Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
sie können diesen Zustand ausgleichen, bis jemand anders ein Gegenmittel findet.“
„Mit anderen Worten also, der Wahnsinn existiert sachlich gesehen nicht.“
„Richtig.“
„Wieso läuft diese eine dann unverändert herum? Wie lange verfolgen wir denn nun schon ihre Spur?“
„Es gibt Hinweise darauf, daß einige der Spuren vier Jahre alt sind. Wir forschen noch.“
„Vier Jahre?“
„Jawohl. Und in etwa gleich stark. Aber wohlbemerkt, wir finden die zweite immer noch weitaus seltener als die erste. Aber es kommt noch mehr, und zwar das bisher Beste.“
Parleau stöhnte laut auf: „O nein! Jetzt erzählen Sie bloß nicht, daß noch eine dritte Person im Spiel ist!“
„Es gibt noch eine dritte Person, das ist eine Tatsache, aber diese dritte Person ist ein Mensch, der nicht die geringste Spur auf den Chems hinterläßt und eigentlich auch nur durch Zufall mit erfaßt wurde. Die Bilder sind alle schlecht, und wir können ihn nicht identifizieren.“
„Hinter wem ist er her?“
„Bei Gruppenüberprüfungen wurde die ‚menschliche Person X’ bisher nur mit dem ersten Mädchen in Verbindung gebracht, aber wir haben wegen gewisser Umstände einen gewissen Verdacht … das Problem liegt darin, daß wir den dritten Mann, um es einmal so auszudrücken, nur mittels solcher Merkmale erkennen können, die wertlos sind, wenn wir die Gruppenabtastungen nur für ihn machen wollten. Die Daten heben ihn nicht genug heraus.“
„Also, Plattsman, Sie behaupten, daß wir es hier mit zwei Ler-Mädchen zu tun haben, die Agentinnen sind, und mit einem Menschen, der mit ihnen im Bunde steht?“
„Das war mein erster Eindruck, Herr Vorsitzender. Wir Aufsichtsbeamten neigen dazu, die Dinge auf diese Weise insgesamt zu sehen. Aber es sieht so aus, als ob es sich um einen widersprüchlichen Vektor handelte; wir untersuchen im Moment die Möglichkeit, ob wir es eventuell mit einer ganzen Gruppe von Komplotten zu tun haben, die vielleicht in Zusammenhang miteinander stehen, aber vielleicht auch nicht. Aber eines wissen wir ganz sicher.“
„Und das wäre?“
„Wir haben mit den vergrößerten Gesichtern aus den Gruppenabtastungen ein paar Tests gemacht. Mit Freiwilligen drüben in der medizinischen Fakultät. Sie wissen ja, daß der Gesichtsausdruck Teil der Programmierung ist, der wir im Säuglingsalter ausgesetzt sind, und daß wir diese während unseres ganzen Lebens behalten und nach und nach weitere und feinere Schichten hinzukommen. Als wir also diese Bilder unseren Freiwilligen bei geeigneten Kontrollmaßnahmen vorführten, konnten wir die Gesichtsausdrücke der drei an bekannten Kategorien statistisch messen … Der erste ist ängstlich und beunruhigt. Der zweite ist ohne jeden Ausdruck, und der dritte …“
„Ja?“
„… ist außerordentlich feindselig.“
„Das können Sie herausfinden und sie trotzdem nicht identifizieren?“
„Das Erkennen grundsätzlicher emotionaler Mengen ist eine Sache. Ein Individuum aus einer größeren Menge herauszupicken ist etwas ganz anderes.“
„Gute Arbeit Plattsman. Wirklich gute Arbeit! Das ist besser als ich erwartet hatte.“
„Ich bin mir da nicht so sicher, Herr Vorsitzender.“
„Wie das?“
„Uns ist ganz und gar nicht wohl wegen dieser zufälligen Vermehrungen. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit von der ursprünglichen Frage ab. Und wie Sie sich vielleicht von den allgemeinen Instruktionen her noch erinnern werden, die wir allen Vorsitzenden geben, ist es so, daß die Antwort um so nutzloser ist, je breiter die Frage war. Keins dieser Programme scheint uns zu den Fragen zurückzuführen, die wir ursprünglich gestellt haben. Wir bekommen unseren Karma-Vektor nicht zu fassen.“
„Ich weiß ja, daß im Trüben manche Dinge verborgen bleiben. Aber ihr Aufsichtsbeamten habt schließlich immer noch die Informationstheorie, die euch hilft, genaue Angaben aus dem ganzen Wirrwarr herauszuziehen.“
„Sicher, Herr Vorsitzender. Aber diese Dinge brauchen ihre Zeit, wenn sie richtig gemacht werden sollen, und danach kommen die Auswertungen und die Entscheidungen. Ich möchte zum ursprünglichen Problem zurückgehen, nämlich das erste Mädchen weiterverfolgen. Wir haben vor, Klyten weiter einzuweihen.“
„Ausgezeichnet. Dann also bis zum nächsten Treffen?“
„Ja. Und ich hoffe, daß wir alle mehr zu sagen haben werden als das letzte Mal. Letztes Mal haben wir ja nichts getan, als uns selbst gegenüber zuzugestehen, daß wir ein Problem
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