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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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perfekt für Cissy war. Er war nicht gut aussehend, sein Haar war dünn und sandfarben und seine Haut pockennarbig, aber er besaß eine attraktive Rauheit, ausgeprägte Gesichtszüge, blassblaue Augen und eine tiefe, kräftige Stimme. Mit seinen breiten Schultern und großen Händen sah er hart aus, doch seine Zärtlichkeit gegenüber Cissy und Peter deutete auf einen weichen Kern und eine freundliche Natur hin.
    »Cissy zu finden war das Beste, was mir in meinem Leben jemals passiert ist«, bekannte er ohne ein Anzeichen von Verlegenheit. »Ich kann zwar überall Arbeit finden, da ausgebildete Zimmerleute im ganzen Land gesucht werden, aber es war ein leeres, einsames Leben, bevor sie auftauchte. Jetzt habe ich eine richtige Familie.«
    Giles fragte ihn, welche Pläne er für Oregon hatte.
    »Ich werde ein Holzgeschäft aufbauen«, antwortete John. »Für den Anfang baue ich uns ein kleines Holzhaus und nehme einige Jobs an, bis wir auf die Füße gekommen sind, aber so wie ich es sehe, kann man dort mit Holz ein Vermögen verdienen. In Oregon gibt es genug Bäume, um Häuser in ganz Amerika zu bauen.«
    Sie hatten sich bereits einen Planwagen gekauft, und Cissy meinte, John habe ihn besser ausgestattet als alle anderen Reisenden. »Wir haben nicht so viele Möbel wie die meisten Leute«, räumte sie ein und rümpfte die Nase. »Sie werden vieles davon unterwegs zurücklassen müssen. Aber wir brauchen auch nicht viel, nur ein warmes Bett und eine Menge Lebensmittel. Wenn wir erst in Oregon sind, kann John alles selbst bauen, was wir benötigen. Wir sparen uns das Geld für Oregon.«
    »Haben Sie nicht Angst vor den Indianern?«, wollte Lily wissen. »Ich habe erst vergangene Woche gehört, dass sie einige der Siedler in den Steppen getötet und zwei ihrer kleinen Mädchen entführt hätten.«
    »Das ist mir auch zu Ohren gekommen«, stimmte John zu. »Aber ich lasse mich davon nicht beunruhigen. Drei indianische Scouts begleiten unseren Treck, und unser Führer spricht ihre Sprache ein wenig. Ich vertraue darauf, dass sie uns sicher durch das Gebiet bringen werden. Meines Wissens sterben während der Reise viel mehr Menschen bei Unfällen und an Krankheiten als durch Angriffe der Indianer. Ich vermute, die Army erfindet viele dieser Geschichten, um einige der grauenvollen Dinge zu rechtfertigen, die sie den Indianern antut.«
    »Ich stimme Ihnen zu«, erklärte Giles und nickte. Er war vehement gegen die Pläne der Regierung, die Indianer in andere Gebiete umzusiedeln, an denen die Weißen kein Interesse hatten, und er befürchtete, dass sie sich bald erheben und für diese Behandlung grausam rächen würden. »Auch viele der Missionare richten Unheil an. Sie versuchen, diese Menschen zu verändern, sie zur Landwirtschaft zu bewegen, sie zum Christentum zu bekehren. Sie möchten, dass sie wie wir werden, aber warum sollten sie? Immerhin ist es ihr Land, und ihr Leben war gut und wunderbar, bis der Weiße Mann kam und seine Nase in ihre Angelegenheiten steckte.«
    John lachte. »Sie wollen sie also nicht konvertieren?«
    »Nein«, Giles lächelte. »Abgesehen davon glaube ich, dass sie gut sind, wie sie jetzt sind. Sie haben ein Anrecht auf einen eigenen Glauben und ihre Lebensweise. Die Menschen in Independence und Umgebung bereiten mir genug Sorgen. Ich habe nie von Indianern gehört, die ihre Kinder verlassen oder andere zwingen, unter menschenunwürdigen Bedingungen zu arbeiten, wie die Weißen es tun. Ich glaube, wir könnten eine Menge von den Indianern lernen.«
    Bei diesen Worten wandte Cissy sich Lily zu. »Er ist ein wirklich guter Mann, nicht wahr?«, meinte sie. »Ich habe nie viel von Gott gehört, bis ich ins Heim kam, aber wenn es ihn wirklich gibt, ist er Mr. Milson bestimmt sehr ähnlich.«
    »Das hast du wunderschön gesagt, Cissy«, entgegnete Lily, und die offensichtliche Ehrlichkeit in den Worten des Mädchens brachte ihre Wangen zum Glühen. »Aber auch du bist eine gute Frau, sieh dich einmal an! Du bist so hübsch, tapfer und stark. Du wirst mit deinem Mann, Sidney und deinem Sohn ein großes Abenteuer erleben. Ich, Mr. Milson und Matilda sind alle so stolz auf dich.«
    In den folgenden Tagen verbrachte Matilda so viel Zeit wie möglich mit Cissy und Sidney, da der Treck bald losziehen würde. Das Selbstbewusstsein, das die beiden gewonnen hatten, bereitete ihr viel Freude, und Matilda begann zu verstehen, dass die schlimmen Erfahrungen, die sie als Kinder hatten sammeln müssen, ihnen nun

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