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Lesereise Kulinarium - Spanien

Lesereise Kulinarium - Spanien

Titel: Lesereise Kulinarium - Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothea Loecker , Alexander Potyka
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Ölbäume sind heute Hunderte von Jahren alt und recken ihre knorrigen Äste wie Skulpturen in den blauen Himmel. Doch die fotogene Idylle will gepflegt sein. Das Problem dabei: Mit der Landwirtschaft lässt sich kaum noch Geld verdienen. Für ein Kilo mallorquinischer Mandeln in der Schale erlösen die Bauern nur dreißig Cent, noch weniger beträgt der Lohn harter Arbeit bei den Johannisbrotschoten, Orangen und Zitronen.
    Natürlich lieben die Urlauber den Anblick der leuchtenden Zitrusfrüchte im dunklen Laub und den süßen Duft der kleinen weißen Blüten. Zentrum des Anbaus der Südfrüchte ist die Region um Sollér, wo man in zig Läden Konfitüre und Eiscreme aus aromatischen einheimischen Orangen und Zitronen kaufen kann. Der schönste Weg nach Sollér ist der mit dem historischen Zug »roter Blitz«. Die Bahn wurde einst gebaut, um die Südfrüchte schnellstmöglich in den Hafen von Palma zu bringen. Heute lohnt sich der Export nicht mehr, aber vor Ort kann man in Köstlichkeiten aus den Agrumen schwelgen und ein paar Gläser der guten Marmelade als Souvenir mit nach Hause nehmen.
    Mallorcas Mandelblüte im Winter zieht alljährlich viele Touristen an. Wenn der Wind weht, »schneien« die weißrosa Blütenblättchen durch die frische Luft. Der Legende nach ließ ein maurischer Prinz, der einst hier herrschte, die Bäume in Massen anpflanzen, um seine sich nach Schnee verzehrende Gattin aus Spaniens Norden mit dem Schauspiel zu beschenken.
    Doch mit dem Produkt der Bäume lässt sich auf Mallorca kein gutes Geschäft mehr machen. Die mühsame Ernte der protein- und mineralstoffreichen Früchte, die mit Stöcken von den Ästen geschlagen werden, dient heute vor allem der Landschaftspflege. Bei der Kooperative Foment de l’Ametla Mallorquina in Binissalem werden Mandeln einheimischer Produzenten verarbeitet und im Laden verkauft. Im schicken Finca -Hotel Cases de Son Barbassa unweit von Capdepera stehen auf der Terrasse handgeflochtene Körbe mit Mandeln und Johannisbrot aus dem eigenen Garten. Die Gäste dürfen hier bei der Ernte helfen – und sich dafür jederzeit an dem gesunden Knabberzeug bedienen.
    Tourismus und Tradition gehen zuweilen kreative Kooperationen ein. Joan Bibiloni steht am Rand seines lang gestreckten Pools und zeigt hinunter in die Ebene. Die riesigen Getreidefelder gehören alle ihm. Doch ganze fünftausend Euro beträgt der jährliche Reingewinn aus dem Erlös seiner Ackerfrüchte. Das meiste davon verkauft er an den Pächter der Schweinezucht auf seinem Besitz. Die Pacht bringt Señor Bibiloni weitere zweitausend Euro Gewinn pro Jahr. Davon könnte seine Familie niemals leben. Aber zum Glück gibt es ja die finca , ein ebenso malerisches wie uraltes Haus. Der große Salon mit dem gotischen Gewölbe gleicht einem Kirchenschiff. Señor Biblioni ist nicht nur Bauer, sondern auch Bauingenieur. Er hat sich neben diesem Kleinod von einem Anwesen ein modernes Wohnhaus samt beeindruckendem Infinity-Pool gebaut. Wie er sich das leisten konnte? Er vermietet seine alte finca als »Event-Location«. Das bringt ihm pro Termin dreitausend Euro ein. Mindestens zwei Dutzend mal im Jahr wird das Haus in herrlicher Lage gebucht. Wenn die Gäste nachts von dannen ziehen, taucht Joan Biblioni in sein Schwimmbecken und ist zufrieden mit sich und der Welt.
    Die einheimischen schwarzen Schweine auf seinem Grundstück sind genauso glücklich. Sie streifen frei durch das riesige Terrain, fressen sich an den Früchten von Johannisbrotbäumen und Steineichen satt. Entsprechend köstlich schmecken die Schinken und die würzige Streichwurst sobresada , die aus ihrem Fleisch gewonnen werden.
    »Die Nachfrage nach Inselprodukten steigt ständig«, versichert Gabriel Company, Pächter der Aufzucht des Borstenviehs und Vorsitzender der Vereinigung junger Landwirte auf den Balearen. Ein gutes Beispiel dafür sind die Olivenbäume. Ihr »jungfräuliches«, also kalt gepresstes Öl wird immer wieder international ausgezeichnet. Das feine Öl von Aubocassa bei Manacor zählt zu den besten der Insel. Noch gibt es gut dreihundert Olivenbauern auf Mallorca. Das grüngoldene einheimische Elixier erkennt man an der geschützten Ursprungsbezeichnung »Oli de Mallorca«.
    Eine beispiellose Karriere hat allen Schwierigkeiten zum Trotz der Weinbau hingelegt. Während noch vor einer Generation der inseleigene Rebsaft oft von miserabler Qualität war, werden inzwischen von vielen Winzern sehr gute Tropfen angebaut. Die Weine der

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