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Lesereise Malediven

Lesereise Malediven

Titel: Lesereise Malediven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Bisping
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Inselrückseite zu schwimmen. So riet es mir einst der General Manager eines Resorts, als ich ihm empört von meinem gefühlten Nahtoderlebnis am Fuß eines seiner exponiertesten Wasserbungalows berichtete.
    Überhaupt ist man dort draußen den Elementen sehr nahe. Ergießt sich in der Nacht ein tropisches Unwetter über Insel und Lagune, rüttelt der Wind an allen Wänden, und das Rauschen von Regen und Meer verbindet sich zu einer Klangkulisse, die den Gedanken an die Wassermassen ringsum bedrückend machen kann. Dennoch gibt es Orte, die schlechter geeignet sind, ein Glas kalten Weißweins zum Sonnenuntergang zu nehmen, als das Aussichtsdeck einer Wasservilla im Indischen Ozean.
    Die Alternativen sind indessen auch nicht übel. Ein Strandhäuschen mit schönem Palmenblätterdach, landestypisch geschwungenem Giebel und geschnitzten Holzverkleidungen ist ästhetisch kaum weniger ansprechend, suggeriert dazu Schutz vor den Elementen und bietet außerdem den Vorzug, dass man sich darin fühlen kann wie ein Gestrandeter. Einer allerdings, für den ein ganzes Geschwader Personal die Rolle von Freitag übernimmt. Morgens tritt der Beach-Robinson aus der Tür und legt ein paar Meter im weichen Sand zurück, bis er die Zehen ins warme Wasser taucht. Auch muss man hier nicht fürchten, beim abendlichen Heimweg aus dem Restaurant jäh ins Wasser zu stürzen – womöglich gleich mit dem ganzen Buggy, den ein Mitglied des Personals steuert, um den Gast vor Auszehrung in Folge eigenständiger Bewegung zu bewahren. Die Stege zwischen den Wasservillen sind zwar beleuchtet, aber doch recht schmal.
    Weil die Erscheinungsformen des Urlauberlebens auf den Malediven nicht unendlich sind, sind Planer und Architekten gefordert, den Rahmen für Sonne, Sand und Meer innerhalb der an örtlichen Traditionen orientierten Bauvorschriften so variabel wie möglich zu gestalten. Dabei hat man sich zuletzt häufiger auf eine neue Variante eingelassen: das Baumhaus. In der Regel ruht es zwar nicht im Wipfel eines Baumes, sondern auf Stelzen aus Materialien von maßvoller Romantik wie etwa Beton. Doch diese stehen an Land und inmitten üppiger Vegetation, die den Eindruck vermitteln kann, man befände sich hier selbst in einer Baumkrone. Die Terrasse in der ersten Etage ermöglicht die Begegnung mit Flughunden auf Augenhöhe.
    Die Vorzüge sind offensichtlich: erhöhter Meerblick bei gleichzeitigem Sichtschutz vor den Mitmenschen und anderen Erinnerungen an die Realität. Schließlich geht es um nichts Geringeres als die perfekt inszenierte Flucht vor der Wirklichkeit. Auch wenn (oder gerade weil) man dieses Gut in keinen Schrank stellen kann, lässt sich damit eine Menge Geld verdienen. Exklusivität und Originalität der Auszeit aus dem Alltag ist vielen Urlaubern sehr viel wert. Das bequeme Riesenbett des Baumhauses, sein Plunge-Pool und die Außendusche, die sich scheinbar inmitten wilder Natur befinden, sind auch in anderen Weltengegenden für viele Reisende der Inbegriff des Luxus.
    Ob man an Land, in der Baumkrone oder auf dem Wasser fünfundzwanzig oder hundertachtzig Quadratmeter Wohnfläche benötigt, ist eine Frage der Wünsche und Mittel. Weil man aber auf den Malediven abends nicht einfach mal auswärts essen kann und eine Menge Zeit in seiner Behausung verbringt, ist es wichtig, bei der Buchung alles richtig zu machen. Das abendliche Entertainment erschöpft sich auf den meisten Inseln im Auftritt einer lokalen Band (und auch das mancherorts nur einmal pro Woche) und dem Absacker an der Bar. Allenfalls hilft die Natur aus, wenn sich eine Schildkröte zum Legen ihrer Eier an Land schleppt oder im Wasser Meeresleuchttierchen glühen. Früh wird es Nacht im Paradies, und alles verschwindet in seine Zimmer. Hochzeitsreisende und Taucher teilen die Angewohnheit, sich zeitig zurückzuziehen. Spätestens um zweiundzwanzig Uhr sind auf der typischen Resort-Insel nur noch die Geräusche des Dschungels zu hören.
    Wer es ein wenig lebhafter mag, kann Zuflucht im Club suchen. Allerdings geht es sogar dort ein wenig gemäßigter zu als in den Bespaßungsanlagen anderer Urlaubslandschaften der Welt. Wummernde Bässe, schreiende Animateure und Ganztagsaktivität passen beinahe ebenso wenig hierher wie Junggesellenabschiede oder Team-Building-Events von Firmen. Die Malediven sind zur Romantik verurteilt.

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