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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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der sitzt?«
    »Abkutschiert!«
    Rasch erzählte er dem Straßenjungen, daß Babet am selben Morgen bei seiner Überführung in die Conciergerie entsprungen war.
    Gavroche hörte alles aufmerksam an und sparte auch nicht mit sachkundigem Lob.
    »So ein Zahnreißer!« applaudierte er.
    Inzwischen hatte er den Stock, den Montparnasse in der Hand trug, ergriffen und zog den Griff heraus; eine Dolchklinge wurde sichtbar.
    »Ach, du hast deinen Gendarmen in einen Frack gesteckt?«
    Montparnasse blinzelte ihm zu.
    »Willst du denn die Polente kiefeln?«
    »Wer weiß«, meinte Montparnasse kaltblütig. »Es ist immer gut, wenn die Rose ihre Dornen nicht zu Hause läßt. Und du, wohin gehst du jetzt?«
    Gavroche deutete auf seine beiden Schützlinge.
    »Bringe die Kleinen da zu Bett.«
    »Wo denn?«
    »Bei mir zu Hause.«
    »Also du hast eine Wohnung? Wo denn?«
    »Im Elefanten.«
    »Im Elefanten?« fragte Montparnasse verwundert, obwohl er nicht gerade zu den Naturen gehörte, die leicht in Staunen geraten.
    »Natürlich im Elefanten. Was ist da weiter dabei?«
    Jetzt schien Montparnasse zu begreifen.
    »So, im Elefanten! Wohnt sich’s dort bequem?«
    »Komfortabel. Nicht dieser dumme Wind wie unter den Brücken.«
    »Und wie kommst du hinein? Gibt’s ein Loch?«
    »Natürlich. Aber du darfst nicht davon sprechen. Zwischen den Vorderbeinen. Die Polente hat es noch nicht bemerkt.«
    »Ah, und da kletterst du rauf?«
    »Im Handumdrehen. Schwubbs bin ich drin! So, und jetzt gute Nacht! Solltest du mich brauchen, kannst du mich ja dort suchen. Ich wohne Hochparterre. Kein Portier. Du fragst nach Herrn Gavroche.«
    »Gut«, erwiderte Montparnasse.
    Dann trennten sie sich, Montparnasse schlug die Richtung nach dem Grèveplatz, Gavroche nach der Bastille ein.
    Vor zwanzig Jahren konnte man noch in der Südwestecke des Bastilleplatzes ein sonderbares Denkmal sehen, das inzwischen der Vergessenheit verfallen ist, das aber doch verdient, in Erinnerung gebracht zu werden, denn es verdankte seine Entstehung einem Antrag des »Mitglieds des Instituts und kommandierenden Generals der Armee in Ägypten«.
    Wir sagten Denkmal, obwohl dieser Ausdruck nicht ganz berechtigt ist; es handelte sich gewissermaßen nur um den gewaltigen Leichnam einer napoléonischen Idee. Die Figur des Elefanten war vierzig Fuß hoch, aus Mauerwerk aufgeführt, und trug auf demRücken einen Turm, der einem Haus glich. Früher war dieser Turm grün angestrichen gewesen, aber die Zeit und der Regen hatten ihn geschwärzt. Was das Ganze bedeuten sollte, wußte niemand. Ursprünglich war es wohl als ein Symbol der Volkskraft gedacht. Es sah düster, rätselhaft und ungeheuerlich aus.
    Nur wenige Fremde besichtigten dieses Bauwerk, und die Pariser gönnten ihm keinen Blick. So verfiel es. Jeder Winter schlug furchtbare Wunden in seine Flanken. Die Baupolizei hatte sich seit 1814 nicht mehr um das Ungetüm gekümmert. Es stand in seinem Winkel, krank und vergessen, von einem morschen Zaun umgeben, den betrunkene Kutscher gern mißbrauchten. Zwischen seinen Beinen wuchs hohes Gras.
    Hierher führte Gavroche die beiden Kleinen. Er ahnte wohl, daß das Ungeheuer sie in Furcht setzen mußte, und sagte:
    »Keine Bange, ihr Kleinen.«
    Dann kroch er durch eine Lücke im Zaun und zog die beiden hinter sich her. Sie waren wohl etwas verschüchtert, folgten ihm aber wortlos und überließen sich dieser Vorsehung in Lumpen, die ihnen Brot gegeben und einen Unterschlupf versprochen hatte.
    An den Zaun war eine Leiter gelehnt, die wohl des Tags den Arbeitern auf dem Platze nebenan diente. Gavroche richtete sie mit erstaunlicher Kraft auf und lehnte sie an eines der Vorderbeine des Elefanten. Gleich über dem oberen Ende der Leiter konnte man ein schwarzes Loch erkennen, das in den Bauch des Ungeheuers führte.
    Gavroche zeigte seinen Gästen dieses Loch und sagte:
    »Bitte gütigst einzutreten!«
    – – – – – – – – – – -- -- -- --
    Kurz vor Morgengrauen näherte sich von der Rue Saint-Antoine im Laufschritt ein Mann, überquerte den Platz der Bastille, kroch durch das Loch des Zauns und blieb unter dem Elefanten stehen. Wenn es nicht stockfinster gewesen wäre, hätte selbst ein flüchtiger Beobachter erkennen müssen, daß dieser Mann eine Nacht lang im Regen gestanden hatte. Jetzt stieß er einen Schrei aus, der keiner menschlichen Sprache angehört und wohl nur von einem Papagei wiederholt werden kann. Zweimal rief er:
    »Kirikikiuuuuu!«
    Auf den zweiten

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