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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Vergrößerung der emotionalen Verwicklungen, die zwischen ihnen entstanden waren, und die sie bald aneinandergekettet hatten. Sie konnte ihn deutlich sehen: schlank, drahtig, beinahe zierlich, aber stark und gewandt. Präzise Bewegungen, keine überflüssigen Handlungen und Manierismen. Etwas jünger als sie selber, aber weniger als ein Jahr. Sein Haar in dem lockeren Rundschnitt, den alle Heranreifenden trugen, war viel heller als ihres. Er erinnerte sie ganz entfernt an … wen? Ein jüngeres, mit ihr verwandtes Kind, aber sie konnte sich nicht erinnern, wer es war. Feine, gerade Gesichtszüge; angespannt, aber nicht anmaßend. Nein, das nicht. Er war das sanfteste aller Geschöpfe gewesen. Das wußte sie.
    Sie sank tiefer in die Erinnerung, empfand sie wie einen heilsamen Schutz vor einer außerhalb von ihr wachsenden, dunklen Leere. Alles jenseits dieser Erinnerung schien trübe, düster, vergänglich. Das war ihre räumliche Orientierung. Was die Zeit anging, so war es nicht besser: Sie begann mit einem Nichts und endete mit einem Nichts. Jetzt konnte sie sich an nichts mehr erinnern außer an das letzte Mal, das sie zusammengewesen waren.
    Sie waren in östlicher Richtung tief in den Wald hineingegangen, im Herbst, kürzlich war es erst gewesen. Zu ihrem Geheimplatz, den sie sich gebaut hatten, einem Baumhaus. Es war zu intensiv zwischen ihnen geworden, und sie wollten mit niemand anders zusammensein (oder hatten sie Angst vor anderen gehabt?). Es war das letzte Mal gewesen, kurz bevor sie auf irgendeine Weise an diesem unsäglichen Ort gelandet war. Sie hatten sich geliebt, mehr als das, sie hatten jeder den Körper des anderen berührt und geküßt, sich gegenseitig mit allen Gliedern fest umarmt. Sie glaubte, einen Stich im Herzen, Feuchtigkeit in den Augen zu spüren. War das wirklich? Etwas Bedrückendes hielt sie davon ab, das zu spüren, von dem sie wußte, daß sie es eigentlich spüren sollte. Alles schnell verschwunden. War wirklich? Werde dieses festhalten, bis alles weg ist. So schön damals. In einem Sonnenstrahl haben wir es gemacht. Glaubte, mir würde das Herz zerspringen. Sie versank völlig in der Erinnerung, ließ sich von ihr überwältigen, mit der jüngsten Vergangenheit verschmelzen, fühlte dumpf, daß sie irgendwo im Jetzt einen Körper besaß, der endlich zu reagieren begann auf den damaligen Körper, während der Unterschied zwischen den beiden zu ihrem Bewußtsein hin verflog; die Kraft des Impulses war nun so stark, daß er, was immer es gewesen war, was sie vorher abgehalten hatte, umzuwerfen begann. Dafür war er nicht gemacht. Spürte, wie das Verlangen sie überkam; sie ließ ihn widerstandslos dahinströmen, den Sog des äußersten Strebens nach Lust, und die Erinnerung übernahm; im Jetzt, in dem Kasten reagierte sie, als wäre sie eins mit ihr, eins mit der Erinnerung, als würde sie sich strecken, strecken, eine letzte, minimale Anstrengung, und jetzt ging der Brennpunkt durch sie hindurch, und einen einzigen Augenblick lang war alles kristallklar, Gestalten, die Summe des Universums und aller seiner Teile spielten über sie hin, Feuer und Licht. Sie flog. Mit in sich ruhendem Körper; ihre Hände übten eine Macht aus. Dann gab es keine Lust mehr, kein Bedürfnis. Sie hatte einen letzten Gedanken in zusammenhängender Form, in wortähnlichen Begriffen, dann wurden die Worte immer schwächer. Das hatte sie also verloren. Es gab nur noch bildhafte Vorstellungen: Sie hatte eine Vision. Als sei sie aus sich herausgetreten, sah sie sich selbst, wie sie im Raum schwebte, und sie blickte zu sich zurück. Die Erscheinung erwiderte ihren Blick, indem sie von ein wenig oberhalb auf sie hinuntersah; sie trug ihren besonderen Pleth, den, der nur für hohe Zeremonien gedacht war, mit einer abstrakten Stickerei, die sich von oben nach unten in Form von sonderbaren kleinen Tupfen, die ein geheimnisvolles, aber erkennbares Muster bildeten, über die gesamte Vorderseite hinzog. Die Gestalt war barfuß. Die Ärmel in lockerem Wurf halb zwischen Ellenbogen und Handgelenk. Rundum schien ein bläulicher Raum die Gestalt einzuschließen, eine kreuzförmige Figur, aber mit einem zusätzlichen, sich klar abzeichnenden Balken vorn und hinten, und überall mit Winkeln von neunzig Grad.
    Zusammengesetzt aus acht Würfeln. Die Gestalt hatte ihre Arme in die kubischen Räume an den Schultern gesteckt. Und dahinter, undeutlich zu sehen, da war noch etwas, ein gewölbter Schirm, ein großes Feld,

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