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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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Weihnachten, als dichter Schnee und bitterkalter Wind durch die Fenster und jede kleine Ritze im Dielenboden hereinzuströmen schien, schmiedete sie noch neue Pläne. Zwei Mal die Woche stapfte sie durch den Schnee zur Schule, wo sie den Kindern Englisch beibrachte. Wöchentlich lud sie die Nachbarsfrauen ein, um mit ihnen und Matilda Quilts zu nähen.
    Während dieser Nähstunden war es auch, dass Matilda schließlich die Wurzel von Lilys neuer Zufriedenheit entdeckte. An einem grauen Februartag saßen sie in mehrere Decken gehüllt vor dem Ofen und trennten alte Kleider auf, die sie für eine neue Patchworkdecke verwenden wollten. Als Matilda sah, dass Lily lächelnd auf ein Stück roter Baumwolle blickte, wurde sie neugierig.
    »Ich kann mich gar nicht an diesen Stoff erinnern. Hatte Tabitha mal ein Kleid daraus?«, fragte Matilda.
    »Nein, ich«, antwortete Lily und errötete. »Ich habe es aus reiner Sentimentalität von England bis hierher mitgenommen.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du früher Rot getragen hast«, entfuhr es Matilda überrascht. Lily trug meistens unauffällige Farben.
    »Meine Tante Martha, die Pfarrersfrau, hat mir das Kleid damals geschenkt. Sie hatte erraten, dass ich mich in Giles verliebt hatte. Er war damals Hilfspfarrer in Bath und besuchte uns nach den Gottesdiensten. Sie war überzeugt, dass er meine Gefühle erwiderte, und sie wollte unbedingt, dass ich das Kleid trug. Sie meinte, die Farbe könnte als Signal für ihn wirken, mir endlich seine Liebe zu gestehen. Ich fühlte mich nicht gerade wohl in dem Kleid, aber immerhin hat der Plan meiner Tante funktioniert. Giles machte mir zu meinem Aussehen Komplimente und fragte mich, ob er um mich werben dürfe. Wenig später hielt er um meine Hand an.«
    Lily sprach nur selten über ihr Leben vor der Hochzeit mit Giles. Matilda hatte Lilys herrische Eltern in Bristol kennen gelernt und vermutete, dass sie sich nicht gern an ihre Kindheit und Jugend erinnerte. Aber da Lily gerade in der Stimmung für Erinnerungen war, munterte Matilda sie auf, von Giles’ Heiratsantrag und ihrer Hochzeit zu sprechen.
    Lilys bissige Kommentare über die Geschwindigkeit, mit der ihr Vater die Hochzeit ausgerichtet hatte, verrieten, dass sie sich durchaus darüber im Klaren war, dass ihre Eltern sie schnellstmöglich hatten loswerden wollen.
    »Mein Vater sagte damals: ›Du bist nicht gerade ein Hauptgewinn, Lily. Hübsch kann man dich auch nicht nennen, aber ein armer Hilfspfarrer darf auch nicht allzu wählerisch sein.‹ Mutter war nicht weniger grausam. Sie gab mir das Hochzeitskleid einer meiner Schwestern, obwohl es viel zu groß für mich war. Sie meinte, sie wollten meinetwegen nicht noch mehr Geld für unnötige Anschaffungen verschwenden. Was auch immer ich tragen würde, es könnte mich sowieso nicht in eine Schönheit verwandeln.«
    »Wie grausam von deinen Eltern!«, rief Matilda aus. Lily war nicht hervorstechend schön, aber sie hatte eine anmutige Figur, eine gute und klare Haut und beneidenswerte Eleganz und Grazie.
    »Ich kümmerte mich nicht um ihr Gerede.« Lily lachte auf. »Ich habe das Hochzeitskleid selbst umgeändert, und der cremefarbene Satin stand mir sehr gut. Abgesehen davon sah Giles viel besser aus als die Ehemänner meiner Schwestern und war ein viel besserer Mann. Und er heiratete mich aus Liebe, nicht wegen des Geldes.«
    Als sie mit ihrer Erzählung bei der Hochzeit angelangt war, begann sie zu kichern. Ihre Hochzeitsnacht hatten sie und Giles in einer Herberge an der Straße nach London verbracht. »Ich weiß nicht, ob ich dir wirklich davon erzählen sollte, aber ich wünschte, mir hätte vorher jemand die Wahrheit gesagt, da es mir eine Menge Peinlichkeiten erspart hätte«, gab sie zu, und ihr blasses Gesicht rötete sich. »Ich wusste nichts über Männer, Matty, oder über das, was in der Hochzeitsnacht eigentlich passieren sollte, und ich habe den Fehler gemacht, dem Rat meiner Mutter zu folgen. Sie erzählte mir, dass es fürchterlich wehtun würde, aber wenn ich mich dabei die ganze Zeit hin und her bewegte, würde es schnell vorbeigehen.«
    Matilda war verblüfft, dass Lily über solch intime Dinge überhaupt reden wollte. Niemals zuvor hatte sie über Sex gesprochen, nicht einmal andeutungsweise.
    »Doch ich habe sie falsch verstanden. Ich bewegte mich schon, noch bevor Giles mich in die Arme nehmen wollte. Er fragte mich, ob Käfer in meinem Bett seien.«
    Matilda musste laut loslachen. Sie wusste

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