Leopardenblut (German Edition)
ihren Plan ohne seine Zustimmung umzusetzen. Aber das wäre ein sinnloses Unterfangen gewesen, denn sie brauchte immer noch ein Ablenkungsmanöver.
Theoretisch würde auch eine Störung auf der Ebene der wirklichen Welt infrage kommen. Sie musste nur groß genug sein, um die Aufmerksamkeit sämtlicher Gehirne in San Francisco und Umgebung auf sich zu ziehen. Gemeinsam mit den SnowDancer-Wölfen könnten die DarkRiver-Leoparden bestimmt genügend Verwirrung stiften.
Vielleicht würde das ausreichen, denn der Mörder musste sich in der Nähe aufhalten, da er die Gewohnheit hatte, seine Opfer in einer ihnen bekannten Umgebung zurückzulassen. Zwar erstreckte sich das Medialnet unendlich weit, aber der körperliche Aufenthaltsort eines Medialen bestimmte zum Teil die Geschwindigkeit, mit der er zu einem anderen Bewusstsein gelangen konnte. Es hatte mit den Verbindungen zu tun.
Sie war davon überzeugt, dass der Mörder zuschnappen würde, wenn sich ein Köder für seine grausamen Bedürfnisse in seiner Reichweite aufhielt. Ein einziger Blick würde ihr schon genügen. Ihre empathischen Fähigkeiten sollten es ihr ermöglichen, die hässliche Fratze der Wut sofort zu erkennen.
Es konnte funktionieren. Unglücklicherweise brauchte sie dazu Unterstützung. Aber Lucas ließ sich nicht erweichen. Sie wusste, dass ihr niemand ohne seine Zustimmung helfen würde. Selbst die Wölfe würden sich zurückhalten, obwohl doch das Leben ihrer Gefährtin auf dem Spiel stand.
Mit all ihrer Willenskraft kämpfte sie gegen ihren Panther.
Und verlor.
Noch vor dem Morgengrauen rief Hawke an, um ihnen mitzuteilen, dass die SnowDancer-Wölfe die benötigte Ablenkung beschaffen könnten.
„Wie?“, fragte Lucas, ohne wirklich interessiert zu sein. Der Plan würde nicht ausgeführt werden, solange Sascha dabei sterben würde. Er weigerte sich auch, daran zu denken, was sie ihm noch gesagt hatte. Meine Schutzschilde werden versagen. Er würde nicht zulassen, dass dieser Prozess beschleunigt wurde, nicht bevor sie einen Weg gefunden hatten, Sascha vor dem Rat zu schützen.
Hawke zögerte kurz. „Ich glaube, es ist besser, wenn du herkommst. Bring deine Mediale mit.“
Lucas wusste, wo Hawkes Höhle lag. Und er wusste auch, dass sie Tag und Nacht von Wölfen bewacht wurde, die ihm ohne zu zögern an die Kehle springen würden. „Freies Geleit“, erinnerte er Hawke.
„Beleidige mich nicht, Kater. Ich halte meinen Schwur. Kommt so schnell wie möglich, mein Rudel wird langsam unruhig. Wenn wir nicht ins Medialnet eindringen, werde ich den Befehl geben, so viele hohe Mediale wie nur möglich zu töten.“
„Wir haben überall in der Welt Leute an den Wohnungen der Ratsmitglieder postiert. Wenn ihr genügend Blut vergießt, wird schon irgendjemand reden.“ Lucas unterbrach die Verbindung.
„Was wollte Hawke?“, fragte eine schläfrige Stimme.
Als Lucas sich umdrehte, sah er, dass Sascha sich im Bett aufgesetzt hatte. Er wollte lügen, sie beschützen, aber solche Mätzchen hatten sie längst hinter sich gelassen. „Er meinte, sie könnten eine Ablenkung schaffen.“
Sascha runzelte die Stirn. „Das ist die schwächste Stelle im ganzen Plan“, murmelte sie. „Eine Ablenkung außerhalb des Netzes wird vielleicht nicht genügend Medialengehirne beschäftigen, um dem Mörder einen Vorsprung zu verschaffen. Ich bin gespannt, was Hawke vorschlägt.“
Er wollte sie schütteln. Die einzige Schwachstelle war, dass sie ihr Leben in Gefahr brachte. „Zieh dich an. Wir gehen zu Hawke.“
Fünfzehn Minuten später trafen sie die anderen im Erdgeschoss. Lucas befahl Mercy und Nate, als Wachen zurückzubleiben.
Tamsyn verzog das Gesicht. „Ich bin doch die Einzige hier. Warum kann ich nicht mitkommen? Dann müsstet ihr nicht zwei Wächter für mich abstellen.“
„Du bist unsere Heilerin.“ Lucas strich ihr über die Wange. Er war gestern Abend grob zu ihr gewesen. „Du musst in Sicherheit sein, damit du uns zusammenflicken kannst, falls etwas schiefgeht.“
Sie knirschte mit den Zähnen, widersprach aber nicht, sondern nahm ihn nur fest in die Arme. „Sei vorsichtig.“
Hawkes Höhle befand sich tief in der Sierra Nevada, fast schon in den Bergen. Mit dem Allradantrieb fuhr Lucas einen fast nicht sichtbaren Pfad hinauf und fluchte, als Zweige an den Seiten entlangkratzten.
„Wenn ihr allein wärt, hättest du mit deinem Rudel einfach laufen können“, sagte Sascha und starrte in das graue Morgenlicht.
„Wenn wir allein
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