Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Weniger wichtige Spiele werden die warmen Monate hindurch absolviert. Rein technisch läuft das Spiel von der Tagundnachtgleiche im Frühjahr bis zu der im Herbst.“
„Und mehr brauchen sie nicht zu machen?“
„Das ist richtig, Herr Vorsitzender.“
„Dann sind sie also nur sechs Monate im Jahr beschäftigt? Das ist das Unglaublichste, was ich je gehört habe!“
Klyten sagte: „Nun ja, es ist nicht ganz so, als ob das so beispiellos sei: Die regierende Webe, die der Revens, tut auch fast überhaupt nichts. Ihre Rolle besteht darin, Streitigkeiten zu schlichten, aber bei ihnen wird wenig überhaupt vorgebracht, so daß die Revens tatsächlich fast nichts tun …“
„Aber sie stellen doch eine Autorität dar, die Nation und all das, wie die Erbkönige von früher.“
„Ja, Herr Vorsitzender, das stimmt, aber Sie müssen auch bedenken, daß, falls sie dem Modell des königlichen Herrscherhauses folgten, sie dies ohne eines der herkömmlichen Königssymbole täten; sie haben keine Zeremonie, keinen ‚Hof, keine Akte der Ehrerbietigkeit. Wenn er noch nicht ‚in der Rolle’ steckt, wie man bei ihnen sagt, ist der höchste Reven genauso ein einfacher Bauer wie der niedrigste.“
Parleau sagte: „Also diese Maellenkleth …“
„ Maell enkleth“, verbesserte Klyten, indem er das breite, offene ah, das Parleau benutzt hatte, zu einem kürzeren, flacheren Laut hin abänderte, zu etwas, das auf halbem Wege zwischen einem „A“ und einem „E“ lag, aber ohne die nasale Qualität des nordamerikanischen modanglischen „ae“.
„Was ist da der Unterschied?“
„‚Mal’ bedeutet ‚schlecht’, ‚Mael’ bedeutet ‚Apfel’. Das ist der Unterschied.“
„Also diese Innenverwandte einer Spielerwebe.“
Plattsman und Eykor antworteten beide zusammen: „Richtig!“
Parleau fuhr fort. „Und eine Mathematikerin in der Abteilung für Forschung und Entwicklung am Institut und eine festgenommene ‚Vandalin’, die es aus irgendeinem Grunde vorzieht, lieber in sich selbst zu verschwinden als auch nur ein einziges Wort zu verraten. Und jetzt ist sie weg, und wir können sie nichts mehr fragen? Verdammt noch mal! Ich möchte doch zu gern wissen, ob es da eine Verbindung gibt. Bis jetzt wissen wir also ein paar Sachen, aber nicht, was bei ihnen wichtig ist.“
Klyten sagte: „Wir hatten gehofft, daß diese Aufnahmen des Spielphänomens Sie vielleicht auf irgend etwas stoßen würden, was keiner von uns bisher gesehen hat. Wir alle haben es auf unsere Weise versucht, vor Zeiten schon, aber es kam nichts dabei heraus … Niemand hat dem Spiel bisher sonderliche Aufmerksamkeit gewidmet, die über ein oberflächliches Interesse hinausgegangen wäre. Und hier haben wir den Verbrecher, wie sie es ausdrücken, auf frischer Tat ertappt. Aber es gibt kein Motiv. Völlig abnorm. Es ist offensichtlich, daß …“
„Offensichtlich“, warf Eykor dazwischen, „daß sie irgend etwas vorhaben. Andernfalls ergibt all das, was wir gehört haben, einfach keinen Sinn. Es kann gar nicht anders sein! Und jetzt muß ich doch dem gelehrten Doktor der Mysterien der Neuen Menschen noch eine Frage stellen: Was genau ist denn nun eigentlich dieses Ding, das sie als ‚Multisprache’ bezeichnen?“
Klyten sah ihn scharf an. „Warum fragen Sie?“
„Unsere Überwachungsanlagen schienen in letzter Zeit erheblich mehr davon aufzunehmen, so daß wir besonders aufmerksam waren. Die Zunahme war statistisch auffällig.“
Klyten sagte: „Man weiß darüber wenig genug. Sie reden ja frei genug in ihrer Alltagssprache. In der Singlesprache. Dies ist einfach eine andere Sprache, soweit ich weiß, wenn auch ein bißchen regelmäßiger als die meisten anderen, und natürlich hat sie auch ihre Schwierigkeiten für den, der sie lernen will. Aber nun zur Multisprache … vielleicht wäre Multikanal-Sprache ein besserer Ausdruck. Sie ist irgendwie anders; sie stellt ein neues Konzept dar. Nun drücken auch wir uns in multiplexer Weise aus, aber die Mittel sind unterschiedlich; gewöhnliche Stimme, ein offenes, harmonisches System. Dann gibt es auch noch die Körpersprache. Und es gibt das ständig gegenwärtige Alarmsystem in unserer Stimme, das mit Hilfe der Frequenzmodulation funktioniert. Das ist einfach ein Ton, der ständig in der Stimme gegenwärtig ist, hören werden Sie ihn nie. Nervensystem an Nervensystem, ganz direkt. Bis Sie es mit der Angst zu tun haben. Dann fällt der Ton heraus, und die Stimme flacht für das Ohr
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