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Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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radikalsten Streiter der menschlichen Emanzipation s bewegung als extrem bezeichnet hätten. In direkter U m kehrung zum menschlichen Modell, wurden die Ler in ihren Geschlechterrollen um so angepaßter, je niedriger ihr kulturelles Niveau war. Han wußte, daß eine ihrer unumstößlichsten Überzeugungen darin bestand, daß sie an die Konvergenz der Geschlechterfunktionen im Zuge der biologischen Evolution glaubten. Nicht hier und he u te, auch nicht bei ihren Nachkommen, aber vielleicht nach drei oder vier weiteren Generationen könnte es dazu kommen, daß beide Geschlechter vollkommen gleich würden, sogar was die Geburt der Kinder anbetraf. Das Geschlecht wäre dann nur noch eine Funktion der Indiv i dualisierung und nicht der biologischen Fortpflanzung.
    Nachdem alle mit dem Essen fertig waren, begannen sie sich zu unterhalten. Dardenglir erzählte Han von ein i gen Besonderheiten der Ler. Da er ein scharfes Auge für die Feinheiten des Gesichtsausdruckes hatte, bemerkte er sofort Hans Erstaunen hinsichtlich der Tatsache, daß er – Dardenglir – ein Baby säugte. Seine Erklärung ging d a hin, daß seit Auftauchen der Säugetiere der Mann rud i mentäre Brustwarzen und -drüsen habe. Man war der Meinung, daß die volle Funktion dieser Drüsen in einer speziellen Eigenschaft des zugrundeliegenden DNS-Programms bestehe, die ihrerseits erst sehr spät in den Wachstumsprozeß eingreift; zudem funktionierte ihre Struktur zu ihrer vollen Zufriedenheit, da so die Mühe und Last der Kinderaufzucht gleichmäßig verteilt wurde.
    Tanzernan, das Mädchen, das letzte Nacht niederg e kommen war, sagte irgend etwas und kicherte. Darde n glir übersetzte es als „Männermilch macht Kinder müde“. Aus der gegenüberliegenden Ecke kam von Bazh’ingil die verhaltene Bemerkung: „Aber sie macht die Jungen später zu besseren Liebhabern.“ Alle, einschließlich Han, brachen über diesen Wortwechsel in schallendes Geläc h ter aus.
    Han bemerkte, daß sie außer ihrem Humor noch eine weitere spezifische Eigenart hatten: Es gab durchaus b e merkenswerte Unterschiede zwischen den einzelnen, trotz aller kulturellen Konformität. Bazh’ingil und Pethmirian waren sich so ähnlich, wie man es bei ihrer Innenverwandtschaft in der alten Webe erwarten konnte. Jedenfalls äußerlich. Vom Wesen her gab es deutliche Differenzen. Wohl waren beide reserviert und besche i den, aber Bazh’ingil versteckte unter seiner Oberfläche einen derben Humor, der Pethmirian völlig fehlte. Sie war in sich zurückgezogen und sprach kaum ein Wort. Aber hinter ihrem Blick verbarg sich eine rege Geda n kentätigkeit. Dardenglir war geschmeidig wie warmes Öl, geschickt wie eine Schlange, klug und voller Lebe n digkeit. In zivilisierteren Regionen hätte ihn sich Han gut und gerne als Diplomat mit großem Geschick und Kla r blick vorzustellen vermocht. Tanzernan war ein hübsches und strahlendes Wesen, eine Art Sprudelwasser – immer aufgelegt zu einem Scherz und einem Lachen.
    So erzählte er ihnen ohne Auslassungen seine G e schichte, einschließlich jener merkwürdigen Anziehung, die zwischen ihm und Liszendir bestanden hatte. Wä h rend sie ihm zuhörten, stellten sie wie neugierige Kinder tausenderlei Fragen. Nachdem sie ihn bis zum Letzten ausgequetscht hatten und gedankenversunken mit ihren großpupilligen Augen ins Feuer starrten, begann Han seine eigenen Fragen zu stellen: zum Überfall, zu den Kriegern, und wie er wohl am besten und schnellsten zu jener Hügelkette mit den beiden Felsenspitzen im Norden der Hauptstadt kommen könnte.
    Sie wußten eigentlich nichts Neues. Die Überfälle w a ren nicht einmal in der Nähe jener entlegenen Gegend der Ghazh’in-Gemeinschaft vorgekommen. Sie hatten nur Geschichten darüber gehört, Lichter am Himmel g e sehen und im Zeitraum der Überfälle mehr Sternschnu p pen als gewöhnlich beobachtet. Aber das war auch schon alles, was sie darüber wußten.
    Sie kannten die Felsenspitzen, die Han erwähnt hatte; in der Tat, auf einem Planeten, der so wenige Unte r schiede in der Oberflächengestaltung aufwies, waren sie ein wichtiges Orientierungszeichen. Nach ihren Angaben lagen sie ungefähr zwei Wochen Fußmarsch Richtung Südosten, was nach Hans Zeiteinteilung etwa achtun d zwanzig Tage waren. Er erklärte ihnen, warum er unter allen Umständen dorthin müßte. Er erntete nur Spott. Dardenglir erläuterte, warum.
    „Es gibt dort nichts – keinen bewohnten Ort, keine Stadt, kein Dorf. Niemand lebt auf

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