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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Sinne Morlendes waren wach, zu äußerster Wachsamkeit gespannt, auf der Hut: Er spürte alles von ihr und wußte, wie wenig Zeit ihr noch blieb. Sie hatte nur noch Sekunden zu leben. Er roch Schweiß, den Geruch der Angst, den Dunst von Adrenalin, Blut, rauchig, salzig und über alldem den süßen Duft eines jungen Mädchens.
    Und er hörte ihre rauhe Stimme in seinem Ohr, gebrochen vom Schock und dem Schneiden des in sie hineinstoßenden Schmerzkeils. Es war nicht die einfache Kinderstimme, die er vorher gehört hatte, als sie noch Schaeszendur gewesen war; sie war anders. Sie war vielleicht verwundet und heiser und lag im Sterben, aber es war auch die Stimme einer fast Erwachsenen, voller Wissen und Verlangen und einer unglaublichen Willenskraft für eine Person, die unter dem Zeichen des Elements Wasser geboren war. Der Griff wurde fe ster. Und die Stimme krächzte: „Mevlannen … Mevlannen … zu Sanjirmil.“
    „Was?“ fragte er.
    Das krächzende Flüstern wiederholte noch einmal: „… Matrix … von Mev … von Elane … hol die Matrix von Mev-Elane … bring sie zu Sanjirmil …“
    „Welche Matrix und wofür?“
    „Hol die Matrix von Mevlannen …“ Und dann verlor sich die Stimme wieder in eine Reihe von unsinnigen Wörtern, trieb wieder in die kindliche Betonung der vergessenden Schaeszendur. War es wirklich so? Das Gesicht veränderte sich nicht, obwohl sich der Griff jetzt lockerte. Die Stimme erstarb. Sie atmete zwar noch, aber es war offensichtlich, daß sie nur noch ein paar Augenblicke zu leben hatte. Kris trat nach vorn, und es war, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Morlenden spürte, wie die Hand, die ein Stück seines Hemdes festhielt, sich fest zusammenkrampfte, fast so, als versuche das Mädchen, aufzustehen. Dann sah er, wie sich ihre Lippen bewegten, wie sie versuchten, Worte zu bilden, und sie fand ihre Stimme, ihre Augen wurden völlig klar, und sie sprach, und …
    Jetzt packte ein immenser Wille plötzlich ihr Bewußtsein und packte so fest, so intensiv zu, daß es schmerzte. Sie verloren alle fünf sofort die Fähigkeit, die Welt um sich mit ihren Sinnen aufzunehmen. Das war Maellenkleth, Maellenkleth die Meisterspielerin, und sie schickte ihnen ein Bild in Multisprache. In visueller Impuls-Überbrückung, die so machtvoll war, daß sie sich nicht rühren konnten oder in der Lage gewesen wären, ihr Bewußtsein dagegen zu blockieren. Sie alle sahen das gleiche, und es würde sich ihrem Bewußtsein für immer einprägen. Es war keine Botschaft, keine Anweisung und kein Befehl, sondern ein Bild. Ein Bild von Maellenkleth, wie sie noch keiner von ihnen gesehen hatte, mit vor Entzücken leuchtendem Gesicht, ein wenig vom Beschauer abgewandt, die Arme vom Körper weggestreckt. Sie war vom Umriß eines Tessarakts umgeben, der, in feinen, blauen Linien gezogen, sie umringte, einschloß, beschützte. Es war deutlich, daß sie hier, in dieser Vision, ihre wirkliche Bestimmung gefunden hatte. Sie schwebte in dem durchsichtigen Tessarakt im Raum und trug die rituelle Robe des Hohen Perklaren-Spielers im Spiel, im Inneren Spiel, und auf der Vorderseite ihrer Robe waren auf einem Leinenstreifen vertikal nach unten komplizierte und geheimnisvolle Muster und Embleme des Spiels gestickt und ebenso an dem Saum ihrer Robe dicht über ihren hübschen, zierlichen Füßen und auf Bordüren auf den weiten Ärmeln des Kleidungsstücks. Hinter ihr, fast in der Richtung, in die ihr Gesicht gedreht war, als sähe sie über ihre Schultern, war ein Hintergrund von Mustern eines Spiels nach oben auf eine runde Decke und auf Teile einer Wand wie ein riesiges vielfarbiges Diagramm eines Spiels projiziert, das mitten im Verlauf angehalten worden war.
    Sie spürten, wie der Wille nachließ, verblaßte und das Bild mit ihm, sich nicht veränderte, sondern den Farbkontrast verlor, düsterer wurde, Pastelltöne annahm, zu leeren Umrissen wurde, blasser wurde, blasser, grau wurde, immer dunkler und dann erlosch. Ihre Sehnerven fingen wieder an, die Bilder eines nächtlichen Walds zu übermitteln und diese und die des Zauns an ihre Sehzentren zu schicken. Morlenden, dessen Hand noch immer an dem schlanken Hals ruhte, fühlte, wie sie kalt wurde. Das Leben hatte diesen Körper verlassen.
    Fellirian schluckte nervös. „Was hat sie gesendet?“
    Kris antwortete: „Etwas über eine Matrix, die Mevlannen hat. Sie soll zu Sanjirmil gebracht werden … Sie ist jetzt tot.“
    „Ich weiß“, sagte Morlenden. „Hast du

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