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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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experimentiert, aber sie waren beide unerfahren und ohnehin nicht wirklich daran interessiert gewesen. Es war gut und schön, daß ihr Volk diese Fähigkeit besaß, hatte er oft gedacht; dennoch, für ihre klanrolh brauchten die Ler sie nicht … oder doch? Wie dem auch sei, bis jetzt gab es sowieso noch keine geeignete Methode, sie zu schreiben. Oder waren sie wahrhaft primitiv … und die Multisprache war ihre wahre Kommunikationsmöglichkeit? Und der hier, dieser hifzer Krisshantem galt als einer ihrer Meister.
    Der Junge saß von Morlenden entfernt auf der anderen Seite des Raums, ein wenig versteckt in den Mustern aus Schatten und Lampenlicht, eingehüllt in sein langes Überhemd, ein einfaches, aber oft geflicktes Pleth ohne Verzierung. In der Hand hielt er einen kleinen, hellen Stock oder Stab, und mit diesem begann er in regelmäßigen Abständen langsam auf den abgeflachten Fußboden vor sich zu klopfen; gleichzeitig fing er an, seinen Körper langsam hin und her zu wiegen. Morlenden schloß instinktiv die Augen, um sich auf das Geräusch zu konzentrieren, obwohl er nur zu gut wußte, daß er blind sein würde während des Empfangs, wenn es ihnen gelang, einen Kontakt herzustellen; die Multisprache legte sich bei gewissen Modi über das Sehzentrum und schaltete es aus, indem die Hörfunktionen von den Ohren in die Sehrinde verlegt wurden.
    … Er hörte die nächtlichen Geräusche des Waldes und einen nahen Bach; er hörte das undeutliche Knistern eines Hartholzfeuers, das Brodeln und Zischen des Topfes. Er hör te draußen eine leichte Brise, die aufgekommen war, Mikro stürme, als sie durch die Zweige und Äste und Ästchen fuhr … jeder Baum hatte seinen eigenen Klang in dem Wind. Jede Baumart ebenfalls … es gab Leute, die hatten aus dem Belauschen der Bäume eine Kunst gemacht und behaupteten, einzelne Baumarten mit verbundenen Augen erkennen zu können. Er hörte das Knarren und Knistern des Baumhauses, wie es sich im Einklang mit dem Baum bewegte, von dem es ein Teil geworden war. Und er hörte ein Klopfen, Klopfen, irgendwo in der Ferne, irgendwo in der Nähe.
    Er hörte das Klopfen mit dem Stab und darunter ein monotones, sich wiederholendes Summen, ein Dröhnen wie die Melodie eines Liedes, wie es sich vielleicht einer, der freiwillig vergessen hat, erfinden konnte, verallgemeinernd, wiederholend, innerlich auf sich selbst bezogen, schlicht, immer und immer wieder; jedoch, wenn einer versuchte zuzuhören … für Morlenden war es voller plötzlicher Wechsel und Veränderungen, Permutationen, die vorher nicht vorhanden gewesen waren; ungesehen, ungehört. Wechsel in der Tonart, feine Veränderungen im Rhythmus, verflucht fein, als sie ihm zum ersten Mal auffielen, und die dann schwerer hörbar wurden; er mußte sich stärker darauf konzentrieren, indem er versuchte, etwas zu ahnen, den Schlüssel zur Reihenfolge der Veränderungen zu finden. So war es richtig. Als er nun sehr genau lauschte, bemerkte Morlenden, der sich dessen nur halb bewußt war, daß er nicht nur einen Ton zu vernehmen glaubte, sondern auch eine Harmonie, die sich jetzt mitteilte; zwei Melodien, vielleicht mehr – ja, da waren drei, vier, fünf und …
    DANN hatte er es, hielt er es einen Augenblick fest, verlor es ebenso schnell wieder, aber jetzt wußte er, daß es leichter war, den Faden aufzunehmen, den Veränderungen zu folgen, die kommenden Wechsel zu erfühlen, und er hatte immer mehr als einen Faden in der Hand. Der erste Schritt, die erste Verbindung zwischen ihm selbst und dem Jungen Krisshantem. Sonderbar, sonderbar, es war wie eine monokulare Vision oder ein verstopftes Ohr; etwas versuchte sich in seinem Sehzentrum zu formen, undeutlich, unförmig, ein Klumpen, ein Nichts, ein Fleck, ein Noch-nicht-Sein. Morlenden fing an, die ziellose Melodie zusammen mit dem Jungen mitzusingen; er klopfte mit den Fingern, nahm die Weise auf, den Rhythmus, die Veränderungen, die Wechsel und hoffte, daß Krisshantem deutlich werden würde, daß er sich wirklich anstrengte, trotz seiner Abneigung dagegen, sich wirklich anstrengte, es zu schaffen, und …
    JETZT JETZT JETZT, und die Empfindung des Tons erlosch wie eine unerträgliche Implosion, und Morlenden fühlte sich bei vollkommener Stille ergriffen von einer gewaltigen, rohen Willenskraft, dem reinen, von seiner Trägerin, der Körper-Person losgelösten Aspekt, einer Kolossalität, einer formlosen, pulsierenden Kraft, die tief in sein Allerinnerstes hineinreichte, sich

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