Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
ausgeklügeltes Management-System, nach dem Gewerbe, die nichts zum Wohl der Allgemeinheit beitragen, einfach eliminiert werden, ganz gleich, wie attraktiv sie sein mögen. Und dieses System ist genauso schwer auszumachen wie die Lage des Computers im Falle der Schautafel ihres Spiels. Wir wissen, daß dieses Ding existiert, aber bis jetzt hat noch keiner herausgefunden, wo. Es gibt auch Überlegungen in der Richtung, daß die große Mehrheit des Ler-Volkes sich dieses Systems nicht bewußt sein kann. Sie fügen sich auf so harmonische Weise ein …“
Parleau runzelte die Stirn. „Es fällt mir schwer, dies zu sagen, weil ich es nie für möglich gehalten hätte, daß ich mich je dabei ertappen würde, daß ich so etwas sage. Aber was Sie mit all Ihren Bemerkungen ausdrücken wollen, ist doch wohl, daß diese bäuerlichen Hinterwäldler in Wirklichkeit eine … Nation darstellen mit einer so gut wie unsichtbaren Regierung, die weit effizienter und weitaus reibungsloser läuft als unsere eigene.“
„So scheint es zu sein“, antwortete Klyten. „Diese Tatsachen sind natürlich seit Jahren bekannt, aber das Ganze geht so unauffällig vonstatten, daß sich noch nie jemand ausführlicher damit beschäftigt hat. Das erklärt einiges – wie sie den Reservatsbetrieb mit Gewinn aufrechterhalten können, nicht eingerechnet das, was das Institut abwirft, und es erklärt auch die eigentliche Quelle des Institutsprodukts und der Daten, die sie uns eingeben.“
Parleau überlegte und sagte dann: „Dann speisen sie uns also im Grunde von der Spitze ihres Systems aus?“
Eykor rief wütend dazwischen: „Sie programmieren uns, würde ich sagen!“
Parleau blickte den Sicherheitschef ausdruckslos und ohne Groll an. „Es läßt sich nicht leugnen, daß sie, wenn sie das tun, es zum Wohl der Allgemeinheit tun. Ich sage, wenn es läuft, dann sollen sie ruhig. Falls nicht die Aufsichtsbehörde irgendeinen schändlichen Zweck bei diesen Machenschaften entdeckt.“
„Bis zu dieser Minute war sich die Aufsichtsbehörde dieser Machenschaften nicht bewußt“, sagte Plattsman. „Und ich sehe kaum einen Hinweis auf detailliertere Arbeit, von der Art etwa, die nötig wäre, um uns dahin zu bringen, wohin sie uns haben wollen. Aber ich werde dies ganz gewiß in die Forschung geben, damit wir sehen, ob wir irgend etwas beweisen können, und damit wir, wenn ja, herausfinden, in welche Richtung die Sache sich bewegt.“ Er sprach langsam, als ob er nicht willens sei, die eigentlich Bedeutung dessen, was sie hier entdeckt hatten, zu glauben: Die Aufsicht war sich vollkommen in Unkenntnis der Tatsache gewesen, daß ihnen allen wahrscheinlich ein raffinierteres System auferlegt worden war, ein Makrosystem – und hier tat Plattsmans Verstand einen gewaltigen, risikoreichen Sprung über die normale deduktive Logik hinweg –, das höchstwahrscheinlich die Kontrolle über den gesamten verfluchten Planeten einschloß! Und zu welchem Zweck? Wie Parleau es höchst zutreffend formuliert hatte, „zum Wohl der Allgemeinheit“. Das ließ sich nicht leugnen. Nachträglich fügte er hinzu: „Ja, ich werde die Burschen da drüben in der Abteilung Spieltheorie gleich loslegen lassen.“
Parleau nickte zustimmend und sagte: „Ich möchte noch etwas über dieses Mädchen und das Spiel, das sie spielen, hören. Wie alt ist es?“
Klyten antwortete: „Den Berichten zufolge fällt das erste Auftauchen des Spiels mit dem Umzug ins Reservat zusammen. Es scheint sehr eng mit ihrer Religion verknüpft zu sein, so eine Art bewegliche Moralität. Sie haben dabei Parteienstreitigkeiten, Rivalitäten, all das. Es ist ausgesprochen byzantinisch, und die Feinheiten haben sie in Schichten aus allegorischem Blödsinn eingekleidet.“
Parleau bemerkte daraufhin: „Sie sublimieren also ihre Aggressionen im Sport? Das ist ja nicht eben neu. Das haben wir selber auch gemacht, eine halbe Ewigkeit lang.“
Klyten blieb unbeirrt: „Nein, nein, die Sache ist die, daß innerhalb des Spiels eine Aggressivität erscheint, die nirgendwo sonst vorkommt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und sie erreicht bei weitem nicht alle Leute. Ja, im großen und ganzen sind die Leute sogar ziemlich wenig interessiert daran. Weniger als die Hälfte kümmert sich in irgendeiner Weise darum, und die Zahl der echten Anhänger beträgt wahrscheinlich weniger als zehn Prozent, die Spieler selbst eingerechnet.“
Die Daten hatten für Parleau ebensowenig Sinn wie für irgend jemand
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