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Lerchenherzen

Lerchenherzen

Titel: Lerchenherzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Skjelbred
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einfahren.
    Erst hat das Pferd auf dem Hof angehalten, um ein oder zwei von der Sonne verbrannte Kinder loszuwerden, die in dem weichen Heu so wunderbar nach Hause gewiegt worden sind und die jetztvon starken Männerarmen herabgehoben werden müssen, ehe das Pferd sich richtig ins Geschirr legt, mit kräftigen Schritten Tempo gewinnt und beinahe die steile Auffahrt hinauftrabt.
    Da haben die Kinder schon unter der Scheunenauffahrt mit zusammengekniffenen Augen und gekrümmtem Körper erwartungsvoll schaudernd ihren Platz eingenommen. Getrampel über die gediegenen Holzplanken – dann rennen sie los, um beim Heuabladen dabeizusein.
    Heute aber nicht, denn noch wogt das Gras grün und fruchtbar auf den Wiesen ringsum. Die Pferde – auf Ås sind es seit Menschengedenken zwei gewesen – weiden friedlich Seite an Seite, ohne einen Gedanken an anderen Verdruß als die brummenden Pferdefliegen, wegen derer sie dann und wann in wieherndem Galopp über die Weide jagen. Oder sind diese plötzlichen Sprünge nur ein Ausdruck ihrer Lebensfreude? Reine Freude darüber, daß die schwere Frühjahrsbestellung für dieses Jahr vorüber und es bis zur Heuernte noch lange hin ist?
    Oder wer weiß, ob sie nicht die Ohren lauschend vorgestellt haben, als Ragnhild und Lars auf ihren Spaziergängen, während sie angehalten und die beiden getätschelt haben, über prustenden, weichen Pferdemäulern ihre Zukunftsträume und die Anschaffung eines nagelneuen grauen Ferguson diskutiert haben. Es gibt vieles, das ein Arbeitspferdin gute Laune versetzen oder wie ein junges Pferd mit den Hinterbeinen ausschlagen lassen kann. Das müssen nicht unbedingt die Pferdefliegen sein.
    Um den Traktor dreht es sich auch jetzt, wo sich Verwandte und Freunde um die lange, schön gedeckte Tafel versammelt haben, um Lars' vierzigsten Geburtstag zu feiern. In der niedrigen, etwas länglichen guten Stube ist der prächtige alte Eßtisch, der für fünfzehn Personen reichlich Platz bietet, mit kreideweißem, gestärktem Tischtuch gedeckt.
    Hier steht schönes altes Porzellan für zwölf und die zwei Kinderteller mit den Kaninchen für Solfrid und Nils-Jan – die haben sie von Mathilde zu Weihnachten bekommen. Sie selbst sitzt an dem einen Ende der Tafel mit dem Küchenteller und dem Alltagsbesteck, wie es sich für die Gastgeberin ziemt, wenn es am Service fehlt. Die ehrwürdige alte Suppenterrine ist von der Konsole genommen worden und bis zum Goldrand mit Frikassee von einigen ihrer sagenumwobenen Hühner gefüllt.
    Ragnhild hat ein paar Tränen vergossen, wie immer, wenn eines oder mehrere von Mathildes Hühnern die Altersgrenze überschritten haben und ihr Leben gerupft, die zusammengebundenen Beine in die Luft gestreckt, in Mathildes Kochtöpfen beenden. Mathilde versorgt so sorgsam wiekaum jemand ihre Hühner, solange diese die Umsicht damit quittieren, daß sie jeden Tag ein Ei legen. Sowie sie jedoch die ersten Zeichen von Altersschwäche an ihnen bemerkt, hackt sie ihnen gnadenlos den Kopf ab, schließlich hat sie hoffnungsvolle neue, die den Platz übernehmen können. Über Ragnhilds Tränen schnaubt sie und findet, das sei Gefühlsduselei.
    »Du darfst nicht so empfindlich sein!« sagt sie und legt den Hühnerkopf auf dem Hackklotz zurecht. Sie bereitet ihre Hühner einfach, aber schmackhaft zu, mit gelben Rüben, Porree und Sellerie, und als Dank für lange und treue Dienste gibt sie ihnen einen ordentlichen Schuß Sahne in die Soße.
    Als die Herrlichkeiten verspeist sind – zum Nachtisch gab es selbstgemachten Karamelpudding –, werden die Kinder hinausgeschickt in die Sonne, und das Thema Traktor kommt auf den Tisch. Jetzt ist es also entschieden. Der erste des Ortes ist gekauft und bezahlt, von Lars' Heuer als Harpunier, und er wird als Überraschung zu Nils-Jans achtem Geburtstag kommen.
    Durch das geöffnete Fenster des Wohnzimmers klingt Sols helles Lachen, getragen von einer Brise, die die Spitzengardinen bewegt und leise über die hellroten Blüten der Topfpflanze streicht.
    Sol und Nils-Jan halten sich weit hinten im Garten auf, bei der großen Eiche, die dort seit mindestenshundert Jahren steht, und an der seit Mathildes Kindheit eine Schaukel hängt. Jetzt schaukeln sie, das heißt, sie schaukelt, und er stößt sie an. Jedesmal, wenn er ihr einen Stoß in den Rücken gibt und die Schaukel in immer höherem Bogen fliegen läßt, will sie sich ausschütten vor Lachen. Mehr, Nils-Jan, mehr, mehr! Das kleingeblümte Sommerkleid steht wie

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