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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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Wenn dies die gängige Vorstellung einer Ehe war, wollte sie lieber allein bleiben.
    »Eines Tages wirst du mir danken«, versicherte Lily und hob den Zeigefinger. »Warte nur ab.«
    Im frühen November wurde Lily krank. Es kam in Stößen, manchmal ging es ihr gut, im nächsten Moment musste sie in den Garten laufen und sich übergeben. Da es ihr am frühen Morgen meist an nichts fehlte, kamen Matilda und Lily nicht darauf, dass sie schwanger sein könnte. Erst nachdem Lily sich drei Nächte lang durchgehend übergeben hatte, konsultierte sie einen Arzt, der ihr verkündete, dass sie bereits im dritten Monat war.
    Sie war begeistert und gleichzeitig überrascht. »Es muss an der harten Arbeit gelegen haben, dass ich nicht bemerkte, wie meine Blutung ausgeblieben ist. Das Alter macht mich offenbar vergesslich.«
    Lily gegenüber zeigte sich Matilda begeistert und aufgeregt, doch insgeheim sorgte sie sich. Sie fürchtete, eine zweite Fehlgeburt könnte Lily das Glück rauben, das sie gewonnen hatte. Außerdem war sie bereits siebenunddreißig, und in diesem Alter war eine schwere Geburt noch wahrscheinlicher.
    Giles und Matilda bestanden darauf, dass Lily von nun an die harte Arbeit nicht mehr selbst erledigte und sich am Nachmittag ausruhte. Bald ging es ihr wieder besser. Sie blühte auf, ihr Haar leuchtete, und sie war ständig hungrig. Sie lachte Matilda und Giles aus, wenn sie sie daran hindern wollten, Wasserkrüge oder Holzscheite für den Ofen zu tragen.
    »Es wird ein Junge, das weiß ich genau«, sagte sie öfter, und ihre Augen leuchteten glücklich. »Ein kräftiger, strammer kleiner Bursche. Ich bin froh, dass du keinen Mann gefunden hast, Matty. Du wirst mir mit dem Jungen helfen müssen.«
    Matilda vergaß ihre Befürchtungen angesichts solchen Glücks. Es war für sie die perfekte Entschuldigung, ihre eigene Zukunftsplanung hinauszuschieben und nicht mehr an ihren Status als unverheiratete Frau zu denken. Außerdem liebte sie Babys wirklich und konnte sich nichts Wundervolleres vorstellen, als dass Lily und Giles endlich den Sohn bekommen würden, den sie sich schon so lange wünschten.
    Sie stand morgens besonders früh auf, um die Arbeiten zu erledigen, für die Lily eigentlich zuständig war, damit sie sich nicht schuldig fühlte und darauf bestand, sie selbst auszuführen. Mit Freuden hackte Matilda Holz, schrubbte und wienerte den Boden mit neuer Energie und dachte ständig über Methoden nach, das gepökelte Schweinefleisch schmackhafter zuzubereiten, um ihrer Freundin eine Freude zu bereiten. Abends nähten sie gemeinsam kleine Nachthemden aus Baumwolle, Jäckchen und Kappen, und sie beeilten sich, mit dem großen Quilt fertig zu werden, um bald mit einem neuen kleineren für das Baby beginnen zu können.
    Anfang Januar begann das Ungeborene zu treten, und Lily griff oft nach Matildas Hand und legte sie sich auf den Bauch, um sie an dem Gefühl teilhaben zu lassen. Matilda legte ihr Ohr an Lilys Leib und hörte den Herzschlag des Kindes, wobei beide Frauen Freudentränen vergossen.
    »Als ich mit Tabitha schwanger war, habe ich ganz anders empfunden«, gab Lily eines Tages zu. »Nicht nur, weil es als unanständig betrachtet wurde, über solche Dinge zu reden, sondern auch weil ich die meiste Zeit solche Angst hatte. Damals hatte ich noch keine Freundin wie dich, der ich mich anvertrauen konnte.«
    Giles’ Aufregung stand der der Frauen in nichts nach. Er gab dem Baby den Namen Harry, und fast jeden Abend, wenn er von der Arbeit kam, legte er seine Hand auf Lilys Bauch und fragte, wie es Harry ginge. Tabitha war vollkommen außer Rand und Band. Sie fertigte ein Babykleidchen für ihre Stoffpuppe an und übte sich darin, ihr Windeln anzulegen, damit sie Harry später selbst wickeln konnte. Aber es gab auch Zeiten, in denen ihre nicht enden wollenden Fragen Lily in Verlegenheit brachten.
    »Wie ist das Baby in deinen Bauch gekommen?«, wollte sie eines Tages wissen.
    »Gott hat es dort hineingesetzt!«, antwortete Lily.
    »Aber es ist ein komischer Ort für ein Baby. Wie kommt es denn wieder da raus?«
    Es war Matilda, die eingreifen musste und eine Erklärung versuchte. »Gott hat es in Mamas Bauch gesetzt, als es noch sehr klein war. Es bleibt dort im Warmen, bis es groß und stark genug ist, um geboren zu werden.«
    »Kommt es durch Mamas Bauchnabel heraus?«, beharrte Tabitha, die sich nicht von ihrer Frage ablenken lassen wollte.
    »Nein, mein Schatz«, sagte Matilda. »Im Frühling zeige

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