Lesereise Kulinarium - Spanien
Zauberer Merlin entführte und zu Teichen verwandelte Kinder. Mehr als ein Dutzend blaugrüner klarer Seen reihen sich aneinander. Reiher staken im Flachwasser, Eisvögel schießen vorbei und durch das Schilf sirren Libellen.
In Mota del Cuervo und Campo de Criptana reihen sich die Windmühlen. Im prallen Mittagslicht stehen sie hübsch renoviert, aber mit unbespannten Flügeln auf einer Anhöhe. Das einzige Tuch, das sich bläht, ist der Schleier einer Braut, die mit ihrem Angetrauten hinaufspaziert ist, um das Hochzeitsbild vor den Mühlen aufnehmen zu lassen, jenen vermeintlichen »Riesen«, die Quijote so tapfer bekämpfte.
Folgt man weiter dem mannshohen Emblem des Reiters auf seinem Pferd Rosinante, mit dem sich die »Ruta de Don Qujote« ausweist, so gelangt man endlich nach Puerto Lápice, wo sich unser Held in einer Schänke zum Ritter schlagen ließ. Ob das Landgasthaus Venta de Quijote wirklich als Vorlage für den Schauplatz diente, ist nicht verbürgt, auch wenn es den Reisenden zu einer Rast im Zeichen des Ritters von der traurigen Gestalt einlädt. Ganz und gar echt sind allein die lauschige plaza mit ihren ochsenblutroten Holzgalerien und die blauvioletten Felder am Ortsrand, wo sich die Safranblüten der Herbstsonne entgegenrecken.
Kaninchen in Safransauce (Conejo al Azafrán) für vier Personen
1 Kaninchen (etwa 1 kg), portionsweise zerlegt, 2 Gemüsezwiebeln geschnitten, 1–2 Knoblauchzehen, fein gehackt, 1 Mokkatasse Olivenöl, ¼ l kräftiger Weißwein , 1 Teelöffel Safranfäden, 1 Teelöffel Rosenpaprika, 1 Prise scharfer Paprika, 3–4 Lorbeerblätter, Salz, Pfeffer und 1 Prise Zucker.
Safranfäden in einem Steinmörser zerkleinern (notfalls mit einem Löffel zerdrücken) und in einer Tasse warmem Wasser mit einer Prise Zucker einweichen. Zwiebeln in Öl dünsten, Knoblauch hinzufügen, das ganze köcheln, bis alles glasig ist.
Zwiebeln und Knoblauch herausnehmen, gesalzene und gepfefferte Kaninchenteile nun mit einem weiteren Schuss Öl in der Pfanne anbraten. Wenn das Fleisch goldbraun ist, zusammen mit Zwiebeln, Knoblauch und den Lorbeerblättern in einen schweren Topf geben, Safranwasser und Weißwein hinzufügen, Paprika über die Stücke streuen. Alles unter einem gut schließenden Deckel ein bis zwei Stunden garen lassen, eventuell etwas Wasser nachgießen.
Claudia Diemar
Kann denn Kochen Kunst sein?
Fermí Puig, Chef de cuisine, bewahrt im katalanischen Gastro-Laboratorium den Überblick
Die Ballkünstler des FC Barcelona spielen vielleicht den schönsten Fußball, doch an die documenta eingeladen wurden sie deswegen nicht. Anders hingegen, als Erster seines Metiers, der katalanische Koch Ferran Adrià. Ob Kochen Kunst – und nicht nur eine Kunst – sei, entziehe sich seinem Urteil, sagt Fermí Puig, ein Küchenchef mit Philosophiestudium. Fraglos aber sei Adrià ein Künstler; womöglich der größte Kataloniens, wie andere seit Jahren versichern. Auf keinem Gebiet hat katalanisches Schaffen letzthin so fulminant Weltgeltung erlangt wie eben auf dem der Gastronomie. Im Gefolge des Virtuosen Adrià locken heute weitere Spitzenköche neugierige Feinschmecker an. Abgehoben hat aber auch, vor allem in Form von tapas , die Alltagskost.
Fermí Puig gilt, obwohl weniger experimentierfreudig, als Adriàs heimlicher Übervater. Er war es, der den Marinerekruten 1983 zu einem Praktikum in jenem Restaurant an der Costa Brava animierte, das heute die längste Warteliste der Welt hat: El Bulli. Als Puig nach Wanderjahren zwischen Paris, Caracas und New York 1995 nach Katalonien zurückkehrte, eröffnete Adrià in Barcelona eben sein erstes taller , in dem die Sensationen seiner nur im Sommer geöffneten kulinarischen Kultstätte ausgetüftelt werden. Puig ging orthodoxere Wege und konzipierte für das Hotel Majestic ein Restaurant, das unter Barcelonas Luxusherbergen Schule machte: das Drolma.
Als Lohnempfänger sei er unter seinesgleichen heute die Ausnahme. Der Status, den Spitzenköche gerade in Katalonien erlangt haben, scheint ihm nicht ganz geheuer. Erklärbar aber schon: zunächst – wie übrigens auch der baskische Gastro-Hype – durch die geografische Nähe zu Frankreich. Die katalanische Küche habe freilich seit jeher mannigfaltige Einflüsse aufgenommen: römische, arabische, wie dies schon das »Libre de Sent Soví« (1324) belegt, Europas ältestes diesen Namen verdienendes Kochbuch. Selbst so umfängliche Rezeptsammlungen wie der »Corpus de la cuina catalana«
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