Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
hätte es mir denken können. Sie konnten es dir nicht sagen. Ja, es stimmt … Die Perklaren-Eltern waren nicht zu Hause, als sie zu Hause hätten sein sollen, und sie konnten Mael nicht die letzte Ehre erweisen. Ich weiß, warum; ich verstehe es. Es mußte so sein. Es gab keine Wahl.“
„Du weißt es also.“
„Ja. Nur zu gut. Deshalb reise ich nicht. Ich nehme an, daß ich noch tiefer darin verwickelt bin als die arme Mael. Sie war unser tapferer Soldat, sie hat gearbeitet und gearbeitet, während wir uns die ganze Zeit im Hintergrund hielten …“
„Mit ihren letzten Worten trug mir Maellenkleth auf, eine Matrix von dir zu holen, zurückzukehren und sie Sanjirmil zu übergeben. Weißt du auch, was das zu bedeuten hat?“
Sie fuhr auf, eine abrupte Bewegung, Bestürzung auf ihrem Gesicht. „Die Matrix? Jetzt? Bist du dir deiner Sache ganz sicher?“
„So sicher wie nur wenig anderer Dinge. Sie starb, ein Teil der alten Persönlichkeit kam zum Vorschein, gerade genug, um das herauszubekommen. Wirst du sie mir aushändigen, und wirst du mir sagen, was so wichtig ist, daß ein Mädchen zweimal zu früh stirbt, um es zu schützen?“
„Ja … Ich werde es dir erzählen. Alles. Sie hätten es tun müssen, von Anfang an. Ein Fehltritt, und du könntest das Werk vieler Generationen zunichte machen. Sie hätte dich einweihen sollen.“
„Krisshantem hat mich das Äußere Spiel gelehrt.“
„Bei weitem nicht gut genug, aber es wird dir verstehen helfen.“
„Warum dann nicht mehr?“
„Sie haben wahrscheinlich befürchtet, du würdest draußen Stressies auslösen.“
„Stressies?“
„Chemische Streß-Monitoren. Sie registrieren Angst und dergleichen auf chemischem Wege. In deinem Geruch, deinem Atem. Sie sind überall und im Osten natürlich besonders zahlreich. Sie reagieren auch auf uns. Wir rufen sogar stärkere Anzeigen hervor. Deshalb wollten sie es dir nicht sagen. Du mußt beeiden, es freiwillig zu vergessen. Das Wissen muß geschützt bleiben.“
„Ich würde kein Geheimnis enthüllen, genausowenig, wie Maellen das getan hat.“
„Ganz recht, ganz recht. Daran zweifle ich nicht. Aber wir konnten es einfach nicht riskieren, viele ins Vergessen zu schicken. Und wenn ein Hundertfüßler genug Beine verliert, so wird auch er nicht mehr gehen können. Und natürlich kann man gewisse Dinge verfolgen.“
Das Mädchen erhob sich jetzt, füllte die Tassen neu und kehrte auf ihren Platz vor dem Feuer zurück. Sie zeigte keinerlei Emotion, die Morlenden hätte identifizieren können, aber ihre Augen waren feucht und reflektierten den hellen Feuerschein. Schnell blinzelte sie. Ein Scheit im Feuer fiel zusammen, schickte einen Funkenwirbel in den Kamin hinauf. Draußen nahm der Wind ein beständiges Stöhnen an, und Morlenden konnte den Regen gegen die Fensterscheiben prasseln hören.
Mevlannen schaute auf. „Ich werde dir sagen, was ich weiß. Dann die Matrix. Dann wirst du es verstehen. Ich werde dich nicht mehr im dunkeln herumtappen lassen. So bist du viel zu gefährlich. Aber du mußt mir einen Eid auf deinen Namen leisten, daß du freiwillig vergessen wirst, um es zu schützen.“
Morlenden zögerte, vom Rätselhaften angezogen, gleichzeitig aber auch von der Vorstellung des freiwilligen Vergessens abgestoßen. „Dann soll es also sein“, sagte er schließlich. „Auf meinen Namen, den kein anderer je getragen hat.“
Mit Augen, so hell und durchdringend wie Feuernadeln, musterte sie ihn eindringlich. Sie waren von sanfter, blaßblauer Farbe, fast grau, aber des Feuerscheins und der Intensität des Augenblicks wegen sah er die Farbe nicht. Er fühlte, daß sie ihn taxierte, fühlte es deutlich wie nie zuvor. Offenbar sah sie, was sie zu sehen wünschte. Sie atmete tief ein.
„Sehr gut … Aber jetzt weiß ich nicht, wie ich es dir richtig erklären soll, denn ich bin keine gute Geschichten-Erzählerin. Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll. Ich habe, ebenso wie Mael, mein ganzes Leben damit gelebt. Und bei einigen der neueren Teile, die entstanden sind, nachdem ich hierhergezogen bin, kann ich nur Mutmaßungen äußern. Nun, sie werden definitiv genug sein. Weißt du, Mael hätte der Matrix wegen persönlich hier herauskommen sollen, wenn die Zeit reif war. Es gab keine andere Möglichkeit; sie allein, wenn die Zeit gekommen war. Und so weiß ich durch das, was du gesagt hast, und es ist die Wahrheit, daß die Zeit gekommen ist, jedoch schneller als erwartet. Vielleicht kannst du
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