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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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diesen Schutz aufsucht. Wie das im Laufe der Jahrzehntausende geschah, das weiß ich; ob ein höherer Sinn dahinter stehe, das vermag ich nicht zu sagen, doch ist die Antwort auf das »Warum«, das jenseits dieser Ursache und dieser Wirkung steht, für mich ohne Zusammenhang mit der Verpflichtung, die ich gegenüber meinem Kater spüre. Wir sind beide aus der Urnatur herausgefallen, er ist dazu gezwungen worden durch die Menschen, also bin ich sein Schuldner, ich muß ihn schützen, weil er ohne mich umkäme. Er ist ein lebendes Wesen, das wir Menschen aus seinen lebensgarantierenden Fesseln der Instinkte gerissen haben, doch es ist ein Leben ohne den Verstand, der mich befähigt, meine Welt selbst zu ordnen. Wenn ich das einmal nicht mehr vermag, wird er mit mir untergehen, ebenso wie seine ganze Art samt allen anderen Haustieren eines Tages zusammen mit der Menschheit aussterben wird. Wir haben beide dasselbe Schicksal, als einzelne und als Art, was könnte uns mehr verbinden?
    Doch noch kann ich über ihn wachen, über sein herrliches, fröhliches, freies, wildes Katerleben. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt – ich muß ihn sofort kraulen. Falls er zu Hause ist.
    Hanne Kulessa
    Katzentagundnacht
    Es ist zu früh. Verdammt noch mal, es ist sechs Uhr.
    Bitte laß mich meinen Tee trinken.
    Ich gebe dir gleich etwas, darf ich bitte in Ruhe meine Zigarette rauchen.
    Hör auf zu kratzen.
    Ich bin gleich fertig. Ich komm ja schon.
    Was ist denn? Nein, es war nicht zu wenig. Es war vollkommen ausreichend.
    Hör auf zu kratzen.
    Die Tür ist nur angelehnt. Es gibt nichts mehr.
    Hör bitte auf zu kratzen. Du kannst reinkommen. Die Tür ist nur angelehnt.
    Ich möchte arbeiten. Willst du rein oder raus?
    Rein raus rein raus. Kannst du nicht mal lernen, die Tür hinter dir zu schließen? Es zieht.
    Also rein. Bitte paß auf, in der Tasche sind Bücher. Nein, die Zeitung auch nicht, die brauch ich noch. Paß doch auf. Ich hab gesagt, ich brauch die Zeitung noch. Hör auf, sie zu zerreißen!
    Auf dieses Blatt Papier, meine Liebe, wollte ich gerade etwas schreiben. Runter vom Schreibtisch.
    Ja, entschuldige bitte, ich habe mir erlaubt, die Tür zuzumachen.
    Ich mache sie dir aber gern wieder auf.
    Du sollst aufhören zu kratzen. Ich komme.
    Einen Löffel noch, aber dann ist Schluß.
    Die Tür ist auf, verdammt noch mal.
    Du kannst nicht auf den Schoß. Ich muß arbeiten. Du wirst mir allmählich zu schwer. Aua. Bitte zieh die Krallen ein.
    Ich muß an die Schreibmaschine. Du kannst nicht den ganzen Tag auf meiner Schulter sitzen. Aua. Ich kann so nicht tippen. Bitte spring runter. Vorsichtig. Nein, nicht auf den Tisch. Ganz runter.
    Ja, was ist denn?
    Entschuldigung. Das war ein Versehen. Entschuldige bitte. Ich räume den Stuhl sofort frei.
    Ich komme gleich. Ich möchte nur meinen Kaffee trinken. Ich komme. Was soll denn dieses Gemaunze. Du gehst doch soundso nicht runter. Es hat geregnet, aber bitte, wenn du raus willst. Entscheide dich: rein oder raus. Bitte. Mein Kaffee wird kalt. Lange halte ich dir die Tür nicht mehr auf. Bitte geh jetzt. Ich möchte meinen Kaffee trinken. Also wieder rein. Ich habe dir doch gleich gesagt, daß du bei diesem Wetter nicht rausgehst. Willst du auf den Balkon?
    Die Küche ist zu. Es gibt nichts.
    Hör auf zu kratzen. Die Balkontür ist auf.
    Gut. Also noch ein Versuch. Aber glaube nicht, daß ich dir noch mal eine Viertelstunde die Tür aufhalte.
    Würdest du jetzt bitte so liebenswürdig sein und endlich hinausgehen.
    Kater Grau ist nirgends zu sehen. Ich an deiner Stelle wäre übrigens ein bißchen freundlicher zu ihm. Er ist in dich verliebt, er legt sich dir zu Füßen. Kater Grau ist ein wunderbarer Kater, ich jedenfalls würde ihn sofort nehmen. Mein Gott, schau doch nicht so beleidigt.
    Also wieder hoch.
    Hör auf zu kratzen. Es ist zu früh. Die Tür – ja, ich komme. Es ist vier Uhr, es gibt noch nichts zu fressen.
    Warum frißt du das nicht? Ist es schlecht?
    Schon gut. Ich mach eine neue Dose auf.
    Raus aus der Küche. Ich muß kochen.
    Nein. Das kann nicht sein. Wo bist du? Hast du etwa die Bratwurst geklaut? Wo bist du?
    Ah ja. Sie muß sehr gut geschmeckt haben. Nach so einem Festmahl muß man sich ordentlich putzen. Spinnst du? Das war mein Abendessen! Raus auf den Balkon. Los raus. Ich kann das nicht sehen!
    Ja, ich mach die Tür auf. Hör auf zu schimpfen.
    Entschuldigung. Aber ich muß die Seite umblättern. Komm her. Ach du Brummkreisel.
    Jetzt. – Na gut, dann keine

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