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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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reisende Missionare kamen in die Stadt. Manche von ihnen wollten den Treck bis nach Oregon begleiten, andere begnügten sich damit, in Independence ein paar Seelen vor der ewigen Verdammnis zu retten.
    Die Reisenden selbst waren allerdings eher vernünftige Leute. Die Frauen trugen einfache Arbeitskleider, die Männer Baumwollhemden und Cordhosen. Ihre Kinder, und davon gab es eine Menge, versteckten sich scheu hinter ihren Müttern. Matilda, Tabitha und Lily besuchten oft den Platz, an dem sie sich versammelten. Sie beobachteten, wie die Wagen für die Reise gepackt wurden, und plauderten mit den Frauen.
    Nur wenige von ihnen freuten sich wirklich auf die Reise. Tränenreich beschrieben sie den Abschied von ihren Familien und Freunden in ihren jeweiligen Heimatorten. Die meisten von ihnen hatten für die Fahrt nach Oregon alles verkauft, wobei sie den Großteil des Geldes bereits wieder für den Planwagen mitsamt Ochsen und Proviant hatten ausgeben müssen. Sie erzählten von ihrer Traurigkeit, als sie einen Ofen, ein geerbtes Klavier oder einen geliebten Tisch zu Hause hatten zurücklassen müssen. Aber ihre Ehemänner wollten unbedingt in den Westen ziehen, und es war ihre Pflicht, ihnen zu gehorchen.
    Matilda betrachtete die vielen hochschwangeren Frauen und fragte sich, wie sie eine solch gefährliche Reise in diesem Zustand auf sich nehmen konnten. Sie hatte von den gewagten Flussüberquerungen gehört, den beinahe unüberwindbaren Gebirgsketten und trockenen Prärien, wo es in einer Reichweite von vierzig oder fünfzig Meilen weder Wasser noch Nahrung für die Tiere gab. Außerdem war der Treck ständig durch Cholera, Windpocken und Masern bedroht, die die Hälfte der Reisenden einfach auslöschen konnten. Sie bewunderte den Mut der Menschen und hoffte, sie würden am Ende der Fahrt finden, was sie sich erhofft hatten, aber sie fragte sich dennoch, ob sie nicht einen zu hohen Preis für das bezahlen würden, was sie momentan nur für einen schönen Traum hielt.
    Als der April näher rückte, wurde das Leben immer lauter und hektischer. Die ersten Wagen würden den Ort verlassen, sobald das Gras genug gewachsen war, um den Zugtieren Nahrung zu bieten. Ein einziger Treck bestand aus über sechzig Wagen, und jeden Tag versammelten sich neue Menschen, die an einem später losfahrenden Zug teilnehmen wollten. Die Missionare begannen, feuriger zu reden, die Menschen bevölkerten des Nachts die Bars, und die Prostituierten versteckten sich nicht mehr, sondern stolzierten offen über die Hauptstraßen. Tabak kauende, alte Scouts ließen sich nur zu gern verleiten, völlig übertriebene Geschichten von ihren Kämpfen mit den Indianern oder gefährlichen Büffeljagden zu erzählen.
    Während Lily, Matilda und Tabitha von Tag zu Tag aufgeregter wurden, nahm Giles den Tumult ruhig hin. Er besuchte die abreisenden Familien, betete mit ihnen und segnete sie. Oft ging er abends durch die Bars und die spontan errichteten Spielsäle und erinnerte die Männer, die mit beiden Händen ihr Geld verprassten, daran, dass ihre Familien von ihnen abhängig waren.
    Am vereinbarten Abreisetag gingen die Milsons und Matilda die Menschen verabschieden. Es regnete, und der Treck bewegte sich nur langsam, während die Unerfahrenen kämpften, ihre Ochsengespanne unter Kontrolle zu halten. Der Treckführer, ein früherer Soldat mit einem mächtigen Bart, umritt mit seinem schwarzen Pferd die Planwagen und beaufsichtigte die Abfahrt. Es war ein beeindruckender Anblick, wie sich die siebzig Wagen, die teilweise von bis zu acht Ochsen gezogen wurden und hinter denen noch Kühe und Esel hertrotteten, in Bewegung setzten und langsam eine Reihe bildeten. Einige der älteren Kinder liefen neben dem Treck her, während die Kleinen neugierig aus dem hinteren Teil der Wagen herausschauten. Die Frauen saßen neben ihren Männern auf dem Kutschbock, und einige von ihnen hielten Babys auf den Armen. Meist war ein Stück Zelttuch auf den Köpfen der Frauen der einzige Schutz gegen den Regen. Eine Gruppe Missionare sang Hymnen, doch ihre Stimmen gingen in den Abschiedsgrüßen, dem Peitschengeknall, dem Donnern der Räder und dem Regen unter, der auf die Dächer der Planwagen trommelte.
    »Die meisten der Wagen sind völlig überladen«, bemerkte Giles. Unter den Zelttüchern lugten Stühle, Tische und andere lieb gewonnene Gegenstände hervor. »Den Großteil dieser Dinge werden sie wohl unterwegs zurücklassen müssen.«
    »Ich frage mich, wie diese

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