Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
bedrohlich, und Morlenden hatte den Eindruck, daß das auch beabsichtigt war. „Paß nur auf, daß dein Interesse nicht vor der Zeit zu groß wird.“
„Ich tue nur das, wofür wir von der Perwathwiy und von Pellandrey Reven bezahlt werden. Geh doch zu ihnen, wenn du dich beruhigen lassen willst; ich würde sogar mitgehen. Aber sobald wir etwas mehr wissen, werden wir Maellenkleth holen, und was auch immer dazu nötig ist, Wissen oder List, wir werden es schaffen, dessen kannst du sicher sein. Verstehe mich recht: Ich würde nicht einmal einen Becher voll von dem Ertrag unseres Toilettenhäuschens für ein Wort über das Spiel oder die Spieler an sich geben. Aber hier geht es um ein verschollenes Mädchen, das unter den merkwürdigsten Umständen weggegangen ist, die man sich denken kann, und dies bedarf der Aufklärung. Und um herauszufinden, wo sie sein kann, müssen wir wissen was sie war.“
„Wenn ihr sie findet, was werdet ihr mit dem, was ihr gefunden habt, tun?“
„Sie zurückbringen, wenn sie noch am Leben ist.“
„Und wenn sie als eine lebt, deren Geist zerstört ist?“
„Wie du weißt, kann sie wiederhergestellt werden, langsam, über Jahre hinweg oder rasch mit Hilfe der Multisprache, je nachdem, wie es die Umstände erfordern. Sie ist für uns in verschiedener Hinsicht wertvoll, und die Tatsache, daß sie eine große Persönlichkeit ist, ist nicht eben gering zu veranschlagen. Und sie ist eine von uns, die meiner Meinung nach in etwas verwickelt war, das über ihre Kräfte ging; und sie gehört zur künftigen Elterngeneration und wird als solche einmal wie wir die Last der Zukunft auf sich nehmen müssen. Und die Schönheit und der Geist, von denen ich soviel gehört habe? Sicher wäre es eine Verschwendung, alles einfach dahingehen zu lassen, zu verlieren, ohne einen weiteren Gedanken darauf zu verwenden. Nicht alles davon war das Ergebnis ihrer Erinnerungen – etwas davon muß auf der Ebene des Zellgewebes liegen und von daher über die Kinder bis zu uns gelangen.“
„Aber sie hat keine Familie, die sich um sie kümmern kann, die sich die Zeit nehmen und die Mühe machen könnte, sie wiederaufzubauen. Du weißt, daß der Wiederaufbau eines freiwillig Vergessenden viel schwerer ist als das Aufziehen des ursprünglichen Kindes, denn bei einem freiwillig Vergessenden sind Instinkt und Lernbereitschaft nicht so ausgeprägt.“
„Sie ist in einem solchen Alter, daß, wenn alles andere versagen sollte, wir Derens sie zu uns nehmen würden. Oder die Hulens vielleicht. Ich bin nicht sicher, ob das nach Kris’ Geschmack wäre, denn für ihn wäre sie trotzdem verloren, aber, nun ja …“
„Die Hulens? Diese Vogelscheuchen, Rowdys, Wanderer, Vagabunden, Nomaden!“
„Ich kann nichts über ihre Methoden sagen, aber das, was sie an Kris weitergegeben haben, schien mir eindrucksvoll genug. Sicher, er ist zurückgezogen und ein Einzelgänger, aber in den grundlegenden Umgangsformen kennt er sich vorzüglich aus. Er mußte schließlich von jemandem lernen, und da er nur losen Kontakt mit den Hulens hatte, muß der Umgang mit ihnen doch irgendwie von Wert sein.“
„Morlen, was haben wir verloren, daß ich dich jetzt nicht erreichen kann?“
„Jetzt? Wir können doch nicht verlieren, was wir nie hatten, Sanjir. Was das übrige betrifft, so verlieren wir nicht mehr, als andere in etwas anderen Umständen schon verloren haben. Verstehe mich bitte nicht falsch: Ich denke an die Zeit zurück, die wir zusammen waren. Sie läßt sich für mich wirklich mit nichts anderem vergleichen. Aber die Zeit ist vorbei, und die Voraussetzungen haben sich geändert. Du und ich, wir sind beide Toorh, und wir haben anderen gegenüber Verpflichtungen, ganz gleich, wie wir empfinden mögen. Ganz zu schweigen von anderen Gefühlen, die bei uns vielleicht inzwischen aufgekommen sind. Deine bei dir und meine bei mir. Würdest du wollen, daß ich einfach mit irgendeinem davonliefe?“
„Dann willst du also bei deiner Torheit bleiben?“
„Selbst wenn ich unparteiisch und nur auf meinen Gewinn aus wäre, würde ich weitermachen. Mein Wort ist mein Wort. Aber da ist noch mehr. Diese Maellenkleth wurde offensichtlich von genau den Leuten mißbraucht, die sie vor den Schrecknissen der größeren Welt hätten beschützen sollen, ob sie es nun wollte oder nicht. Sie war noch ein Kind – es war nicht ihre Aufgabe, als Spionin zu dienen. Das ist nicht die Sache der Jungen und Eifrigen, sondern der Ruhigen und
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