Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
haben?“
Klyten antwortete: „Bei der Namensgebung gibt es die Sitte, daß Namen sich nicht wiederholen dürfen. Jeder trägt einen einmaligen und sinnvollen Namen, wenn sie auch für meinen Geschmack etwas zu ausgefallen und exotisch sind. Sie wollen sieben Generationen durchlaufen, bevor sie einen Eigennamen wiederholen. Und was die Nachnamen betrifft, so wiederholen sie auch diese nicht. Der Nachname einer Familiengruppe bezieht sich jeweils auf einen Beruf, und wenn sie bei einer Tätigkeit mehr als eine solche Gruppe haben, dann stellen sie der Namenswurzel eine Zahl voran. Meinen Unterlagen zufolge würde der Name ‚Klaren’, nun, mit ‚Spieler’ zu übersetzen sein. Aber sie haben zwei von diesen Familiengruppen, und so wird die ältere Perklaren genannt, ‚Erst-Spieler’, und die zweite Terklaren, also ‚Zweit-Spieler’. Da sich also nun kein Name wiederholt und wir es mit zweien zu tun haben, die den gleichen tragen, sind sie folglich in der gleichen Gruppe. Strenggenommen verwenden sie die Nachnamen nicht mehr, wenn sie einmal den Ältestenstatus erlangt haben, so daß diese beiden der gleichen Generation angehören müßten. Eykor, wie alt war Ihr Mädchen?“
„Zwanzig.“
„Dann sind sie Innenverwandte. Hm … Aber das würde heißen, daß ihre Familiengruppe oder Webe, wie sie es nennen, zwei Innenverwandte des gleichen Geschlechts hätte, falls es nicht noch Zwillinge gibt, von denen wir nichts wissen. Das könnte der Grund für die familiären Probleme sein.“
Parleau fragte: „Wie das? Ich verstehe nicht.“
Klyten erwiderte: „Laut Tradition sollen sich die Innenverwandten miteinander verheiraten oder, wenn Sie so wollen, verweben.“
„Das wäre doch Inzest“, bemerkte Parleau.
„Vielleicht. Das hängt von Ihrer Definition ab. Aber genetisch gesehen ist es das nicht; die Innenverwandten haben vollkommen verschiedene Eltern und sind überhaupt nicht miteinander ‚verwandt’, wie wir sagen würden, obwohl sie gemeinsam aufgezogen werden und enger zusammenleben, als es bei der üblichen Bruder-Schwester-Beziehung der Fall ist. Aber hier, in diesem Falle, sieht es ganz so aus, als ob der Zustand eintreten müßte, den sie als Polhovemosi bezeichnen: Man ist ‚aus dem Geschlecht gefallen’. Wenn die Innenverwandten das gleiche Geschlecht haben, dann endet die Webe, und alle Mitglieder müssen sich in andere Weben hineinverweben lassen, wo sie die Stellung des Außenverwandten einnehmen. Sie verlieren eine ganze Menge dabei: den Status, die Verbindung mit der Vergangenheit, die Tradition. All diese Dinge werden bei ihnen sehr hochgeschätzt. Die Rolle innerhalb der Familiengruppe zu verlieren ist ein ganz schwerer Schlag.“
Eykor bemerkte: „Nun, ich finde das ja recht interessant, aber das Ganze ist für uns hier nicht von allzu großem Nutzen. Hat es irgendeinen Sinn, in ihren Nachnamen herumzugraben?“
Und Parleau fügte noch hinzu, als sei ihm dies gerade erst eingefallen: „Und was ist mit der Verbindung zwischen Maellenkleth der Spielerin und Maellenkleth der Vandalin? Wenn sie mit ihrer Situation nicht einverstanden war, und das könnte ja sehr gut sein, nach dem, was Sie sagen, warum hat sie dann nicht etwas bei ihrem eigenen Volk kaputtgemacht? Schließlich haben wir ihre kulturellen Beschränkungen ja nicht erfunden.“
„Es sieht so aus, als ob zumindest eine von ihnen keine Ressentiments gehabt hätte, jedenfalls nicht so, daß sie sichtbar gewesen wären“, sagte Eykor. „Ihre Noten waren beeindruckend, und das um so mehr, wenn man Klytens Ausführungen über das Sehvermögen des Ler in Betracht zieht.“
„Es stimmt, was Sie instinktmäßig vermuten“, antwortete Klyten, „daß nämlich ihre Familiengruppen in ihren Wertsystemen zur Homogenität neigen; daß die eine von ihnen eine Könnerin ist, bedeutet vermutlich nicht, daß die andere auch eine ist, aber es spricht dagegen, daß sie eine Vandalin ist … Aber das sind nur Vermutungen, keine Orakel oder Vorhersagen. Was sagen Sie dazu, Plattsman, was sagt die Aufsicht?“
„Wie immer brauchen wir mehr Daten. Grundsätzlich stimme ich zu, aber der Vandalismus ist ein kompliziertes Ding, und ich hätte gerne mehr über das Mädchen, ihre Matrix, die inneren Werte der Klasse gewußt, zu der sie gehört. Ich weiß auch nicht, ob wir die menschliche Familienstruktur oder die menschlichen Werte genau auf sie projizieren können. Das bedarf noch einiger Arbeit da hinten in den Kulissen.“
Klyten
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