Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
anders. Er dachte eine Weile darüber nach und fragte dann: „Also, was zum Teufel ist das denn nun für ein Spiel? Wir reden hier wieder über so eine Sache, die wir nicht richtig sehen können, oder fischen wir auch da mal wieder im trüben?“ Parleau war plötzlich ein Licht aufgegangen. Wenn er nur dieses System durchschauen könnte, welches seinem Gespür nach Teil eines größeren, komplizierteren Plans war, würde er, wenn er es aufdeckte, ein gemachter Mann sein, weit über Denver hinaus. Wenn er diese Vollidioten nur dazu bringen konnte, die Antworten zu finden. Jawohl. Plötzlich schien ihm die Aussicht, seinen Posten an der Südküste lediglich zu überleben, unbedeutend, perspektivlos, beschränkt.
Plattsman sagte: „Es handelt sich um ein rekursives System …“ Klyten fügte noch hinzu, indem er den Aufsichtsbeamten unterbrach: „Ja, rekursiv. Das Spiel selbst, wie wir es sehen, scheint sehr entfernt mit dem Schachspiel verwandt zu sein, oder mit dem Damespiel, aber natürlich ist es fast unvorstellbar komplexer als jedes dieser beiden Beispiele. Selbst der Versuch einer Beschreibung ist offenkundig schwierig … Sie spielen normalerweise auf einem zweidimensionalen Feld, das nach Belieben in eine der folgenden Musterreihen eingeteilt sein kann: Dreiecke, Quadrate und Sechsecke, wobei diese gleichseitig und regelmäßig sind, und außerdem in eine ganze Reihe von unregelmäßigen Fünf- und Sechsecken. Diese zerlegen das Feld in Zellen. In jeder Zelle kann eine Reihe von Zuständen eintreten, angefangen bei binären An-aus-Zuständen. Ich glaube nicht, daß die Reihe der Zustände, in die eine Zelle geraten kann, begrenzt ist, obwohl es offensichtlich einige praktische Grenzen gibt. Das Spiel beginnt mit einigen einfachen, und ich gebrauche das Wort in diesem Zusammenhang mit einiger Zurückhaltung, Mustern von Zellzuständen … ein Zug in dem Spiel oder eine Zeitkomponente bildende Einheit ist die Summe all der Veränderungen, die dadurch hervorgerufen werden, daß jede Zelle nacheinander in Beziehung zu einer umgebenden Menge von Zellen betrachtet wird, und zwar manchmal durch einfache Addition und manchmal durch die Gruppierung von Zellen in verschiedenen Zuständen um die als Bezugspunkt dienende Zelle herum. Diese nachbarliche Umgebung kann auch verschiedenartig sein; sie kann von nahe bis fern reichen. Dann wenden sie Übergangsregeln an, einige davon statistischer, andere willkürlicher Art, und führen die Änderungen durch. Wenn alle Zellen programmgemäß behandelt worden sind, dann ändert sich das Ganze, und man beginnt von Neuem. Das Ziel des Spiels scheint darin zu bestehen, gewisse wünschenswerte Konfigurationen in bezug auf Form, Farbe und Kräfteverteilung zu erreichen, während die gegnerische Mannschaft versucht, bestimmte Teile der Regeln und andere Faktoren zu beeinflussen, um dies zu verhindern; aber auch sie handeln nach komplizierten Regeln, die ihr Tun decken.“
Plattsman meinte: „Man muß sich in der rekursiven Mathematik auskennen, um das Spiel zu verstehen.“
Klyten fügte noch einen Gedanken hinzu: „Wir meinen, daß dies der Grund ist, weshalb sie dieses schwerfällige Zahlensystem mit den variablen Zahlen entwickelt haben, bei dem es keine unveränderliche Basiszahl gibt wie bei unserem Dezimalsystem. Das Spiel wird dadurch leichter verständlich, wenn man es verstehen muß beziehungsweise will, wie im Falle der Zuschauer.“
Plattsman fuhr fort: „Wir von der Aufsichtsbehörde haben versucht, ebenfalls rekursive Systeme zu erforschen, weil das Konzept eng mit dem Fassen von Beschlüssen, mit Kontrollfunktionen und der Programmierung verknüpft ist. Das Konzept wurde zum ersten Mal im zwanzigsten Jahrhundert erarbeitet, so um die Mitte herum, wenn mich meine Geschichtskenntnisse da nicht täuschen. Es hat bis weit ins einundzwanzigste Jahrhundert eine umfassende Literatur zu dem Thema gegeben.“
„Selbst damals haben sie“, sagte Klyten, „zufällige Eröffnungsspiele durchgeführt: einfach mehr oder weniger etwas angefangen und zugesehen, wie es sich weiterentwickelte.“
Plattsman fügte kontrapunktisch hinzu: „Aber einfache Spiele mit unveränderlichen Regeln und Nachbarschaften. Die meisten spielten auf Computern, wenn sie daran herankommen konnten, aber von ein paar Fanatikern war bekannt, daß sie auf Millimeterpapier spielten, von dem sie einiges speziell für den Zweck hatten drucken lassen. Richtige Irre müssen das gewesen
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