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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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blaßhäutig noch so goldhaarig wie – Cannialin, dachte er wie ertappt. Er war in einen geflickten und abgetragenen Übermantel und Filzstiefel gekleidet, obwohl die Kleidung sehr sauber und gepflegt war. Er unterschied sich kaum von irgendeinem anderen strubbelköpfigen Jugendlichen; schlank und drahtig, ein eckiges, hartes, ernstes Gesicht, muskulös und von den Jahren, denen es dem Wetter ausgesetzt gewesen war, und von der Sorglosigkeit, die ihn in diesen Winkel getrieben hatte, unempfindlich geworden.
    Morlenden sprach ruhig, um die Erscheinung nicht aufzustören.
    „Taskellan?“
    Der Junge blickte in die gleiche Richtung, in die Morlenden blickte. Auch er stand auf und sagte: „Ach so. Das ist Kris. Komm, ich mache euch miteinander bekannt. Und dann muß ich zurück. Langer Nachhauseweg, weißt du.“
    Sie nahmen ihre Sachen und gingen langsam und vorsichtig auf die Stelle zu, an der der andere Junge stand und auf sie wartete; die regungslose, schweigende Gestalt nickte beinahe unmerklich und bestätigte so den Grund ihres Interesses.
    Taskellan sagte: „Ich stelle den ehrenwerten Krisshantem einem Ser und Kadh von der Webe der Zähler vor, Morlenden Deren.“ Alles in der geziemenden Reihenfolge. Und sobald er damit rechnen konnte, daß sich die beiden Fremden gegenseitig musterten, wandte er sich jäh um, als befürchte er, daß sich diese zerbrechliche Begegnung plötzlich in nichts auflösen werde, daß einer von ihnen oder beide davonlaufen und den Weg, den sie gekommen waren, zurückgehen könnten. Der Jüngere winkte Morlenden zu. Einen Augenblick später war er verschwunden. Nach ein paar weiteren Augenblicken konnte man hören, wie sich seine Schritte schlurfend auf den vom Winter hingestreuten Blättern entfernten. Dann war Stille, jedenfalls empfand Morlendens Ohr es so.
    Die beiden standen da und sahen sich gegenseitig an. In dem durch die Wolken und Zweige einfallenden Licht hatte man den Eindruck, unter Wasser zu sein, in einem sehr kalten und klaren Wasser. Morlenden beobachtete das stille, eckige Gesicht vor ihm mit seinen scharfen Kanten und verspürte eine Spannung, eine Mahnung zur Vorsicht. Nicht Gefahr. Er fühlte sich einem extremen Grad an kritischer Beobachtung unterworfen, und das störte ihn. Er brach die Stille des Waldes. „Dann bist du also wirklich jener Krisshantem, der der Geliebte des Mädchens Maellenkleth Srith Perklaren war?“
    „Der dhofter“, korrigierte der Junge. Die Korrektur wurde mit einer selbstbewußten, klaren, angenehmen Altstimme geboten. Der Ausdruck dhofter überraschte Morlenden irgendwie, denn das dhof war eine bestimmte Kategorie einer persönlichen Bindung zwischen Liebenden, die wesentlich tiefer ging als die üblichen Schwüre ewiger Liebe, die junge Leute in den Anfängen einer Beziehung gern von sich geben. Weit über die zufälligen Treffen, Affären, jugendlichen Schwärmereien hinausgehend, ganz gleich, wie stark die sexuelle Begierde dabei war. Das dhof war eine ernste Angelegenheit; man nahm es nicht auf die leichte Schulter. Es gab dabei Verpflichtungen …
    Krisshantem fragte: „Wer hat dich hergesandt?“
    „Die Perwathwiy Srith, Hetman der Libellenhütte, beauftragte uns herauszufinden, wo sich Maellenkleth aufhält oder was aus ihr geworden ist. Ich ging zu ihrem yos. Klervondaf riet mir, dich aufzusuchen.“ Morlenden fügte so taktvoll er konnte hinzu: „Obwohl er das nicht übermäßig gern tat.“
    Die Worte schienen auf das verhärtete Gesicht vor ihm keinen Eindruck zu machen. „Sie ist nicht hier“, sagte Krisshantem nach einer langen Pause.
    Auch Morlenden schwieg eine Zeitlang und versuchte so, irgendwie mit dem Jungen zusammenzukommen. Nach einer Weile sagte er: „Wo ist sie?“
    „Draußen. Kannst du dir das immer noch nicht denken?“
    „Ich vermutete es. Sprichst du so, weil du das weißt?“
    „Einfach so, nichts weiter.“
    „Wird sie wiederkommen?“
    „Ich glaube nicht … nein.“
    Morlenden ließ nicht locker. Die Antworten kamen jetzt etwas schneller, natürlich immer noch zögernd, aber schneller, als ob der Akt des Sprechens einen selten benutzten Mechanismus irgendwo tief im Inneren des Jungen hätte warmlaufen lassen. „Könntest du sie finden?“
    „… Nein. Ich wüßte nicht, wo ich hingehen sollte, draußen, in der Welt der Menschen. Ich weiß nicht, wie sie beschaffen ist. Wenn ich hinginge, würde ich mich tiefer hineinverstricken als Maellenkleth. Ich glaube nicht, daß ich sie zurückholen

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