Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
geometrische Figur von geringer Komplexität in fünf Farben. Sie verharrte einen Augenblick auf der Stelle, flackerte aus und verschwand dann. Die gesamte Tafel leuchtete, erwachte zum Leben, verwandelte sich in eine sechseckige Anordnung von Zellen und bewahrte die Figur, so gut dies ging, während sie sie in die neue Matrix einpaßte; eine Reihe nicht zu entziffernder Symbole begann über die obere Hälfte des Schirms zu fließen, und die Figur begann sich rasch zu verändern, indem sie sich zu verschiedenen Formen entwickelte, während die Eingangszüge des Spiels weiter abliefen. Ein in seinem Plüschsessel wie festgenagelter Parleau sah mit aufmerksamem Erstaunen zu, wie die Figur zunächst alle Farbe verlor, dann vor dem erleuchteten Hintergrund schwarz wurde und schließlich abrupt die Form zu ändern begann, wobei Farben über sie dahinhuschten wie das Licht eines Feuers, das über eine Wand flackerte, oder vielleicht wie ein sommerliches Gewitter. Die eigentliche Grundfarbe schien Grün zu sein, und es sah so aus, als ob die Roten versuchten, die Figur zu steuern und sie in andere Formen, gewünschte Konfigurationen zu zwingen, während gleichzeitig die Blauen den ebenso hartnäckigen Versuch machten, dieses Vorhaben zu behindern und es soweit kommen zu lassen, daß die sich entwickelnde Figur auseinanderflog und sich selbst demontierte. Die über die obere Hälfte des Bildschirms fließenden Symbole wandelten sich unablässig; die Spielergebnisse; ein laufender Kommentar, solange das Spiel im Gange war?
Zunächst schienen die Roten trotz der Störversuche durch die Blauen die Oberhand zu gewinnen; sie zwangen die pulsierende Figur in eine größere Form, die unempfindlicher gegen Angriffe schien, aber das dauerte nur Minuten. Bald griff Blau mit erhöhtem Eifer und erhöhter Hingabe an, wobei die Spieler in der Mitte sich gewaltig auf der Tastatur abmühten, Arme und Köpfe bei der Bewegung verschwammen, da sie sich schneller bewegten, als das Registriergerät registrieren konnte. Bald darauf wurde der Vormarsch der Roten eingedämmt, zersplittert, zum Halten gebracht. Parleau sah nach den Roten: Sie spielten sogar mit noch mehr Schwung als die Blauen, und wenn sie sich gelegentlich umdrehten, konnte er sehen, daß sie außerordentlich konzentriert wirkten, ja vor Anstrengung die Gesichter verzogen.
Plötzlich hieß es, Blau habe eine Regelwidrigkeit begangen, und die Schiedsrichter blockierten ihre Steuervorrichtung; die Blauen wurden so gezwungen, für eine angemessene Zeit hilflos dazusitzen, ihre Tastaturen gesperrt, während die Roten vorrückten und ihre Figur wieder zu einer eindrucksvollen komplexen Konfiguration aufbauten. Aber als sie ins Spiel zurückkehrten, waren sie rasend vor Eifer und zwangen kraft extrem hoher Anstrengungen und eines brilliant geführten Angriffs die Roten dazu, viel von dem, was sie gewonnen hatten, aufzugeben und sogar, wie Parleau sich erinnerte, zu einer früheren Konfiguration zurückzukehren. Jetzt hieß es, daß Rot die Regeln verletzt habe, und nun mußten auch sie hilflos zusehen, wie Blau fröhlich die komplexe Figur auseinandernahm. Aber als sie wieder zurückgekehrt waren, gaben sie nicht auf, gaben sich nicht geschlagen und machten wild entschlossen weiter. Die Roten rückten abermals vor, jetzt langsamer als vorher, aber unaufhaltsam wie die hereinströmende Flut. Die Blauen spürten, daß durch weiteres Verzögern nichts mehr zu gewinnen war, und sie änderten die Schlachtordnung zunächst in quadratische Zellen um und nach einem weiteren Augenblick in ein dreieckiges Gitter, alles anscheinend in dem Bemühen, Rot abzulenken und aus dem Gleichgewicht zu bringen. Zuerst schienen sie Erfolg zu haben. Rot schien an Schwung zu verlieren und, unsicher über das, was als nächstes zu tun sei, sich jetzt nur noch treiben zu lassen.
Parleau, der nun von der rasanten Konzeption des Spiels wirklich gefangen war, merkte, daß dies ein vernünftiger Zug auf der Seite von Blau gewesen war, denn Rot hätte, so spürte er, gewonnen, wenn auch langsam. Vielleicht konnte dies noch zu einem Unentschieden führen, welches natürlich die verteidigenden Blauen begünstigen würde. Aber bald wurde deutlich, daß das Manöver nicht erfolgreich sein sollte, denn Rot gewann immer noch. Sie waren mit dem Angriff mitgegangen, mit der wechselnden Strömung mitgetrieben und jetzt wieder im vollen Besitz des Feldes. Blau erwiderte mit einem Zug der Verzweiflung, indem sie das Feld in
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