Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Dynamik, die aus irgendeinem Grunde den meisten anderen abging.
Parleau war eigentlich etwas jünger an Jahren, als sein Äußeres vermuten ließ, und wurde, weit davon entfernt, einen Höhepunkt erreicht zu haben, sorgfältig auf noch höhere Ämter vorbereitet; manche glaubten, auf das des stellvertretenden Personalchefs, einem anonymen Koordinierungsposten. Andere, nicht weniger gut Informierte meinten, daß es mindestens ein Amt im Kontinentalen Sekretariat mit einem Bein im Planetarischen Präsidium sein mußte. Die Südküste war sein erster Bezirksvorsitz, und wegen der langen Beziehung zu den Ler und zum Institut war dies eine von seinesgleichen ausgewählte Schlüsselstellung. Historisch gesehen war es immer eine Stellung gewesen, bei der man entweder ein gemachter Mann war oder bei der man zerschlissen wurde, und die meisten ehemaligen Vorsitzenden hatten den kürzeren gezogen. Die Mehrzahl hatte es, wenn anderswo eine Stelle frei wurde, vorgezogen, niedrigere Posten zu übernehmen. Aber ein paar hatten es bis zu den dünngesäten oberen Rängen geschafft.
Das Problem, wie Parleau es formulierte, lag nicht darin, daß die Neuen Menschen lästig oder aufmüpfig waren, nein, ganz im Gegenteil. Im Grunde benahmen sie sich im allgemeinen besser als ihre menschlichen Nachbarn. Es war eine Tatsache, daß Überfüllung und persönliche Beschränkungen sie weniger hart angingen, aber, dachte er verschlagen, bei ihrer Bevölkerungsdichte konnten sie sich kaum über Verhaltensprobleme beklagen, wie sehr sie auch auf ihr Reservat beschränkt sein mochten. Mehr noch, das Reservat stellte keine große Belastung für die Mittel der Südküste dar, wie man bei einem solchen Projekt vielleicht erwartet hätte. Nein; zusammen waren das Reservat und das Institut autark, und ihr Bruttosozialprodukt war größer, als wenn das Land auf irgendeine andere vorstellbare Weise verwendet würde.
Nein. Das allem zugrundeliegende Problem schien das zu sein, daß die Menschen jetzt genausowenig wie zu Beginn wußten, wie sie mit den Neuen Menschen fertig werden sollten. Als sie sie aus ihrer eigenen gemischten Rasse heraus entwickelten, hatten die Menschen des Jahres 2000 das lange erträumte Ziel erreicht – die gelenkte Mutation und die Verwandlung des Menschen in den Übermenschen. Es sollte der letzte Sieg einer voll erblühten Wissenschaft sein, die eigentlich von noch größerer Bedeutung war als der immer noch unentdeckte Flug mit Überlichtgeschwindigkeit. Denn sie hatten den alten Mythos eines rein physischen Typs, des Übermenschen des Körpers, verworfen; sie trachteten nach dem Geist. Und dann wollten sie einen Menschentyp vorprogrammieren, der sie unter sorgfältiger Anleitung zu in den zufälligen, unendlichen, quälend langsamen Abläufen der Natur unerreichbaren Höhen emportragen sollte. Sie wollten, kurz gesagt, also nicht so lange warten, bis sie in den Garten der irdischen Lüste hineingewachsen wären, noch waren sie erpicht darauf, durch Zufall in ihn hineinzustolpern, sondern sie wollten ihn mit Gewalt erstürmen, mit der Gewalt des Geistes nämlich. Aber das Programm, das harmlos genug mit Experimenten mit niederen Lebensformen begann, hatte sich ständig durch immer komplexere Formen hindurch weiterentwickelt; und als sie schließlich die letzte, halb magische Deutung und den letzten Programmierversuch der menschlichen DNS durchgeführt hatten, stellten sie fest, daß sie keine Straße in die Zukunft gebaut, sondern statt dessen eine neue und geheimnisvolle Tür zu einer unerforschten Zukunft errichtet hatten. Eine Tür, die nur in eine Richtung aufging, und noch dazu eine, die nur der Schlüssel der DNS öffnen würde. Nach hundert Jahren „Produktion“ wurde die Tür schließlich hermetisch verschlossen – und dann zerstört.
Nichts wurde je vergessen; es war vielmehr so, daß die gesamte Disziplin in Mißkredit geriet, dann keinen Gewinn mehr abwarf und schließlich ihres finanziellen Fundaments beraubt wurde. Ein Problem löste diese Technologie nie: Es war entsetzlich teuer, die DNS unter den bestimmten Bedingungen, unter denen man Resultate erwarten konnte, zu verändern. Und paradoxerweise wurden die Kosten anders als bei jedem anderen im wesentlichen technologischen Prozeß bei der Wiederholung nicht geringer. Der letzte künstlich erzeugte Ler kostete de facto das gleiche wie der erste. In einer Zeit, in der tausend andere Projekte mehr Aufmerksamkeit wert gewesen wären, plünderten sie den
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