas Körper neben ihm ganz starr wurde. „Hawke“, fragte sie mit eigenartiger Betonung in der Stimme, „was spüre ich hinter dieser Tür?“
Eisaugen sahen sie an. „Das wirst du gleich erfahren.“ Er drückte gegen die Tür und trat ein.
Lucas ging vor Sascha hinein, jede Faser seines
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