Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
Vom Netzwerk:
ganzen Zerbrechlichkeit erreicht; und die Welt verändert sich ständig. Ich habe Angst.
    Als sie schließlich drinnen die Stille bemerkte, als sie die Ruhe in sich selbst hörte, wiederholte sie bei sich die Anrufung des Wassers; ihre Lippen bewegten sich schweigend, fast unsichtbar. Dann war es soweit. Sie stieg ruhig in das Wasser, spürte die beißende Kälte an Beinen und Füßen, dann an den Schenkeln, als sie sich hinkniete, und dann seine ganze Wucht, als sie langsam und bedächtig eintauchte und mit dem Gesicht nach unten und vollkommen vom Wasser bedeckt zu liegen kam. Eine schlimme Furcht, eine quälende Sorge, eine rücksichtslose Wut; nimm alles, Trogwasser, trage alles zum Meer. Es war von Anfang an schmerzhaft, ein Angriff auf den gesamten Körper, mit voller Wucht, eine Explosion aller Sinne, die ihren Geist ausradierte. Sie hatte das Gefühl, gleich in Panik zu geraten. Sie widerstand diesem Gefühl und lag ruhig da, dachte an nichts und ließ sich von den starken Zähnen der Kälte packen, von den klammen Kiefern fest umklammern. Als sie es nicht mehr aushalten konnte, stellte sie sich langsam und vorsichtig auf die Füße, stand endlich, atmete aus, nachdem sie so lange den Atem angehalten hatte. Dann rieb sie sich schnell mit den Händen ab, wobei sie den in der Nähe an einem Haken hängenden Rückenschrubber benutzte, um an ihren Rücken heranzukommen. Die Luft fühlte sich nun warm an.
    Sie hatte das Waschritual beendet. Doch trotz der starrenden Kälte zwang Fellirian sich zu langsamen, gemessenen, überlegten Bewegungen. Es kommt nie etwas Gutes dabei heraus, wenn man eine Sache zu hastig macht, und bei Ritualen schon gar nicht. Ich muß abwarten, bis sich das Wasser wieder beruhigt hat, bevor ich es verlasse. Das ist der Respekt, der ihm gebührt. Sie wartete ab, wrang sich die Haare aus und stieg aus dem Trog. Dann hob sie ihre Kleider auf, nahm ihre Stiefel und auch die von Pethmirvin, denn Peth hatte in ihrer Eile, ins yos und ins Warme zu kommen, ihre Stiefel vergessen. Dieser kleine Wirrkopf, dachte Fellirian warm. Erst als sie vollkommen fertig war, sah sie zum Wasser zurück. Es war wieder ruhig, gekräuselt nur durch das frische Wasser aus der Röhre, die in ihm mündete. Fellirian, die eine heftige Gänsehaut überfiel, drehte sich um und stieg mit gemessenen Schritten die Treppe zum Eingang hinauf.
    Sie schob den schweren äußeren Wintervorhang zur Seite und trat innen über die Schwelle. Als sie ihre alten Kleider ablegte, sah sie in dem gedämpften Licht, das durch den inneren Vorhang schimmerte, daß jemand den Kif, den sie im Herbst am liebsten trug, einen losen Überwurf mit weiten Ärmeln, herausgelegt hatte. In dem Licht konnte sie das Muster erkennen, ein einfarbiges Braun mit einem feinen Muster aus Kirschblättern. Nachdem sie ihre Haare mit einem weichen Tuch umwickelt hatte, hob sie den Kif auf, steckte die Arme durch die Ärmel, schlang ihn sich um den Körper und genoß die Berührung der Haut mit dem weichen Innenfutter, das sie bereits wärmte. Dann noch die breite Schärpe, die alles zusammenhalten sollte, und sie schob den inneren Vorhang beiseite und trat ein.
    Am Kamin warteten die anderen auf sie, Morlenden, Cannialin, Kaldherman. Nicht die Kinder; sie waren alle schon zu Bett gegangen, sogar Sanjirmil. Fellirian hatte plötzlich das Gefühl, als sei sie Jahre fort gewesen statt der zwei Tage, die es in Wirklichkeit gewesen waren, und sie sah sie lange an und den Kamin, als wolle sie sich abermals seiner vertrauten Gestalt vergewissern. Sie sah die weiten Rundungen, die Wölbung der Decke, an der die Abzugsöffnung um den Rand herum vom Rauch von Generationen von Derens geschwärzt war. Zu ihrer Linken war der eigentliche Kamin und der Tisch und zur anderen Hand eine gepolsterte Sitzbank rund um diesen Teil des Raums. Im Hintergrund führten drei mit Vorhängen versehene niedrige Gänge in andere Teile, der linke zum Schlafteil der Erwachsenen, der mittlere zu den Arbeitsräumen und zum Archiv, der rechte zum Schlafraum der Kinder. Hinter der Sitzbank angebrachte Wandteppiche schilderten die Salz-Pilgerfahrt und einzelne Etappen auf dem Wege. Jedes yos außer den allerärmsten stellte auf diese Weise irgendein symbolisches Erinnerungsstück an etwas Großes, das die Webe vollbracht hatte, aus. Ihres war alt und leicht verblichen. Aber es gehörte ihnen, und das hier war ihr Heim. Es roch nach geräuchertem Holz, sauberen, vertrauten Körpern, Zwiebeln.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher