Lesereise Kulinarium - Spanien
Bodega Anima Negra bei Felanitx haben inzwischen fast Kultstatus. Winzer Miquel Àngel Cerdá, im Grundberuf Ingenieur für Aeronautik, sagt dazu verschmitzt: »Erst war es ein Hobby, dann ein Job und schließlich unser Leben.« Konsequent auf Biowein setzt die Bodega Can Majoral bei Algaida. Statt auf Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmittel verlässt man sich hier lieber auf die Mondphasen. Zur Reblese werden sämtliche Freunde und Verwandte zusammengetrommelt. Und nach der Arbeit folgt die fiesta . Beides ist pure Passion. Im Frühling erfolgt eine Gründüngung der Reben mit Schafsmist und den Resten vom Schnitt des Wintergetreides.
Im Frühling entfaltet die Insel einen besonderen Zauber. Die frisch gepflügten Felder mit ihrer eisenroten Erde leuchten fast surreal. Wie die Falten eines Madonnenmantels schimmern die bläulichen Felsenschründe der Bergregion, die sich fast durch den gesamten Inselnorden zieht. Auf Terrassenfeldern stehen uralte Oliven- und Johannisbrotbäume.
»Alles was Dichter und Maler sich erträumen können, hat die Natur hier geschaffen«, notierte schon George Sand begeistert über Mallorca.
Claudia Diemar
Die Weinstöcke lieb haben
Winzer Enrique und Pepe Mendoza aus Alfaz del Pi: Etwas Authentisches schaffen
Enrique Mendoza erzählt, lacht und zupft nebenbei ein paar Triebe von einer Rebe, die ihm nicht gefallen. Mit weit aufgeknöpftem Hemd steht er in seinem Weinberg in Sichtweite des Mittelmeers und tut, was er am liebsten macht: die Moscatel-de-Alejandria-Stöcke aufpäppeln als wären es Zimmerpflanzen auf der Fensterbank eines Blumennarrs. Mit einer Schere knipst er Triebe ohne Trauben ab, während sein erwachsener Sohn ihn dabei zu stoppen versucht. Die beiden diskutieren heftig zwischen den Weinstöcken, gestikulieren, bleiben unterschiedlicher Meinung – und amüsieren sich am Ende über jeden dieser halb im Ernst, halb im Spaß ausgetragenen Dispute. »Das ist Alltag bei uns. Ein Vater-Sohn-Konflikt um Wein«, erklärt Vater Enrique und knipst schnell noch einen Trieb mit seiner Schere ab, weil Sohn Pepe ihm gerade den Rücken zugewandt hat.
»Die Pflanze läuft einen Marathon durch den Sommer«, erklärt der später. »Sie braucht Reserven, benötigt jeden einzelnen Trieb als kleines Kraftwerk, um diesen anstrengenden Dauerlauf durchzuhalten.« Pepe zieht viele kleine Trauben den großen vor, will auch diejenigen Triebe erhalten, die keine Früchte tragen: »Denn das gibt die kleineren Trauben. Mehr Hülle, mehr Fermente, weniger Flüssigkeit. Und das ist gut für die Qualität.«
Papa Enrique sieht es anders, ist Reben-Autodidakt, hat das Weingut in Alfaz del Pi an der Costa Blanca aufgebaut: Große, saftige Trauben müssen es sein! Sohn Pepe aber hat Weinbau studiert – und jeden Vormittag beim gemeinsamen Rundgang kollidiert Erfahrung mit Wissen.
Der familieneigene Supermarkt, mit dem Enrique Mendoza viele Jahre lang das Geld verdiente, interessiert den alten Mann bereits seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr sonderlich. Vor inzwischen bald vierzig Jahren hat er seine ersten Reben gepflanzt, weil er über Nacht beschlossen hatte, nur noch eigene Weine trinken zu wollen. Und weil er davon überzeugt war, dass man auch an der Costa Blanca herausragende Weine herstellen können müsste.
Bis dato war diese Region mit ihren vergleichsweise wenigen Winzern nicht berühmt für gute Weine – obwohl die klimatischen Voraussetzungen gerade für Monastrell, Tempranillo und Garnacha, für die weiße Merseguera und auch für Moscatel gut sind. Insgesamt sind im Denominación-de-Origen-Bezirk Alicante, auf den Etiketten kurz D. O. genannt, fünf verschiedene weiße und sechs rote Rebsorten zugelassen. Der Bereich ist unterteilt in die Unterbezirke La Marina im Großraum Denia mit besonders mediterranem Klima und Alicante mit geringerem Einfluss des Mittelmeers und ausgeprägterem Kontinentalklima bis in Lagen von rund vierhundert Metern Höhe. Dort sind die Böden besonders reich an Karbonaten. Sechzig D.O. -Bereiche gibt es in ganz Spanien, nur drei davon im Land Valencia, zu dem auch die Provinz Alicante gehört.
1970 hat Vater Mendoza angefangen, drei kleine Weingärten für seine drei Söhne anzulegen. Schon bald wurden daraus fünftausend Liter Ertrag pro Jahr: »Zu viel, um alles allein in der Familie oder mit Freunden zu trinken«, befand er und beschloss 1984, aus dem Hobby ein Geschäft zu machen. Schon 1988 kamen die ersten Flaschen der Marke Mendoza in
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