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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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größten Teil der Gegend, die sie seit dem ersten Licht den ganzen Tag über durchwandert hatten, wenig zu unterscheiden. Außer natürlich, daß der Wald hier vorwiegend aus Buchen bestand und daß sie in dem flachen Tal eines kleinen Flusses waren, umgeben von den silbrigen, kahlen Stämmen mit ihren angedeuteten dicklichen Muskelfasern, gebrochen nur durch die dunkleren, eher düsteren Stämme des Eisenbaums mit seiner bläulich gefärbten Rinde oder durch das tiefe, satte Grün des Lebensbaums. Seltener waren es dürre Wacholderzweige.
    Trotz der Kälte des Tages fühlte sich Morlenden, der warm in sein Pleth für den schweren Winter und in seinen Reiseumhang eingepackt und dessen Magen obendrein mit bester Wurst gefüllt war, entspannt. Aber Taskellan riß ihn aus seiner nachdenklichen Stimmung heraus. „Wahrscheinlich finden wir Kris irgendwo hier in der Nähe, wenn überhaupt.“ Der Junge fuchtelte mit dem Arm durch die Gegend und umriß auf diese Weise grob das Gebiet, das man rundherum durch das Gitter aus glatten Stämmen und kahlen Ästen sehen konnte, von denen einige noch ein Büschel braun verfärbter Blätter dieses Jahres trugen. „Das Baumhaus ist noch ein gutes Stück weiter weg, aber es liegt an diesem Bach, und als ich ihn das letzte Mal sah, hat er in dieser Gegend gearbeitet. Wir haben den Weg gekreuzt, den Kris gewöhnlich zu den Hulens nimmt, aber ich habe keinerlei Anzeichen gesehen, daß er dort gewesen ist.“
    „Wir könnten ihn in diesen weglosen Wäldern leicht verfehlen. Bist du sicher, daß es überhaupt diese Gegend ist?“
    „Kein Zweifel, überhaupt kein Zweifel, Ser Deren. Wir würden ihn schon allein deswegen irgendwo hier in der Nähe finden, weil er auf Maellenkleth warten würde. Sie würde nicht mit ihm zusammen in der ganzen Gegend herumlaufen. Nein! Das würde sie ganz und gar nicht tun! Sie hieß ihn sich hinsetzen und an dieser Stelle verweilen – und er tat es. Schließlich war es Maellenkleth, um die geworben wurde, nicht umgekehrt. Er war derjenige, der die neue Rolle zu lernen hatte, nicht sie! Ha! Als ob sie so etwas je tun würde!“
    Taskellan blickte sich um wie zu seiner eigenen Absicherung. Er sah einen Waldboden, der mit Buchenblättern, Baumstämmen bedeckt war, deren Anzahl mit der Entfernung wuchs, bis sie eine dichte Mauer bildeten und den Blick auf alles, was irgendwie auf den Horizont hindeutete, versperrten. Tas sah dann wieder Morlenden an; er war sich nicht mehr ganz so sicher. „Hier sollte er eigentlich sein … aber selbst wenn er hier wäre, könnten wir ihn verfehlen, wenn er von uns nicht gesehen werden wollte … es heißt, er könnte einfach so verschwinden. Zack! Er ist da und doch wieder nicht da. Ich bin einmal mit Maellenkleth hergekommen, und er hat es mir gezeigt. Er wurde einfach ganz ruhig, für eine Minute, und dann war er weg. Kein Geräusch, nichts. Und das kannst du mir glauben, so unglaublich es auch klingt.“
    „Man verschwindet doch nicht einfach so. Wie macht er das? Was für ein Trick ist das?“
    Der Junge zuckte die Achseln. „Irgendwie … ich weiß es nicht. Kris ist ganz merkwürdig. Er und die Hulens sind Jäger, und sie essen eine Menge Fleisch, darum müssen sie sich unbemerkt anschleichen können. Sie wandern bei jedem Wetter durch die Gegend, und da geht es natürlich nicht, daß sie haufenweise Proviant mit sich herumtragen, wenn sie unterwegs zu den Lehmtöpfen sind.“
    Morlenden nickte und bestätigte damit, was Tas gesagt hatte, war jedoch nichtsdestoweniger erstaunt. Echte Jäger waren selten in der Ler-Gesellschaft, und zwar aus mehreren Gründen, die zusammenwirkten, und ihre Grundausrichtung auf die Landwirtschaft mit ihrer Bindung an ein festes Stück Land war nicht einmal der geringste davon. Sie hatten dieses Leben schon vor langer Zeit gewählt.
    Hinzu kam, daß der eingeschränkte Gebrauch jeder Waffe, die die Hand verließ, schwer auf denen lastete, die dazu eine Neigung verspürt hätten. „Töte nicht mit dem, was die Hand verläßt“, lautete das strenge Gebot, das von Generationen von Revens und ihren Auslegungen der wesentlichsten Überlieferung bestätigt worden war. Und soweit Morlenden das wußte, wurde es immer befolgt, niemals gebrochen. Es war bei ihnen die schlimmste Straftat, die ein einzelner begehen konnte. Es in irgendeiner Weise zu brechen, machte einen zum Ausgestoßenen; war eine Person das Opfer, so bedeutete dies für den Täter auf jeden Fall den Tod, ganz gleich, aus

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