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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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hatte: der Straße.
    Auf dem Markt Saint-Jean, dessen Posten bereits entwaffnet war, vollzog Gavroche seine Vereinigung mit der von Enjolras, Courfeyrac, Combeferre und Feuilly geführten Truppe Aufständischer. Sie waren so ziemlich bewaffnet. Auch Bahorel und Jean Prouvaire waren zu ihnen gestoßen. Enjolras hatte eine doppelläufige Jagdflinte, Combeferre das Gewehr eines Nationalgardisten und zwei Pistolen im Gürtel, die sein knopfloser Rock immer sehen ließ, Jean Prouvaire einen alten Kavalleriekarabiner. Bahorel und Courfeyrac mußten sich mit Säbeln behelfen.
    Gavroche fragte sie ruhig:
    »Wohin gehen wir?«
    »Komm nur mit«, sagte Courfeyrac.
    Hinter Feuilly marschierte Bahorel, der eine karmesinrote Weste trug.
    »Die Roten kommen!« schrie ein erschrockener Bürger.
    »Die Roten! Die Roten!« äffte Bahorel. »Sonderbare Furcht, Bürger! Ich fürchte mich weder vor Klatschrosen noch vor Rotkäppchen. Überlassen Sie, Herr Bürger, die Abneigung gegen das Rote dem Hornvieh!«
    Jetzt fiel sein Blick auf ein Blatt Papier, einen Fastenerlaß des Erzbischofs von Paris, der den »gläubigen Schafen« erlaubte, auch in der Fastenzeit Eier zu essen.
    »Schafe! Das ist der richtige Ausdruck!« schrie Bahorel und riß den Zettel ab. Gavroche fand das sehr richtig. Er beschloß, sich mit Bahorel zu verständigen.
    »Du hast unrecht, Bahorel«, sagte Enjolras. »Du hättest den Fastenerlaß in Ruhe lassen sollen, wir haben nichts mit dem Bischof zu tun, du verschwendest damit deine Zeit. Spare mit der Munition.«
    »Jeder, wie er kann«, sagte Bahorel. »Diese bischöfliche Prosa geht mir auf die Nerven. Ich will Eier essen ohne Erlaubnis. Du bist einer von den Kalten, ich muß meinen Spaß haben. Übrigens verschwende ich nicht, sondern mache mir nur Bewegung. Wenn ich diesen Erlaß zerreiße, so tue ich es, beim Herkules, um meinen Appetit zu reizen.«
    Eine lärmende Menge folgte ihnen: Studenten, Künstler, junge Leute, Arbeiter. Manche trugen Stöcke, manche Bajonette, einige hatten Pistolen im Gürtel. Ein Alter war darunter, der sehr bejahrt schien und keine Waffe trug. Er sah sehr nachdenklich aus. Gavroche bemerkte ihn.
    »Wer ist denn das?« fragte er Courfeyrac.
    »Irgendein Alter.«
    Es war Mabeuf.
Der Alte
    Und das kam so. Enjolras und seine Freunde befanden sich, als die Dragoner auf das Volk schossen, auf dem Boulevard Bourdon. Enjolras, Courfeyrac und Combeferre hatten die Losung ausgegeben: »Baut Barrikaden!« In der Rue Lesdigujères begegneten sie dem Alten. Er ging im Zickzack, als ob er betrunken wäre. Den Hut hielt er in der Hand, obwohl es seit dem Morgen heftig regnete.Courfeyrac hatte Vater Mabeuf erkannt. Oft hatte er Marius zu ihm begleitet. Er kannte die scheue und ängstliche Art des alten Bücherwurms und war nicht wenig erstaunt, ihm inmitten dieses Tumults zu begegnen.
    »Gehen Sie nach Hause, Herr Mabeuf!«
    »Warum?«
    »Es gibt Krach.«
    »Gut so.«
    »Säbelhiebe, Gewehrschüsse, Herr Mabeuf!«
    »Gut.«
    »Kanonenschüsse.«
    »Um so besser. Wo geht ihr hin?«
    »Wir gehen die Regierung stürzen.«
    »Gut!«
    Und dann schloß er sich ihnen an.
    Bald verbreitete sich das Gerücht, er sei ein altes Konventsmitglied, einer der »Königsmörder«.
Rekruten
    Die Truppe wuchs von Augenblick zu Augenblick. In der Rue des Billets schloß sich ihnen ein hochgewachsener, bereits ergrauter Mann an, dessen strenge Miene Courfeyrac, Enjolras und Combeferre auffielen. Sie kannten ihn nicht.
    In der Rue de la Verrerie kamen sie am Hause Courfeyracs vorüber.
    »Das trifft sich gut«, sagte Courfeyrac, »ich habe meine Börse vergessen und meinen Hut verloren.«
    Er eilte die Treppe hinauf, nahm einen alten Hut und seine Börse. Auch einen großen Koffer, den er zwischen schmutziger Wäsche verborgen hatte, schleppte er mit. Als er die Treppe hinabeilte, hielt ihn die Pförtnerin auf.
    »Herr von Courfeyrac!«
    »Wie heißen Sie eigentlich?« fragte Courfeyrac.
    Die Pförtnerin war verblüfft. »Aber Sie kennen mich doch, ich bin die Pförtnerin. Ich heiße Mutter Veuvain.«
    »Hören Sie, wenn Sie mir noch einmal Herr von Courfeyrac sagen, nenne ich Sie Madame de Veuvain. Nun, was gibt es?«
    »Es ist jemand da, der Sie sprechen will.«
    »Wer?«
    »Weiß nicht.«
    »Wo?«
    »In meiner Loge.«
    »Zum Teufel mit ihm!«
    »Er wartet schon eine Stunde auf Sie.«
    Im selben Augenblick kam ein kleiner, magerer, blasser, junger Bursche mit einem sommersprossigen Gesicht heraus, der einen

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