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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Vorratskammer in den Topf und warf noch einige verdächtig aussehende Pfefferschoten hinterher. Dann machte er sich daran, ein Feuer anzuzünden, und nach einer kleinen Weile hatte er es geschafft, das Feuer anzumachen, den Braten zum Schmoren zu bringen, und die Kälte etwas von ihrer Härte verlieren zu lassen.
    Da ihnen nun wärmer war, zogen beide ihre schweren Winterumhänge aus und setzten sich schweigend auf den Boden, um sich zu entspannen. Morlenden sagte kein Wort. Auch der Junge wirkte erschöpft und ausgelaugt, als ob er von weit her gekommen sei, denn die Kälte des Baumhauses ließ vermuten, daß es länger als nur einen Tag unbewohnt gewesen war. Krisshantem sagte nichts. Er schien in irgendeine geheime, innere Träumerei versunken zu sein, deren Grenzen nur er kannte. Morlenden unterbrach ihn nicht, und so saßen sie schweigend eine beträchtliche Zeit lang da. Aber schließlich blickte Krisshantem mit dem gleichen beunruhigend intensiven Blick, der vorher an ihm zu sehen gewesen war, auf und Morlenden direkt an. Dieses Mal wich der Blick nicht von ihm, sondern verharrte; Morlenden empfand die plötzliche, starke Aufmerksamkeit als irritierend.
    „Ser Deren, du fragst dich sicher nach dem Grund für mein Schweigen?“
    „Ja.“
    Der Junge blickte zum Fenster hinaus, ein richtiges Glasfenster, keine von diesen Travertinscheiben, aus denen sie weit im Norden und Westen so gern die yos- Fenster machten. Nur ein Hauch von Farbe war an diesem Himmel zurückgeblieben, ein tiefes, fernes Violett; ansonsten war es Nacht. „Ich habe mir gerade ein Bild zurechtgelegt“, begann er, „im Geiste, für eine Übertragung in der Multisprache. Kannst du so ein Bild lesen, wenn ich es im visuellen Modus ausstrahle?“
    „Ich kann wohl empfangen, und ich bin auch bereit dazu. Aber sag mir, wo lernt einer wie du die hohe Kunst der Multisprache?“ Morlenden verspürte Furcht bei dem Gedanken an die freiwillige Unterwerfung des Willens während des Empfangs der Multisprache und wollte den Jungen ein wenig in die Defensive bringen, bevor er sich ihm auslieferte.
    Ein Licht flammte in den Augen des Jungen auf, wurde dann wieder schwächer. Es ging aber nicht aus. „Ich lerne schnell. Und vieles, von jedem, der mich unterweisen will. Aber es ist gut, daß du dich entschließt zu empfangen und daß ich sende, denn danach wirst du wenigstens sagen können, daß du mehr kennst als nur einen Namen.“
    Morlenden sagte: „Bevor ich mich auf diese Reise machte, sagte mir meine innenverwandte Schwester, daß sie mir auch ein Bild senden könne, aber daß es schwach und verschwommen sein würde. Ich hatte nun gehofft, bei denen, die Maellenkleth gut kannten, ein besseres zu finden.“
    „Und so soll es auch sein, Ser Deren! Du wirst genau wie ich mit den Augen meines Geistes sehen … bist du denn auch bereit, perdeskris zu empfangen?“
    Morlenden spürte die Einschüchterung hinter den Worten, nickte aber; er war gespannt, besorgt und doch nichtsdestoweniger entschlossen weiterzumachen … wenn auch nicht ohne Bedenken. Die Multisprache hatte viele Formen, viele Aspekte. Einer war die direkte Übertragung eines Bildes von einem Geist in den anderen hinein, wobei das Mittel der Übertragung eine Art Sprache, Rede, Vortrag war. Aber es war eine Sprache, die bei weitem die normalen linearen Aspekte des Dechiffrierens und Sortierens der herkömmlichen Sprache, der Sprache, wie die Menschen sie verstanden hatten, der Sprache, die in der Art der einfacheren Singlesprache strukturiert war, überstieg.
    In der eingleisig verlaufenden Sprache hatte man es mit dem Breitbandsignal zu tun, einem Muster aus Bändern harmonischer Töne, wobei sich die Frequenz leicht verschieben konnte, das gesamte Muster von Zeit zu Zeit durch ein hartes Schnalzen, durch Senkungen und Zischlaute und ihre Kombinationen unterbrochen wurde: Vokale und Konsonanten, vor- und nachstehende. Aber bei der Multisprache wurden die harmonischen Bänder einzeln gesteuert, und die Brüche im Ton traten in jedem einzelnen Band getrennt auf; nur bei äußerster Konzentration wollte sie für gewöhnlich überhaupt gelingen, denn sie war keine Sache des Instinkts: Alles war vollständig angelernt. Und auf Seiten des Empfängers: die totale Unterwerfung. Dies war der Teil der Angelegenheit, der Morlenden am wenigsten gefiel, dieses Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, sich dem Willen eines anderen auszuliefern. Früher hatten er und Fellirian damit gespielt,

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