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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Planeten für etwas, was sie nicht einmal selbst gebrauchen konnten. Die Menschheit zog daraus den weisen Schluß, der das Urteil der Theologen bekräftigte, daß, wie aufregend es auch sein mochte, Gott zu spielen, es zugleich ganz schön teuer war. Es mochte vielleicht möglich sein, etwas so gut wie das Original zu machen, zu bezahlen war es aber nicht.
    Physiologisch gesehen kannten die Menschen die Ler recht gut, obwohl die Zahl derer, die ein solches Gebiet interessierte, mit der Zeit immer mehr abnahm. Aber die Physiognomik stellte nur den kleinsten Teil der Wirklichkeit dar, und der Unterschied in der Kultur wurde mit jedem Jahr größer. Der Mensch entschied sich für die Effizienz, der Ler für die Harmonie. Jeder, ob reich und gebildet oder arm und ungebildet, hatte schon im voraus bestimmte Vorstellungen von den Übermenschen gehabt: sie waren groß von der Statur her, stark, von dominierendem Wesen, mit einem scharfen, analytischen Verstand begabt, schließlich Meister der Technologie, die alle möglichen Folgen im voraus kannten. Für Aberglaube und Eitelkeit würde da kein Platz mehr sein.
    Aber die Neuen Leute – oder Ler, wie sie selbst sich in ihrer eigenständig entwickelten Sprache nannten, was „neu“, aber auch „unschuldig“ bedeutete – waren entschieden unheldenhaft. Im Durchschnitt waren sie von der Gesamtgröße her kleiner, vom Gewicht her leichter und von der Statur her schlanker als der durchschnittliche Mensch. Noch dazu behielten sie auch als Erwachsene etwas, das den Menschen als ein Übermaß an Jugendlichkeit erschien. Daß dies das natürliche Ergebnis der forcierten Evolution, eine Neotenie genannter Prozeß war, in dem die Jugendphase auf Kosten fortgeschrittener Entwicklungsphasen verlängert wurde, beruhigte nicht diejenigen, die darauf bestanden, sie als Kinder anzusehen, was ihre erwachsenen Mitglieder nun wirklich nicht waren. Und als es soweit war, daß sich eine echte Ler-Kultur entwickelt und Wurzeln gefaßt hatte, steckten die einzelnen Exemplare unter einer immer undurchdringlicher werdenden Decke aus Sprache, Ritual, Mystik und einer eklektischen bukolischen Philosophie, die jeden normalen Fortschrittsgedanken zu leugnen schien. „Wie merkwürdig!“ riefen die schrillen Stimmen der Zweckmäßigkeit und übersahen dabei völlig, daß Ethik und Ritual uns vor dem anderen beschützen …
    Und so verbrachte Parleau jeden Tag in seinem Büro und hoffte über der Ablenkung durch die anderen Seiten der Südküste, daß nie ein Problem auftauchen würde, das seine Alters- und Artgenossen vielleicht als „Gelegenheit zur Profilierung“ bezeichnet hätten. Und nach den Tagesschichtstunden, die er kraft seines hohen Amtes unablässig absolvierte, pflegte er allein {24} zu seinen Zellen zurückzukehren und nur um so intensiver zu hoffen, daß der nächste Tag ebenfalls ruhig verlaufen würde.
    Die Ruhe hatte ein Ende genommen. Parleau wußte das und sah dieser Tatsache nüchtern entgegen. Es hatte sich natürlich vorher angekündigt. Das konnte er rückblickend wie jeder andere sehen, aber er konnte auch sehen, sogar ohne die Ausbildung auf dem Gebiet der Situationsanalyse, die die Aufsichtsbeamten erhielten, daß diese Situation nicht ewig unveränderlich und friedlich bleiben würde. Warum sollte sie auch? Nichts sonst im bekannten Universum blieb unveränderlich. Die Feindseligkeit würde also an einem bestimmten Punkt offen ausbrechen. Was dann? Es sah so aus, als ob die Menschen immer noch alle Karten in der Hand hätten. Aber das war eben die Schwäche. Es war ein abhängiger und angreifbarer Befehlsstand. Die Alten Menschen waren dem Output des Instituts im Grunde völlig ausgesetzt, und zwar so sehr, daß jetzt, in diesem Jahrhundert, die kontinuierliche Stabilität (Fortschritt nannten sie es schon lange nicht mehr) direkt an den sich ständig vergrößernden Output gebunden war. Aus dieser Situation gab es kein Entkommen: Das Institut pfuschte an grundlegenden Leistungen herum, an haargenau dem, woran eine Million Menschenleben hing, an dem, was fünf Hundertstel von einem Prozent an Unterschied ausmachten. Ja. So heikel war die Situation. Wäre es etwas so Einfaches gewesen wie irgendeine Materialknappheit, so hätten sie Parleaus Meinung nach irgendwie damit fertig werden können. Darauf verzichten vielleicht. Sich einen Ersatz ausdenken. Aber diese Wege waren alle schon erforscht. Die Zeit, in der sie es mit einfachen Mängeln aufnehmen konnten, war seit

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